Die Stadt Ludwigsburg will die mobilen Tempokontrollen ausweiten – und flexibler auf Beschwerden aus der Bevölkerung reagieren. Auch nachts soll künftig verstärkt Jagd auf Raser gemacht werden.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Die Stadt Ludwigsburg wird die Geschwindigkeitsmessungen in ihrem Stadtgebiet ausweiten und setzt dabei künftig auch auf den Kommunalen Ordnungsdienst (KOD). Derzeit betreibt die Kommune 16 stationäre Anlagen zur Verkehrsüberwachung und verfügt zudem über ein dreiköpfiges Radarteam, das mit einem Radarwagen und Lasergeräten Temposünder jagt. Jetzt sollen darüber hinaus neun Mitarbeiter des KOD für mehr Sicherheit auf den Straßen sorgen. „Das gibt uns, vor allem in den Nachtstunden, mehr Flexibilität“, sagt der Ordnungsamtschef Gerald Winkler.

 

Aufgebaut wurde der Kommunale Ordnungsdienst einst, um beispielsweise Saufgelage auf öffentlichen Plätzen oder Vandalismus in Ludwigsburg einzudämmen, wozu die Mitarbeiter regelmäßig auf besonders stark frequentierten Plätzen in der Barockstadt patrouillieren. Grundsätzlich werde sich daran nichts ändern, betont Winkler. Allerdings werde der KOD in den Herbst- und Wintermonaten naturgemäß seltener gebraucht, und „in diesen Zeiten wollen wir die Mitarbeiter künftig verstärkt in der Tempokontrolle einsetzten“.

Die Stadt will vor allem nachts mehr Raser erwischen

Spüren werden dies nicht zuletzt Fahrer, die nachts durch die Stadt rasen – was bislang häufig unentdeckt blieb, wenn derjenige vor den stationären Radargeräten auf die Bremse stieg. Denn die mobilen Teams der Polizei kontrollieren meist außerorts, und das Radarteam der Stadt ist nur selten in den späten Abendstunden im Einsatz.

Anders die Mitarbeiter des KOD, die es gewohnt sind, auch bis in die Morgenstunden zu arbeiten. Die Stadt erhofft sich davon auch eine präventive Wirkung. „Weil jetzt auch damit gerechnet werden muss, dass zu ungewöhnlichen Zeiten vermehrt geblitzt wird“, sagt Winkler. Darüber hinaus könne die Stadt mit Hilfe des KOD flexibler auf Beschwerden aus der Bevölkerung reagieren – wenn etwa moniert werde, dass an ein einer bestimmten Stelle besonders schnell gefahren werde.

Die Bußgelder spülen 700 000 Euro pro Jahr in die Kasse

Zusätzliche stationäre Anlagen sind aktuell nicht geplant, denn in den vergangenen zwei Jahren wurden für jeweils rund 80 000 Euro zwei neue Blitzersäulen errichtet: vor dem Polizeirevier an der B 27 und in der Solitudeallee. Ein auch finanziell lohnendes Geschäft, denn die Verkehrsbußgelder spülen jedes Jahr rund 700 000 Euro in die Ludwigsburger Stadtkasse. Von den nun 16 Anlagen sind sechs darauf ausgerichtet, Rotsünder zu erwischen, die restlichen zehn sind gegen Temposünder gerichtet.

Nicht alle stationären Blitzer sind immer gleichzeitig in Betrieb, und weil die Standorte in der Bevölkerung weitgehend bekannt sind, ist die Ahndungsquote gering: nach Angaben des Ordnungsamts lösen die Blitzer bei durchschnittlich 0,13 Prozent der Autos aus.

Mobile Kontrollen sind effektiver als Blitzersäulen

Bei mobilen Kontrollen steigt diese Quote schnell auf mehr als zehn Prozent, vor allem in Tempo-30-Zonen wird häufig zu schnell gefahren. Die präventive Wirkung lässt sich messen. In dieser Woche führt die Polizei in ganz Deutschland einen Blitz-Marathon durch. Nach der gleichen Aktion im vergangenen Jahr war die Zahl der Temposünder im Kreis Ludwigsburg signifikant gesunken – zumindest vorübergehend. „Uns geht es bei Geschwindigkeitskontrollen nicht darum, möglichst viele zu erwischen“, sagt der Polizeisprecher Peter Widenhorn. Vielmehr sei das Ziel, „dass jeder seinen Fahrstil hinterfragt und eventuell langfristig sein Fahrverhalten ändert“.

Theoretisch könnte die Stadt die Zahl der Blitzanlagen und der mobilen Messungen nach Gutdünken ausbauen – und damit auch ihre Einnahmen weiter erhöhen. Gewollt ist das nicht. Sowohl Winkler als auch Widenhorn betonen, dass es bei der Auswahl der Standorte stets darum gehe, Unfallschwerpunkte zu entschärfen und Schüler, andere Fußgänger oder Radfahrer zu schützen. „Eine ganze Stadt mit Messanlagen überziehen? Das würde in Richtung Wegelagerei gehen“, sagt Widenhorn. „Das kann nicht das Ziel sein.“