Edward Shang, der früher an der Uni Mannheim als Chirurg tätig war und nach Leizpig gewechselt ist, soll in Studien Daten erfunden haben.

Stuttgart - Dieser Tage haben die Universität und das Universitätsklinikum Leipzig bekannt gegeben, dass sie das Arbeitsverhältnis mit dem Chirurgen Edward Shang in gegenseitigem Einverständnis und mit sofortiger Wirkung beendet haben. Anlass sei der Verdacht wissenschaftlichen Fehlverhaltens des Mediziners. Der 47-jährige Arzt ist ein Spezialist auf dem noch jungen Fachgebiet der sogenannten bariatrischen Chirurgie, die sich unter anderem mit Magenverkleinerung und dem Herstellen von Magenbypässen befasst, was besonders bei Adipositas, also starkem Übergewicht, angewandt wird. Shang war bis Mitte 2010 am Uniklinikum Mannheim tätig. Dort sollen auch mehrere Publikationen entstanden sein, bei denen der Verdacht besteht, dass sie womöglich auf erfundenen Ergebnissen basieren: Die angegeben Studien seien „in dieser Form offenbar gar nicht durchgeführt worden“, wie es in einer Pressemitteilung aus Mannheim heißt.

 

Shang habe die Universität Leipzig Anfang Mai davon in Kenntnis gesetzt, dass er eine der Arbeiten, die er noch an der Mannheimer Fakultät der Uni Heidelberg verfasst hatte und die im Februar 2010 in der Zeitschrift „Surgery for Obesity and Related Diseases“ erschienen war, wieder zurückgezogen habe, teilten die Leipziger mit. In der Studie gebe es „Differenzen zwischen den publizierten Ergebnissen und den zugehörenden Rohdaten“.

Uni Mannheim leitet Untersuchung ein

Wenige Tage nach der Meldung Shangs habe die Universität darüber hinaus erfahren, dass fünf weitere Mannheimer Publikationen ebenfalls zurückgezogen worden seien, die er als Erstautor mit weiteren Kollegen – unter ihnen auch der Ärztliche Direktor der Chirurgischen Klinik in Mannheim, Stefan Post – seit 2003 verfasst habe. In einem Fall habe der Verlag den „Einschluss betrügerischer Daten“ als Grund für diesen Schritt angegeben, heißt es in der Pressemitteilung aus Leipzig.

Eine Sprecherin der Mannheimer Medizinfakultät erklärte auf Anfrage, man habe inzwischen eine Untersuchung eingeleitet und Shang zu einer Stellungnahme aufgefordert. Die zurückgezogenen Studien seien offenbar die Grundlage der Habilitationsschrift des Mediziners gewesen, der im August 2010 auf die erste Professur für Bariatrische Chirurgie in Leipzig berufen worden sei. Shang habe die Arbeiten auf Veranlassung seines ehemaligen Vorgesetzten Stefan Post zurückgezogen.

Post sei bereits 2011 der Verdacht gekommen, dass etwas mit den Daten nicht stimmen könne, sagte die Sprecherin. Eine der fraglichen Studien habe sich damit befasst, ob und wie Aerobic die Gewichtsabnahme nach einer Adipositas-Operation beeinflusst. Eine zweite habe sich mit künstlicher Ernährung beschäftigt. In beiden Fällen seien wohl deutlich weniger Teilnehmer als angegeben an den Studien beteiligt gewesen und ein Teil der Daten frei erfunden worden. Gemeinsam mit Shangs früherem Vorgesetzen habe man alle Maßnahmen eingeleitet, um die Vorgänge unverzüglich aufzuklären, erklärte der Dekan der Mannheimer Fakultät, Uwe Bicker. Sollte sich der Verdacht erhärten, werde man Shang die Lehrbefugnis entziehen. Klinisch habe er aber „hervorragende Arbeit geleistet“, heißt es aus Leipzig.