Viel hörte man im Wahlkampf nicht von Melania Trump. Sie war zurückhaltend, loyal zu ihrem Mann, trotz aller Extreme. Als Ex-Model zieht sie unweigerlich die Blicke auf sich. Aber wer ist diese Frau wirklich, die Amerikas nächste First Lady wird?

New York - Selten wohl haben die Amerikaner so wenig über ihre nächste First Lady gewusst wie über Melania Trump. Nicht Melania, das Ex-Model, die 1,80 Meter große brünette Schönheit mit den hohen Wangenknochen, auch nicht Melania, die Gattin eines Multimilliardärs in schicken Kleidern und mit Chauffeur. Es ist Melania, der Mensch, der weiter im Verborgenen geblieben ist, auch jetzt noch, nach dem Ende des aufwühlendsten Wahlkampfes in der moderneren US-Geschichte.

 

Viel hat man von der 46-jährigen gebürtigen Slowenin im Zuge der Kampagne ihres Mannes Donald nicht gehört. Ein Auftritt auf dem Parteitag der Republikaner im Juli geriet zur Blamage, ganze Passagen ihrer Rede waren aus einer früheren Ansprache von Michelle Obama, der Ehefrau des amtierenden Präsidenten Barack Obama abgekupfert. Danach sah man Melania nur gelegentlich, etwa am Rande der Fernsehduelle zwischen ihrem Mann und der Demokratin Hillary Clinton.

Doch ab und zu kam sie nicht daran vorbei, sich zu Schlagzeilen um Donald zu äußern, etwa, als das Video von 2005 publik wurde, in dem er sich vulgär über Frauen ausließ. Damals waren beide schon verheiratet.

Hat es ihr nicht sehr wehgetan, davon zu erfahren? Wenn es so war, hat sie nichts davon nach außen dringen lassen. So ist Melania: Sie zeigt selten, was sie wirklich fühlt. Mal ein unbändiges Lachen oder funkensprühender Zorn? Das kennt die Öffentlichkeit von ihr nicht.

Kritik wegen Altersunterschied

Kritik an ihrem 24 Jahre älteren Mann klang allenfalls mal ganz leise an, dann, wenn es praktisch nicht anders ging - Obszönitäten über Frauen lassen sich schließlich von einer loyalen Ehefrau nur schwer verteidigen.

Und loyal hat sich Melania Trump im Wahlkampf gezeigt, oft bis ins Roboterhafte, wie etwa in der vergangenen Woche, als sie nach viermonatiger Pause endlich wieder eine Wahlkampfrede hielt - und dabei über weite Strecken die Parolen ihres Mannes wiederholte. „Lasst uns Amerika wieder großartig machen“ oder „Das ist keine normale Kampagne, das ist eine Bewegung“.

Kaum etwas wirklich Persönliches über sich selber oder eine Anekdote über ihren Mann, die ein etwas milderes Bild von ihm zeichnen könnte. Wie lebt man mit einem Mann wie Donald Trump? „Er ist sehr klug und charmant, wir haben eine großartige Energie zwischen uns.“ Oder: „Wir sind beide sehr unabhängig (...) Ich sage ihm, wenn ich nicht mit ihm übereinstimme. Manchmal hört er zu, manchmal aber auch nicht.“ Immer elegant-poliert, selten ganz spontan oder gar witzig.

Gut erzogen, reserviert - so war sie schon als Kind, wie ehemalige Klassenkameradinnen in Sevnica (heute Slowenien, damals Teil des kommunistischen Jugoslawiens) dem Sender CNN sagten. Geboren wurde sie am 26. April 1970 als Melanija Knavs, woraus dann Melania Knauss wurde.

Widersprüche in Melanias Biografie

Ein Fotograf entdeckte sie im Alter von 16 oder 17 - genau weiß man das nicht. Manches in den biografischen Angaben über Melania ist unscharf oder gar widersprüchlich. Sie behauptete etwa später, sie habe einen Uni-Abschluss, aber Journalisten fanden heraus, dass sie ihr Studium (Architektur und Design) in Ljubljana abbrach, um nach Mailand und Paris zu gehen.

1996 wechselte sie nach New York, arbeitete mit bekannten Fotografen und landete im Laufe ihrer Karriere auf den Titelseiten von Magazinen wie „Harper’s Bazar“, „Vanity Fair“, „GQ“ und der Badeanzug-Ausgabe von „Sports Illustrated“.

Ihren späteren Mann Donald lernte sie 1998 auf einer Fashion Party in New York kennen. 2005 gab es eine rauschende Hochzeit in Palm Beach (Florida), die Braut trug nach Medienberichten ein 100 000 Dollar teures Kleid von Dior. 2006 kam der gemeinsame Sohn Barron zur Welt, im selben Jahr wurde Melania US-Staatsbürgerin.

Bisher Vollzeit um den Sprössling gekümmert

Sie hat sich nach eigenen Angaben bisher Vollzeit um den Sprössling gekümmert - ohne Kindermädchen, wie es hieß. Sie sei eine „wunderbare Mutter“, schwärmte Ehemann Donald im Wahlkampf wiederholt.

Melania, die eine Beautyline und über einen Homeshopping-Sender eine Schmuckkollektion vertreibt, soll fünf Sprachen beherrschen, darunter Deutsch. Englisch spricht sie mit einem starken Akzent. Die Amerikaner erhalten mit ihr die erste First Lady, die in einem kommunistischen Land geboren wurde und nach Louisa Adams (1775 - 1852) erst die zweite, die nicht in den USA zur Welt kam. Zu ihrer etwaigen Rolle im Weißen Haus sagte sie vor der Wahl: „Ich werde eine Anwältin von Frauen und Kindern sein.“ Unter anderem wolle sie gegen Online-Mobbing kämpfen.

Insgesamt beklagte sie, „dass unsere Kultur zu rau und gemein geworden ist“ - merkwürdig anmutende Worte aus dem Mund einer Frau, deren Mann doch im Wahlkampf ganze Bevölkerungsgruppen beleidigt hat. Aber ist das - wohl nicht immer fair - mit Melania Trump: Man misst sie, jedenfalls bisher, viel an dem, was ihr Mann ist und sagt - weil man so wenig über sie weiß.