Henrik Brislow macht schon lange Musik. Aber durchstarten konnte er erst mit MC Bruddaal. Seine Liebeserklärung an Stuttgart, „Du bisch mei Number One“ wurde bei Youtube bisher 286.000 Mal angeklickt. Jetzt hat er zwei neue Lieder rausgebracht.

Schorndorf - Und das soll MC Bruddaal sein? Dass Henrik Brislow privat nicht mit der seltsamen Fellmütze auf dem Kopf und der Brezel-Goldkette um den Hals herumläuft, ist mehr als verständlich. Aber dass derjenige, der in seinen Liedern Worte wie Kuddroimer, Gebbl und Donderladdich benutzt, normalerweise astreines Hochdeutsch ohne jeden erkennbaren schwäbischen Einschlag spricht, ist doch eine ziemliche Überraschung. „Meine Eltern sind Schweden, ich bin also kein Urschwabe“, sagt Henrik Brislow, der in Schorndorf geboren und aufgewachsen ist.

 

Trotzdem hat er vor etwa drei Jahren den Schwabenrapper MC Bruddaal erschaffen. Dafür gab es vor allem zwei Anlässe. Zum einen die Proteste gegen Stuttgart 21, zu denen Henrik Brislow ein Lied schreiben wollte, ohne jemanden vor den Kopf zu stoßen. Zum anderen verfolgte er in dieser Zeit das Fernsehformat „Bauer sucht Frau“: „Da gab es den schwäbischen Bauer Martin. Wenn ich den nachgemacht habe, haben sich alle totgelacht“, erzählt der 33-Jährige. Und so entstand MC Bruddaal mit seiner Fellmütze, der sich in „Oba bleiba“ auf humorige Art und Weise über Stuttgart 21 auslässt. Der Name war übrigens schnell gefunden: Sein früherer Chef hatte das Wort bruddaal in jedem zweiten Satz benutzt.

„Mir hat es schon immer Spaß gemacht, lustige Texte zu schreiben und andere mit Musik zum Lachen zu bringen“, sagt Henrik Brislow, der in Stuttgart lebt. Auch wenn er ein großer Hip-Hop-Fan ist – mit bierernstem oder aggressivem Gangsterrap konnte er nie viel anfangen. „Vielleicht bin ich nicht cool genug – oder mittlerweile zu alt“, sagt er und lacht. Aber nicht nur deswegen fühlt er sich mit der Figur des MC Bruddaal wohl. Der gelernte Grafikdesigner macht schon seit vielen Jahren Musik: „Wenn ich mit meiner früheren Band Zweihochvier ein Album aufgenommen habe, dann war das immer total viel Arbeit – und es kam wenig zurück“, sagt er. Dagegen kostete es nur einen Bruchteil der Zeit, das Video zu „Oba bleiba“ aufzunehmen. Und da er dieses auf der Videoplattform Youtube veröffentlichte, konnte er anhand der Klickzahlen und Kommentare zudem gleich sehen, wie das Lied ankommt.

Mit „Du bisch mei Number One“ den Nerv getroffen

Deswegen war im vergangenen Jahr auch ziemlich schnell klar, dass er mit seinem Lied „Du bisch mei Number One“ den Geschmack der Stuttgarter getroffen hatte. Die Liebeserklärung an die Schwabenmetropole wurde mittlerweile mehr als 286.000 Mal angeklickt. „Man sieht in dem Video einiges von Stuttgart, deswegen gefällt es auch vielen, die vielleicht schon länger nicht mehr in der Stadt leben. Sogar aus Amerika haben sich Leute gemeldet“, erzählt Henrik Brislow. Trotzdem – mit den Entwicklungen, die dieses Lied ausgelöst hat, hätte er niemals gerechnet. Genau an dem Tag, als klar wurde, dass er wohl seinen Job in einem Onlineshop aufgeben muss, meldeten sich verschiedene Medien bei ihm – wegen „Du bisch mei Number One“: „Eine Tür ging zu, eine andere Tür dafür auf.“ Der Plattform Youtube sei Dank.

Henrik Brislow beschloss, die Erfolgswelle zu nutzen, sich in einem Stuttgarter Probenraumzentrum einzumieten und erstmal nur an MC Bruddaal zu arbeiten. Mit „Honger ond Dorschd“ sowie „Kehrwoch“ sind mittlerweile zwei weitere Lieder entstanden. „MC Bruddaal ist der sympathische Schwabenseggl, der überall sein muss, wo etwas los ist – deswegen wollte ich auch ein Video auf dem Cannstatter Wasen drehen.“ Und dass MC Bruddaal als echter Schwabe nicht an der Kehrwoche vorbeikommt, war auch klar. Momentan schreibt Henrik Brislow noch an weiteren Liedern, die den Alltag im Schwabenländle zum Thema haben: „Auf der A8 isch was los“ und „Budderbrezel“ stehen als Titel schon fest. Aufnehmen will er sein Album demnächst im Winterbacher Studio House of Music.

Viel Zeit dafür hat er allerdings nicht, denn mittlerweile produziert Henrik Brislow jede Woche einen Rückblick für den Radiosender Antenne 1. Zudem will er einen eigenen Onlineshop aufbauen. Denn trotz des Erfolgs, er hat bisher noch nicht viel verdient: „Das ist auch ein Lernprozess für mich, dass ich Geld für Auftritte verlange. Oft habe ich zugesagt, weil es mir einfach Spaß macht, als MC Bruddaal auf der Bühne zu stehen.“