Erich Kellerhals ist 74 Jahre alt, ein streitbarer Senior. Er gilt als stur – und will das Sagen bei Media-Saturn zurück. Aktuell führt er sieben Prozesse gegen Metro.

München - Es ist nicht leicht, im Ringen um die Macht bei Media-Saturn einen Favoriten auszumachen. Der im November 1939 in Ingolstadt geborene Erich Kellerhals ist jedenfalls kein typischer Underdog, obwohl er gegen den börsennotierten Metro-Konzern steht. Das US-Magazin Forbes schätzte sein Familienvermögen zuletzt auf knapp drei Milliarden Euro. Sich persönlich ein Bild von ihm zu machen, ist nicht leicht. Interviews gibt er selten. Der 74-Jährige lebt in seiner Salzburger Villa zusammen mit seiner ein Jahr jüngeren Ehefrau Helga.

 

Seit einem halben Jahrhundert sind beide verheiratet, zu einem guten Stück auch geschäftlich. 1963 haben sie in Ingolstadt ein Einzelhandelsunternehmen gegründet, das Radios und Fernseher, Kühlschränke und Waschmaschinen, Herde und Ölöfen verkauft hat. Das Sortiment ähnelte dem späterer Mediamärkte. Den ersten davon haben Kellerhals und zwischenzeitlich dazugestoßene Partner 1979 in München aufgemacht.

Kellerhals fehlte ein Gegenpart zum Reiben

„Kellerhals hatte eine Idee, das Kreuz sie umzusetzen und Erfolg“, beschreibt ein Branchenkenner die Anfänge, die auch persönlichkeitsbildend waren. „Er ist ein Selfmade-Milliardär, der sich nichts sagen lässt und lange auf keinen Widerstand gestoßen ist“, charakterisiert ihn einer, der Kellerhals geschäftlich über den Weg gelaufen ist. „Er ist stur“, räumt man durchaus auch im Kellerhals-Lager ein. Ein solches Persönlichkeitsbild ist konfliktträchtig.

Aber lange schlummerte dieses Potenzial. Zum einen ging es geschäftlich bergauf. Zum anderen fehlte ein Gegenpart zum Reiben. 1988 ist die börsennotierte Kaufhof AG mehrheitlich bei Media-Markt eingestiegen und deren Saturn-Hansa-Märkte kamen dazu. Die heutige Holding Media-Saturn mit Sitz in Ingolstadt nahm Gestalt an. Mit frechen Werbesprüchen wie „Geiz ist geil“ und einer cleveren Strategie, bei der die jeweiligen Geschäftsführer eines Media-Markts zu einem Zehntel an dessen Kapital beteiligt wurden, stieg die Kette zur heutigen Bedeutung auf.

Kellerhals führt sieben Gerichtsverfahren gegen Metro

An der Holding hat sich Kellerhals damals ein Vetorecht gesichert, obwohl er nur noch knapp 22 Prozent am Unternehmen hielt. Das ist eine weitere Zutat für das heutige Ungemach. Den Zündfunken lieferte die Übernahme von Kaufhof durch Metro und der Fehdehandschuh, denn die Düsseldorfer Anfang 2011 ausgepackt haben.

„Ein Mensch braucht eine Aufgabe“, hat der Milliardär einem Journalisten anvertraut und seine Mission präzisiert: Er will bei seinem Baby Media-Saturn wieder mitbestimmen. Dazu führt er aktuell sieben Gerichtsverfahren gegen Metro. „Sie haben geglaubt, einen alten Mann mürbe machen zu können, die Lage aber komplett unterschätzt“, sagt einer, der Kellerhals gut kennt. Geld brauche dieser nicht. Deshalb werde er seine Anteile an Media-Saturn auch nie an Metro verkaufen. „Mein Herz hängt daran. Ich werde nicht aufgeben“, hat Kellerhals klargestellt. Wenn es um das Lebenswerk geht, werden auch Milliardäre emotional. Das gilt vor allem dann, wenn auch noch gekränkte Eitelkeiten mit ins Spiel kommen.