Die Stadt will sich auf deutlich höhere Temperaturen in der Zukunft einstellen. Um das Leben dann in Ludwigsburg erträglich zu machen, soll unter anderem mehr Grün und mehr Wasser her.

Ludwigsburg - Immer weniger Frost, immer mehr Hitze: Experten gehen davon aus, dass in einigen Jahren in Ludwigsburg ein Klima herrschen wird wie derzeit in Südfrankreich. Deshalb überlegt man in der Barockstadt, was getan werden kann, um den Alltag besonders bei künftigen Hitzewellen erträglich zu gestalten. Angedacht sind vor allem mehr Grünflächen in dicht besiedelten Gebieten, mehr Schattenspender und mehr Wasserflächen. Konkrete Pläne gibt es aber noch nicht – sie sollen in Zusammenarbeit mit den Bürgern entstehen.

 

Deshalb gibt es am 16. Februar eine groß angelegte Aktion, bei der sich die Bürger über die Zukunftspläne informieren und ihre Vorschläge einbringen können. Das Ziel ist es, ein sogenanntes Klimaanpassungskonzept (Klik) zu entwickeln, das mit bereits bestehenden Plänen zur künftigen Gestaltung der Stadt, etwa dem Grünleitplan und dem Freiflächenentwicklungskonzept, verknüpft werden kann. „Es ist eine wichtige Erkenntnis, dass wir derzeit keinen großen Einfluss mehr auf die Klimaveränderung haben, sie ist schon da“, sagt Albert Geiger, der Leiter des Referats Nachhaltige Stadtentwicklung. Aber beim Umgang mit dieser Veränderung gebe es zahlreiche Reaktionsmöglichkeiten.

Grünflächen sollen als Kühloasen dienen

Konkret denkt man darüber nach, verstärkt kleine Grünflächen in der Stadt als „Kühloasen“ zu schaffen – ähnlich dem Vorzeigemodell der Grünen Wand auf dem Rathausplatz. Zudem visiert man an, bei Baumaßnahmen helle Oberflächen zu bevorzugen, die die Hitze weniger speichern, oder die Dach- und Fassadenbegrünung zu forcieren. Letzteres sei auch angesichts der zunehmenden Häufigkeit von Starkregen sinnvoll, betont Nicole Preußner vom Fachbereich Tiefbau und Grünflächen – ebenso wie die Entsiegelung von asphaltierten Flächen, denn so könne das Wasser besser versickern.

Allerdings soll das Klik vor allem als strategisches Leitkonzept dienen, in dem langfristige Ziele festgeschrieben werden, und nicht als kurzfristig umzusetzendes Maßnahmenpaket. Wenn ohnehin irgendwo gebaut werde, wolle man sich bei der Umgestaltung an den Leitlinien orientieren, erklärt Preußner. So komme man nach und nach dem Ziel näher, ein besseres Stadtklima zu schaffen. Es müsse aber stets von Fall zu Fall abgewogen werden, was sinnvoll sei, betont Albert Geiger. Denn letztlich könne es immer auch Zielkonflikte geben, etwa in der Frage, ob man Dachbegrünung oder Photovoltaik bevorzuge.

Räten fehlen konkret geplante Vorhaben

Die Stadträte begrüßen das Konzept an sich zwar, kritisierten es allerdings als noch sehr abstrakt. Es sei nicht klar, welche konkreten Maßnahmen anstünden und wie sich die Bürger genau einbringen könnten, monierte der CDU-Rat Reinhold Noz jüngst im Bauausschuss. Markus Gericke, der Fraktionsvorsitzende der Grünen, lobte die Initiative zwar, wies aber darauf hin, dass es nicht ausreiche, ständig neue Konzepte zu entwickeln, diese dann aber nicht umzusetzen – wie etwa den Grünleitplan oder das Freiflächenentwicklungskonzept. Die SPD-Fraktionschefin Margit Liepins sieht das ähnlich und plädierte für erheblich mehr Grün in der Stadt, während Elga Burkhardt (Lubu) kritisierte, das Konzept werde viel zu spät angegangen.