Die Branchenführer Anheuser-Busch Inbev und SAB Miller haben große Konkurrenten in China – und kleine in der ganzen Welt. Auch die regionalen Brauer in Deutschland erfreuen sich wachsender Beliebtheit, meint Thomas Thieme.

Stuttgart - Der internationale Biermarkt steht unter Druck. Ein Grund dafür ist der gebremste Durst der Konsumenten in den einstigen Kernmärkten USA und Europa: Gerade junge Amerikaner trinken immer weniger Bier, der Pro-Kopf-Verbrauch ist seit 1990 um ein Fünftel gesunken; in Deutschland sogar um ein Viertel. Da wundert es nicht, dass die Branchengrößen auf die Entwicklungs- und Schwellenländer setzen, dort erhoffen sie sich noch nennenswerte Zuwächse. Die Chinesen sind zum Beispiel längst auf den Geschmack gekommen – auch wenn dieser ein anderer, weil leichterer, ist, als ihn der Mitteleuropäer kennt. Sie beschränken sich nicht auf den Import, sondern brauen selbst mit wachsendem Erfolg. China hatte 2014 den weltweit höchsten Bierausstoß.

 

Das bringt die Branchengrößen in Zugzwang. Für den Weltmarktführer Anheuser-Busch Inbev scheint der Zeitpunkt auch angesichts der niedrigen Zinsen günstig, seine Kräfte mit dem ärgsten Verfolger SAB Miller zu bündeln. Sofern die Kartellwächter den Deal absegnen – sie werden vor allem in Nord- und Südamerika genau hinschauen, wo sich die Absatzgebiete beider am stärksten überschneiden –, entsteht eine neue Übermacht im globalen Biergeschäft. Es ist keineswegs sicher, dass die Konzentration in der fusionsfreudigen Branche nicht noch weiter voranschreitet. Ein heißer Übernahmekandidat war zuletzt auch Heineken, die Nummer drei.

Unterdessen tut sich am anderen Ende der Marktanteilsskala Erstaunliches: Wie Pilze sprießen regionale und lokale Klein- und Kleinstbrauereien aus dem Boden und treffen offenbar den Nerv der Verbraucher. Statt zu einer der großen Marken zu greifen, von denen der Durchschnittskonsument oft nicht einmal mehr weiß, welcher Großkonzern eigentlich dahintersteht, begeistern sich die Käufer zunehmend für Produkte aus ihrem unmittelbaren Umfeld. Sie wollen wissen, welche Zutaten drin sind, wo diese herkommen und wie alles zusammengefügt wird. Das gilt besonders für Lebensmittel, aber in Ansätzen auch für Kleidung – und sogar für Bier.