Die irische Billigmode-Kette Primark wird künftig in Stuttgart an zwei Standorten präsent sein. Die Filiale im Einkaufszentrum Milaneo bleibt mit der Neueröffnung an der Königstraße erhalten. Die Fläche, die Primark nun belegt, ist enorm.

Stuttgart - Bereits mit der Eröffnung seines ersten Ablegers in der Landeshauptstadt Ende 2014 war der Modehändler Primark auf der Suche nach einer größeren Verkaufsfläche. Das ihnen nachgesagte Interesse am früheren Karstadt-Haus in der Königstraße bezeichneten die Iren stets als Gerücht, das man nicht bestätigen wolle. Am Freitag teilte Primark mit, man habe 8110 Quadratmeter Verkaufsfläche angemietet.

 

Details? „In diesem frühen Stadium können wir keine weiteren Informationen hierzu geben“, so Primark weiter. Dabei wird das alte Karstadt-Gebäude bis Ende 2017 in weiten Teilen an die Wünsche des neuen Hauptmieters angepasst. Es war von der Signa-Gruppe (Österreich) an die Union-Investment verkauft worden. Hinter der Fondsgesellschaft stehen rund 1100 Volks- und Raiffeisenbanken, die rund 24 Milliarden Euro in Publikumsfonds gesteckt haben. Nun auch in die Königstraße 27-29.

Starker Expansionskurs

Primark fährt europaweit einen harschen Expansionskurs und ist wegen der Produktionsbedingungen umstritten. Die Niedrigpreise erklärt Deutschland-Chef Wolfgang Krogmann mit großen Stückzahlen und dem Verzicht auf Zwischenhändler. In Deutschland startete Primark 2009 mit einem Ableger in Bremen. Inzwischen gibt es 19 Verkaufsstellen, am 7. April soll in Leipzig der 20. Store eröffnet werden, Mannheim, Hamburg und Bonn folgen. Der Umsatz der Kette hat sich in nur fünf Jahren von 2,73 (2010) auf 5,35 Milliarden Pfund (6,7 Milliarden Euro) in 2015 verdoppelt.

Im Einkaufszentrum Milaneo (43 000 Quadratmeter Handelsfläche) ist Primark seit der Eröffnung im Oktober 2014 der Frequenzbringer und mit 4250 Quadratmeter ein so genannter Ankermieter. Die Fläche sei aber eher klein, sagt Center-Managerin Andrea Poul, der Trendsetter könne nicht das gesamt Sortiment anbieten. Die Frage eines Auszugs stelle sich nicht. Nicht nur, weil die Mietverträge in der Regel zehn Jahre liefen und eine Auflösung nur im Einvernehmen möglich sei. Diese Primark-Filiale sei die mit dem dritthöchsten Umsatz in Deutschland. Und das Potenzial in der Landeshauptstadt sei wohl noch größer.

Auf Königstraße 280 000 Euro Monatsmiete

Das muss es auch sein, denn die 8110 Quadratmeter in der Königstraße, der teuersten Stuttgarter Handelslage, werden für Primark nach Ansicht von Immobilienexperten mit 35 Euro pro Quadratmeter oder 283 856 Euro Monatsmiete zu Buche schlagen. An Umsatz werden etwa 36 Millionen Euro geschätzt.

Beim Einzelhandelsverband wird der Schritt von Primark begrüßt. „Der Umbau des Karstadt-Hauses ist eine Gelegenheit, die nicht wieder kommt“, sagt Sabine Hagmann, Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands Baden-Württemberg. Durch den neuen Anbieter, der auf eine junge Kundschaft setzt, werde die Frequenz am Standort stark zunehmen. „Jeder Händler will die Belebung der Innenstadt“, so Hagmann, auch wenn nicht alle Fürsprecher der Kette seien. Einen ganz anderen Akzent werde Anfang 2017 Breuninger mit der Vermietung des Dorotheen-Quartiers an Luxusmarken setzen. Bei den Mietpreisen in Stuttgart warnt Hagmann allerdings: „Sie sind teilweise zu hoch, einige Eigentümer müssten umdenken.“ Dass die Drogeriemarkt-Kette dm trotz dichter Filialstruktur auch 1500 Quadratmeter an der Königstraße miete hält Hagmann für konsequent. „Das passt mit Primark zusammen.“

Handelsverband wünscht sich Apple-Shop

Den lange erwarteten und nicht nur von Hagmann gewünschten Apple-Shop wird man auf den noch freien 3500 Quadratmeter im Karstadt-Gebäude nicht sehen. Apple stelle erhebliche Ansprüche an Raumgröße, Zuschnitt und Deckenhöhen, die fast nur in einem Neubau zu erfüllen seien, sagt ein Immobilienexperte. Auch Stützen im Verkaufsraum seien bei Apple verpönt. Im Dorotheen-Quartier könnte es passen.

„Die Obere Königstraße wird von Primark profitieren“, sagt City-Managerin Bettina Fuchs. Auch der Mobilfunkkonzern Vodafone mit seinem 1000 Quadratmeter großen Flagship-Store sei eine interessante Adresse. Fuchs hofft, dass die Sanierung des Karstadt-Hauses Immobilieneigentümern in der Schulstraße den Impuls zu weiteren Investitionen gibt. „Das würde der Straße gut tun“, so Fuchs.