Der Hersteller von Medizin- und Pflegeprodukten erzielt einen neuen Rekordumsatz und steigert sein Ergebnis deutlich. Die Heidenheimer legen ihre Geschäftszahlen zum ersten Mal in der neuen „Gläsernen Fertigung“ vor.

Heidenheim - In ihrem neuen Medical Innovation Center sagt die Paul Hartmann AG aus Heidenheim den Keimen den Kampf an. „Das ist eine der modernsten Reinraumfertigungen für die Herstellung von Medizinprodukten“, sagt ein Unternehmenssprecher auf dem Rundgang durch die „Gläserne Fertigung“. Ein leichter Überdruck in den Hallen sorgt dafür, dass die Luft möglichst partikelarm ist. „Vollständig steriles Arbeiten gibt es nicht“, erklärt der Sprecher, weswegen die Produkte später noch sterilisiert würden. Bevor der Hersteller von Medizin- und Hygieneprodukten am Donnerstag seine Zahlen für 2014 vorgelegt hat, durften sich die Gäste im größten Investitionsprojekt des vergangenen Jahres umsehen. 15 Millionen Euro haben sich die Heidenheimer ihre neue Produktionsstätte am Stammsitz kosten lassen.

 

Der repräsentative Bau entstand genau an gleicher Stelle, an der bereits im 19. Jahrhundert Verbandwatte und Wundverbände hergestellt worden sind. In zwei hellen, streng vom Rest des Gebäudes abgetrennten Bereichen werden Wundauflagen produziert und verpackt sowie OP-Sets zusammengestellt. Die einzelnen Bestandteile wie Kittel, Handschuhe, Verbände und Abdeckungen kommen aus einer größeren Fabrik in Tschechien, die Einweginstrumente werden in Pakistan hergestellt. Auf der Ostalb finden die Artikel nach den jeweiligen Anforderungen einer Operation in der richtigen Reihenfolge und nach den individuellen Wünschen des Kunden zusammen. Im Drei-Schicht-Betrieb arbeiten 250 Beschäftigte in den Fertigungslinien und der Logistik, dazu kommen noch rund 60 Arbeitsplätze in der Produktentwicklung.

3000 Besucher in der „Gläsernen Produktion“ erwartet

Pro Jahr sollen 700 000 Wundauflagen und 2500 unterschiedliche OP-Sets die Anlagen verlassen. Für das laufende Jahr rechnet die Hartmann Gruppe mit 3000 Besuchern im neuen Innovationszentrum. Vor allem Krankenhausmitarbeiter könnten sich hier direkt mit dem Hersteller über die Produkte austauschen und diese in einem speziellen Schau-OP vor Ort testen, erklärt Vorstandschef Andreas Joehle.

Mit dem Geschäftsjahr 2014 zeigt sich der Chef des Medizinartikel-Herstellers zufrieden: Trotz ungünstiger Wechselkursveränderungen sei es der Gruppe erneut gelungen, stärker als der Markt zu wachsen und einen Rekordumsatz zu erzielen. Dieser lag mit 1,86 Milliarden Euro um 3,8 Prozent über dem Vorjahreswert. Der Umsatz im Heimatmarkt wuchs mit 3,1 Prozent auf 624 Millionen Euro etwas langsamer als der Umsatz im Ausland, der um 4,1 Prozent auf 1,24 Milliarden Euro zulegte.

Inkontinenzmanagement ist die größte Sparte

Zuwächse gab es in allen vier Geschäftsbereichen des Unternehmens: Das Geschäft mit Erwachsenenwindeln (Inkontinenzmanagement) ist mit einem Jahresumsatz von 627 Millionen Euro die stärkste Hartmann-Sparte, verzeichnete allerdings nur ein Plus von einem Prozent. Deutlicher legten die Bereiche Infektionsmanagement (441 Millionen Euro; plus 4,8 Prozent) und Wundmanagement (407 Millionen Euro; plus 3,9 Prozent) zu. Die weiteren Konzernaktivitäten wuchsen noch stärker, um 7,1 Prozent auf 386 Millionen Euro. Darunter fällt unter anderem das Geschäft mit Verbandskästen und Pflastern sowie die Kneipp-Pflegeprodukte.

Mit einem Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) von 122 Millionen Euro konnte die Hartmann Gruppe das Vorjahresergebnis um 20 Prozent verbessern. Der Gewinn lag bei 78 Millionen Euro und damit sogar um 25 Prozent über dem Wert von 2013. Den deutlichen Ergebnissprung erklärt Joehle unter anderem mit Effizienzsteigerungen, dem Ausbau des Vertriebs sowie mit Preiserhöhungen. Für das laufende Geschäftsjahr zeigt sich der Vorstandschef, der Zukäufe und den Erwerb von Produktlizenzen nicht ausschließt, „vorsichtig optimistisch, bei den Umsatzerlösen und beim Ergebnis ein moderates Plus zu erzielen“.

Wo die 10 000 Hartmann-Beschäftigten arbeiten

Personal
Ende 2014 hatte die Hartmann Gruppe weltweit gut 10 200 Mitarbeiter. 4350 Beschäftigte arbeiten in Deutschland; davon 1550 am Stammsitz in Heidenheim und 500 im benachbarten Herbrechtingen. 4650 Mitarbeiter verteilen sich auf Standorte im europäischen Ausland, 1200 arbeiten außerhalb Europas.

Standorte
Der Hersteller von Medizin- und Pflegeprodukten ist in mehr als 30 Staaten mit eigenen Länderorganisationen vertreten. Von den rund 20 Produktionsstandorten befinden sich fünf in Deutschland.