Die Stiftung Warentest hat Schmerzmittel unter die Lupe genommen. Ergebnis: werden sie sparsam und nur für die gewünschte Wirkung eingesetzt, überwiegt der Nutzen das Risiko. Doch Vorsicht ist angebracht – und von Kombinationspräparaten wird abgeraten.

Stuttgart - Kopfweh, Zahnschmerzen, Rückenleiden: kneift, pocht und zwickt es irgendwo, greifen viele Deutsche erst einmal in Eigenregie zu schmerzstillenden Medikamenten. Doch selbst wenn diese nicht verschreibungspflichtig sind, können sie großen Schaden anrichten: Nach Angaben des Bundesinstitutes für Arzneimittelforschung endet für mehrere tausend Menschen pro Jahr der medizinische Selbstversuch sogar in der Notfallaufnahme einer Klinik. Rezeptfreie Präparate sind also keinesfalls so harmlos wie ihr Ruf.

 

Zum Thema warnt jetzt auch die Stiftung Warentest in ihrer aktuellen Ausgabe. Um Nutzen und Risiken der beliebtesten Schmerzmittel einzuordnen, haben die Verbraucherschützer aktuelle Studien und Untersuchungen zu 76 gängigen rezeptfreien Medikamenten ausgewertet. Dazu haben sie sich an einer großen internationalen Studie orientiert, die von der Universität Oxford durchgeführt und 2013 im Fachmagazin „Lancet“ publiziert wurde. Daten von von mehr als 600 klinischen Studien und rund 350 000 Personen gingen ein.

Was die Verbraucherschützer bereits in einem vorhergehenden Test schrieben, wird nun durch die aktualisierte Datenlage bestätigt: gute Wirkstoffe sind ASS, Diclofenac, Ibuprofen, Naproxen und Paracetamol. Laut Warentest wirken sie – wie beworben – gut gegen Schmerzen und Fieber.

Von Kombinationspräparaten wird abgeraten

Werden Sie sparsam und nur für die gewünschte Wirkung eingesetzt, überwiegt den Experten zufolge der Nutzen auch das Risiko. Von Kombinationspräparaten wie Doppel Spalt compact, Thomapyrin, Neuralgin oder Titralgan raten die Tester jedoch ab. Meist enthalten die Präparate bis zu zwei Wirkstoffe, zum Beispiel Paracetamol und ASS, welches noch durch den Muntermacher Koffein ergänzt wird. „Das kann dazu führen, dass die Arznei zu oft und zu lange geschluckt wird und das Risiko der Nebenwirkungen steigt“, schreiben die Tester. Verschiedene Schmerzmittel-Präparate sollten auch keinesfalls ohne Rücksprache mit einem Arzt kombiniert werden, weil dadurch Wechselwirkungen und ein größeres Risiko für Leib und Leben möglich sind.

Generell raten die Warentester dazu, Schmerzmittel nicht ohne ärztlichen Rat einzunehmen. Sie schlagen vor, sich an folgende Empfehlung zur Einnahme rezeptfreier Schmerzmedikamente zu halten: maximal vier Tage hintereinander und nicht häufiger als zehn Tage im Monat sollten diese Präparate eingenommen werden.

Kopfschmerz als Nebenwirkung

Alles, was wirkt, hat auch Nebenwirkungen. Wer beispielsweise zu häufig Schmerzmittel gegen Kopfschmerzen einsetzt, kann als Nebenwirkung ausgerechnet Kopfschmerzen bekommen. Die Warentest-Experten vermuten, dass dann die Schmerzschwelle im Hirn sinkt. Auch bei Diclofenac kann es zu unliebsamen Begleiterscheinungen kommen: unter Umständen könnte der Blutdruck steigen. Neue Studien zeigen der Warentest zufolge auch, dass das Herzinfarktrisiko steigen könnte.

Bei zu häufigem Einsatz von Präparaten mit Azetylsalizylsäure (ASS) kann es zudem zu Blutungen und Geschwüren im Magen und Darmbereich kommen. Ein Zuviel des Wirkstoffes kann auch die Nieren angreifen, weil dann deren Durchblutung schlechter werden kann. Bei dafür anfälligen Menschen kann der Wirkstoff außerdem Asthma auslösen. Auch andere allergische Reaktion sind denkbar. Letztlich sollte gerade auch die Selbstmedikation mit Paracetamol überdacht werden: Werden die Tabletten zu häufig geschluckt, entstehen Abbauprodukte im Körper, die die Leber schädigen oder sogar zum Tode führen können.