Der Bietigheimer Lackieranlagenbauer sichert sich 55,9 Prozent der Anteile an Homag. Der Anbieter von Holzmaschinen soll als eigenständiger Bereich geführt werden.

Stuttgart - Der Lackieranlagenhersteller Dürr hat die geplante Mehrheitsübernahme der Homag AG erfolgreich abgeschlossen. Die Bietigheimer konnten 55,9 Prozent der Anteile an dem Schwarzwälder Hersteller von Holzbearbeitungsmaschinen einsammeln. Die Kartellbehörden hätten den Plänen bereits zugestimmt. 228,1 Millionen Euro habe Dürr für den Erwerb aufgewendet, teilte das Unternehmen mit. Die Akquisition konnte aus eigenen Finanzmitteln getätigt werden. Vom 1. Oktober an werden die Zahlen von Homag nun in die Dürr-Bilanz hereingerechnet. Die neue Dürr AG setzt mit gut 13 700 Mitarbeiter 3,2 Milliarden Euro um.

 

Dass die Mehrheitsübernahme zustande kommt, daran gab es von Beginn an eigentlich keine Zweifel. Denn Dürr, deren Anteile maßgeblich von der Familie des früheren Bahn-Chefs Heinz Dürr gehalten werden, hatte sich die Mehrheit bereits gesichert, bevor es die Pläne öffentlich machte. Von verschiedenen Großaktionären hat Dürr mittlerweile 53,7 Prozent der Anteile übernommen. So haben die Bietigheimer von der Deutschen Beteiligungsgesellschaft deren komplettes Homag-Paket im Umfang von 39,5 Prozent erworben. Der Aktienpool Schuler/Klessmann habe sich von drei Prozent seiner Anteile getrennt und ist künftig noch mit 22,1 Prozent beteiligt; zudem kann Dürr bis 2021 weitere sieben Prozent der Anteile kaufen. Darüber hinaus hatten zwei weitere, nicht genannte Homag-Anleger, elf Prozent der Anteile beigesteuert.

2,2 Prozent Anteile von freien Aktionären eingesammelt

Von dem gesetzlich vorgeschriebenen Übernahmeangebot haben nur wenige Kleinaktionäre Gebrauch gemacht; rund 2,2 Prozent der Anteile konnten auf diesem Wege eingesammelt werden. Dafür waren die Konditionen auch zu schlecht: 26,35 Euro in bar hatte Dürr für jede Homag-Aktie geboten. Damals lag das Angebot „nur“ 13,1 Prozent über dem gewichteten Durchschnittskurs der vorausgegangenen drei Monate. Seitdem pendelt der Kurs um etwa 26,50 Euro. Dürr hatte von vorneherein betont, dass eine komplette Übernahme gar nicht das Ziel sei, weil Homag an der Börse bleiben soll.

Allerdings soll es einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag geben. Darüber müssen aber die Aktionäre bestimmen; eine Zweidrittelmehrheit ist dafür erforderlich. Auch die ist Dürr sicher, weil der Schuler/Klessmann-Pool das Vorhaben unterstütze. Die Abstimmung soll auf der ordentlichen oder einer außerordentlichen Hauptversammlung von Homag im ersten Halbjahr nächstes Jahr erfolgen. Zuvor muss aber noch ein Bewertungsgutachten von einer Unternehmensberatungs- oder Wirtschaftsprüfungsgesellschaft angefertigt werden. Dieses Gutachten ist die Basis für die Garantiedividende, die die freien Aktionäre künftig erhalten werden. Der Auftrag dafür sei aber noch nicht ergeben, sagte ein Dürr-Sprecher.

Wechsel im Aufsichtsrat

Im nächsten Schritt wird es zu einem umfangreichen Wechsel im Homag-Aufsichtsrat kommen. Bereits fünf Aufsichtsräte – allesamt Vertreter der Anteilseigner – haben ihren Rücktritt schriftlich formuliert. Darunter befindet sich auch der Aufsichtsratsvorsitzende Torsten Grede, hauptberuflich Mitglied des Vorstands der Deutsche Beteiligungs AG, die sich ja komplett von Homag zurückgezogen hat. Insgesamt besteht der Aufsichtsrat auf zwölf Mitglieder, je sechs von Anteilseigner- und Arbeitsnehmerseite.

Nun wird das Amtsgericht neue Kontrolleure bestellen. Als sicher gilt, dass Dürr-Chef Ralf Dieter in das Gremium einziehen wird. Aber auch der Schuler/Klessmann-Pool um den Gründer Gerhard Schuler dürfte einen Vertreter schicken. Mit diesem Schritt will Dürr nicht zuletzt das gute Verhältnis zur Familie demonstrieren. Nach Querelen mit der Deutsche Beteiligungs AG war der Schuler/Klessmann-Pool nicht mehr in dem Gremium vertreten.