S-Bahn-Chaos und drangvoller Enge zum Trotz: Immer mehr Menschen nutzen Busse und Bahnen in der Region Stuttgart. In den ersten drei Quartalen stieg die Zahl der Fahrgäste um 3,4 Prozent. Wo liegen die Gründe für diesen Erfolg?

Stuttgart - Tagelang Streiks der Lokomotivführer, nicht enden wollende Zugausfälle und Verspätungen im S-Bahnnetz, jährlich steigende Fahrpreise, immerwährende Kritik am komplizierten Tarifsystem, drangvolle Enge in den Hauptverkehrszeiten – all das scheint den Fahrgastzahlen in Bussen und Bahnen im Gebiet des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS) nichts anhaben zu

 

können. Im Gegenteil: Legt man die Bilanz der ersten drei Quartale 2015 zu Grunde, dann ist der VVS auf Rekordkurs. „Wenn der Trend anhält, können wir die Marke von 365 Millionen Fahrgästen erreichen“, sagen die VVS-Geschäftsführer Horst Stammler und Thomas Hachenberger. Im bisherigen Rekordjahr 2014 nutzten 357 Millionen Fahrgäste den VVS. Seit 2010 bewegten sich die Zuwächse pro Jahr zwischen 0,6 und 3,3 Prozent.

Hintergrund des Erfolgs sind die wachsende Bevölkerungszahl in der Region, der Ausbau der Angebote (etwa im Nachtverkehr oder mit zusätzlichen S-Bahn- und Stadtbahnfahrten) und die gute Konjunktur. Aber auch der fünftägige Kirchentag mit fast 100 000 Teilnehmern, die den Nahverkehr stark nutzten, ist ein Baustein des Zuwachses. Allerdings darf nicht vergessen werden: Auch die Zahl der automobilen Pendler nimmt trotz der zahlreichen Staus in und um Stuttgart ständig zu. Experten gehen deshalb davon aus, dass der Anteil des öffentlichen Nahverkehrs am Verkehrsgeschehen nicht nennenswert zunimmt.

Plus bei Firmen- und Seniorentickets

Hachenberger und Stammler präsentierten jetzt die Zahlen für Januar bis September 2015. Dabei wird deutlich, dass der Zuwachs von 3,4 Prozent vor allem auf dem Erfolg im Berufsverkehr und bei den Zeittickets für Senioren, also Monats- und Jahreskarten, beruht.

Vor allem das Firmenticket, das fünf Prozent und bei einem Firmenzuschuss von mindestens zehn Euro zehn Prozent günstiger ist als ein Jahresticket, erfreut sich großer Beliebtheit. Im August wurde mit 61 800 Abonnenten der Jahreszielwert von 62 000 schon fast erreicht. Ein weiterer Sprung nach vorn wird erwartet, wenn das Land für seine Bediensteten im kommenden Jahr ein Jobticket einführt.

Weiterer Zuwachsbringer sind die Seniorentickets mit einem Plus von 3,5 Prozent. 21 886 Abonnenten haben nun die verbundweit gültigen Jahrestickets, mit denen für 42,50 Euro im gesamten Netz gefahren werden kann. Monatlich kommen rund 200 dazu. Dagegen sind die Entwicklungen in den anderen Fahrkartenmärkten weniger positiv. Im Gelegenheitsverkehr – das sind die Einzel-, Vierer- und Tagestickets – gibt es nur einen geringen Zuwachs, den Experten auf die steigende Zahl von Touristen und Übernachtungsgästen in der Region zurückführen. Während im vergangenen Jahr noch ein leichtes Plus registriert wurde, ist der Ausbildungsverkehr bei weiterhin hohen Studenten-, aber deutlich weniger Schülerzahlen etwas rückläufig.

Mehr Tickets – höhere Einnahmen

Der Erfolg beim Kartenverkauf spiegelt sich auch in der Kasse wider. Die Gesamteinnahmen des VVS liegen in den ersten drei Quartalen mit fast 351 Millionen Euro um 6,3 Prozent über dem Vorjahr. Die Fahrpreise sind Anfang 2015 um 2,9 Prozent erhöht worden – das Einnahmeplus liegt also über diesem Wert. Für 2016 werden die Ticketpreise erneut erhöht: um 2,5 Prozent.

Herbst-Sonderangebot In den Herbstferien vom 31. Oktober bis 8. November gelten alle Einzeltagestickets als Gruppentagestickets: statt einer können bis zu fünf Personen fahren.

35 Besenwirtschaften machen bei der VVS-Tour mit

Besentour
„Schwäbischer als wie die Kehrwoche“- mit diesem Spruch, der wo an Jürgen-Klinsmann-Deutsch erinnern tut, wirbt der VVS für seine Besentour, die im Winterhalbjahr zum elften Mal stattfindet. 35 Besenwirtschaften aus Stuttgart und den umliegenden Kreisen nehmen daran teil – so viele wie noch nie. Der VVS empfiehlt, vor einem Besuch telefonisch nachzu-fragen, ob noch geöffnet ist.

Preise
Alle Besen, die im Faltblatt aufgeführt sind, sind mit dem VVS und einem Fußweg zu erreichen. Wer mit Bus und Bahn anreist, in mindestens drei Besen einkehrt und sich beim Besuch einen Stempel geben lässt, bekommt das dritte Viertele spendiert. Den Tourpass kann man an den VVS schicken und damit an einer Verlosung teilnehmen, Hauptpreis: eine Weinprobe für bis zu zehn Personen.

Informationen
Den Besen-Prospekt gibt es in der Bahn und im Bus, an den VVS-Verkaufsstellen und zum Download auf der Internetseite www-orange-seiten.de, dem Online-Freizeitportal des VVS. Dort werden auch die Besenwirtschaften vorgestellt. Mit der integrierten Fahrplanauskunft wird angezeigt, welche Bahn und welcher Bus zum Besen fährt und wie viel das Ticket kostet.