In einer Stellungnahme des Unternehmens heißt es, Roche akzeptiere den Vorwurf der mangelnden Transparenz nicht. Das Unternehmen halte sich an alle gesetzlichen Vorgaben hinsichtlich der Veröffentlichung von Daten. Weiterhin habe man die Cochrane-Gruppe mit 3200 Seiten Informationen ausgestattet, um ihre Fragen zu beantworten. Ein weiterer Antrag auf Auskunft sei jedoch verweigert worden, weil die Forscher es abgelehnt hätten, eine Vertraulichkeitserklärung zu unterzeichnen. Die Cochrane-Gruppe jedoch, so erklärt Gerd Antes vom Deutschen Cochrane-Zentrum in Freiburg in einer Mitteilung, habe dieses Papier nicht unterschrieben, da mit der Unterschrift z.B. auch zugestimmt worden wäre, nicht darüber zu sprechen, dass es diese Verschwiegenheitsverpflichtung überhaupt gegeben habe.

 

Doch nicht nur Roche, auch Behörden wie die Weltgesundheitsorganisation WHO und die US-Seuchenschutzbehörde CDC spielen eine merkwürdige Rolle in dem Verstecktspiel, wie die BMJ-Website zeigt und wie auch in dem unabhängigen Journal „Gute Pillen – schlechte Pillen“ zu lesen ist: „Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA, die Zugang zu den Roche-Daten hatte, bescheinigte dem Wirkstoff nur einen bescheidenen Nutzen gegen lästige Grippebeschwerden. Nicht behaupten darf der Schweizer Konzern in den USA, Oseltamivir helfe, schwere Erkrankungen wie eine Lungenentzündung oder sogar Todesfälle zu verhindern. Ebenfalls verboten wurde die Behauptung, das Mittel verhindere die Ausbreitung der Grippe.“

Ganz anders jedoch, so ist zu lesen, sei die Entscheidung der europäischen Zulassungsbehörde EMA ausgefallen, die offenbar keinen Zugang zu den vollständigen Daten gehabt habe. Sie bescheinigte dem Medikament, gegen schwere Grippekomplikationen wirksam zu sein. Auch die WHO empfahl Oseltamivir bei Grippe und listete das Mittel noch im März 2011 auf der Tabelle der essenziellen Medikamente. Auch die US-Seuchenschutzbehörde CDC spricht sich für Tamiflu aus. Auf der BMJ-Website ist der Briefwechsel mit den kritischen Fragen der Cochrane-Forscher und den ausweichenden Antworten der Behörden nachzulesen.

Doch was weiß man denn nun über das weltweit bestverkaufte Grippemittel? Tamiflu scheint die grippalen Symptome um einen knappen Tag zu verkürzen. Den gleichen Effekt kann aber auch ein rezeptfreies Schmerzmittel erzielen.