Der Moderator Pierre M. Krause hat sich an der HdM den Fragen der angehenden Kollegen gestellt.

Vaihingen - Der Sitz für ein Jugendradio ist spitze gewählt!“ Knitz kommentiert Pierre M. Krause Baden-Baden, jenen Ort im Schwarzwald, dessen Einwohner das älteste Durchschnittsalter in Baden-Württemberg aufweisen. Dort residiert „Dasding“, das junge Radio- und Fernsehprogramm des Südwestfunks, dort begann Krause seine Karriere. Und um die geht es nun an der Hochschule der Medien (HdM): Der Moderator und Humorist stellt sich den Fragen von Helene Reiner und Thorsten Helber in der Reihe Werkstattgespräch.

 

Beide absolvierten am Institut für Moderation (Imo) das „Qualifikationsprogramm Moderation“, ein Kooperationsprojekt der HdM, des Südwestrundfunks und der Akademie für gesprochenes Wort. 15 Nachwuchstalente werden dort jährlich ausgebildet, berufs- und studienbegleitend, auch von Talkshow-Legende und Imo-Gründer Wieland Backes. Im gut gefüllten Audimax begrüßt er die Podiumsgäste. „Noch bis 15. Juli können sich alle, die Lust am Moderieren haben, für das Qualifikationsprogramm bewerben“, erklärt Backes und fügt schmunzelnd hinzu: „Sie nehmen an einem ‚knallharten’ Casting teil!“

Schlechter Sendeplatz, viel Freiheit

Reiner und Helber verorten hernach ihren Gesprächspartner für das Publikum: Krause moderiert seit zehn Jahren „SWR 3 latenight“, ist Gast in der Quizsendung „Sag’ die Wahrheit“, quartierte sich als „Krause kommt!“ bei Promis ein. Chuzpe und Schlagfertigkeit stehen auf dem Programm. „Baden-Baden bezeichnen Sie schon mal als ‚Sex and Drugs and Rock ’n’ Rollator’, gibt’s da keine auf den Deckel?“, wollen Helber und Reiner wissen. Und Krause antwortet erfrischend entwaffnend: „Ständig! Das motiviert mich weiterzumachen. Manchmal glaube ich, der SWR ist eher ein Versorgungswerk als ein Sender.“ Außerdem brauche er das Geld, so der Karlsruher süffisant. „Nein, nein, der Sendeplatz ist so schlecht, da habe ich viel Freiheit, die ich schätze.“

Da gehe er schon mal in den Musikantenstadel, zieht Frauenkleider an oder lässt sich von seinen Gästen schminken, wie kürzlich von Sängerin Lena Meyer-Landrut, die er fragte, ob sie den Müll trenne. Fallen ihm derlei Fragen spontan ein? „Sie wurde schon alles gefragt, das aber noch nicht. Ich bereite mich gut auf meine Gäste vor, das wäre sonst respektlos“, sagt der 38-Jährige. Ein roter Faden sei die beste Basis für Spontaneität – und zu schade sei er sich für nichts. „Außer fürs Promidinner!“

Kunst der Selbstironie

Der 38-Jährige, der nach dem Fachabitur eine Banklehre machte – wegen der Eltern und der feschen Anzüge – feixt: „Ich schloss als schlechtester Azubi jemals ab, ich habe drei Jahre Stromberg live erlebt – und viele Ideen fürs spätere Leben mitgenommen.“ Moderation indes sei damals dennoch nicht auf seinem Plan gestanden.

Er drehte Kurzfilme, einige ausgezeichnete, so kam er zu Dasding.tv. Krause weiß um die Kunst der Selbstironie. „Welche Tipps soll ich also geben? Ein Volontariat würde ich beim SWR nie bekommen“, so seine Reaktion auf einen Einspieler, in dem er die – hochkant gefilmte – Youtube-Bewerbung eines jungen Mannes nachspielt. „Ich dachte erst, das ist subversiv, man weiß nicht, ob er es wirklich ernst meint oder nicht. Aber er hat nun so viele Klicks auf Youtube, der wird Moderator bei RTL II.“