Die Spots findet er auf Wanderungen im Sommer -  gefilmt wird allerdings im Winter. Der Stuttgarter Max Wildenmann dreht einen Heimatfilm über das Snowboarden und setzt lokale Skigebiete dafür in Szene.

Stuttgart - Das Wasser glänzt an der Oberfläche, die Landschaft ist weit und ruhig. Doch die Ruhe währt nicht lang, plötzlich kommt ein Snowboard angeschossen, das einen jungen Fahrer über das Wasser trägt. Die idyllische, schneeweiße Landschaft wird durch das Rauschen des Wassers durchbrochen und der Snowboarder landet auf der anderen Seite des Sees. Im Hintergrund hört man einige Leute applaudieren.

 

Was passiert hier? Und: Wie geht das? Ein wenig Auskunft kann Max Wildenmann geben. Der 31-jährige Kameramann und Besitzer eines eigenen Stuttgarter Skate-Modelabels (Grotesque), ist für die Szene verantwortlich. Rund zwei Jahre drehte er mit bekannten Snowboardern aus dem Schwarzwald. Als "leidenschaftliche Hommage an den malerischen Schwarzwald, wo wir zu Hause sind", beschreibt Wildenmann die Arbeit. Er selbst wohnt zwar in Stuttgart, wuchs aber im Schwarzwald auf. Die Orte - oder auch Spots, wie man es in der Szene nennt - in Wildenmanns Film gleichen traumhaften Kulissen, die man sonst nur aus Filmen über St. Moritz oder Aspen kennt. Wo die Spots im Schwarzwald stecken, will der Filmemacher jedoch nicht preisgeben. "Das ist meist mit einer langen Suche verbunden und passiert oft schon im Sommer, wenn man eine Runde Wandern geht und erkundet, wo man im Winter vorbeischauen könnte. Mein Bruder Robert ist da der Experte, er läuft tagelang durchs Hinterland auf der Suche nach was Neuem", sagt er.

Seit mehr als 20 Jahren fährt Wildenmann Snowboard. Schon früh ging er mit seinem Bruder auf die Pisten, stets mit einer Kamera in der Hand. Über die Jahre folgten Freunde, die sich den Brüdern anschlossen. Beim Filmen gab es jedoch immer wieder Kommunikationsprobleme, sodass die Fahrer nach einem Codewort suchten, um dem Kameramann klar zu machen, wann sie mit einem Trick beginnen. "So entstand irgendwann das Wort Kartoffel", wie Wildenmann erklärt. Zusammen sind die jungen Männer das "Kartoffelpack". Ihr Film trägt den passenden Namen "Snurfing Kartoffels" – was einerseits für den Spaß beim Snowboarden steht, andererseits für trickreiches Fahren. "Der Titel steht für all das, was wir machen", sagt Wildenmann.

Ein weiterer Grund, warum sich Wildenmann und sein Team nicht für Laax oder St. Moritz als Filmkulisse entschieden haben: Der Film sollte persönlich sein. Der Schwarzwald habe genügend Facetten und liege direkt vor der Haustür. Einige Spots im Film liegen sogar nicht auf einem Berg, sondern erinnern stark an ein Schwimmbad oder an einen Hinterhof. "Um urbane Spots zu finden, muss man mit wachsamen Augen durch die Gegend fahren – meistens entdeckt man sie zufällig", sagt der Filmer mit einem Lächeln.

Ganz neu sind für Wildenmann solche Spots jedoch nicht. Einer seiner ersten Filme handelte bereits vom Snowboarden in Stuttgart - der Stuttgarter liebt urbane Spots. Wenn auch der befahrene See im Film nicht ganz urban ist, überzeugt er zumindest als interessantes Hindernis. Und wie man so eines überquert, gibt er irgendwann schließlich preis: "Wenn man sich ein wenig weiter nach hinten lehnt und viel Geschwindigkeit hat, schafft man es einwandfrei über den See."

Premiere Der Film "Snurfing Kartoffels" wird am 20. November im Verkaufsraum des Skate-Modelabels Grotesque, in der Ossietzkystraße 6, um 21.30 Uhr gezeigt.

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