Das Degerlocher Wilhelms-Gymnasium hat eine schicke Mensa bekommen. Nach den Herbstferien soll sie eröffnet werden. Die Frage ist nur, wer das Essen schöpft. Bisher haben das Eltern gemacht, doch von denen finden sich immer weniger.

Degerloch - Es wird sicher ein Festessen nach den Herbstferien. Schließlich haben die Wilhelms-Gymnasiasten lange genug auf ihre Mensa gewartet. Sobald die Wasserschäden im Neubau vollends beseitigt sind, soll der Speisesaal Anfang November eröffnet werden. Doch es bahnen sich bereits neue Probleme an. Ein Antrag der CDU-Fraktion im Degerlocher Bezirksbeirat macht darauf aufmerksam.

 

Bisher organisierten Eltern die Essensausgabe für die Schüler ehrenamtlich an zwei Tagen, eine Minijobberin unterstützt sie dabei. In der neuen, 2,36 Millionen teuren Mensa soll künftig an vier Tagen Mittagessen geben. Das ist bisher nicht mehr als ein Plan, denn es ist ungeklärt, wer dies tun wird. Laut dem CDU-Antrag wird es schwieriger, ehrenamtliche Helfer dafür zu finden.

Der schriftliche Hilferuf wurde erneut versandt

Der Elternbeirat kann das nur bestätigen. „Wir merken, wir kommen mit den Eltern, die Zeit und Lust haben, nicht mehr hin“, sagt die Vorsitzende Franziska Kratz. Bereits vor einem Jahr hat sie einen schriftlichen Hilferuf an den örtlichen Bezirksbeirat versandt. Weil sich die Situation nun weiter zuspitzt, ging derselbe Brief jüngst mit geringfügigen Änderungen erneut an die Lokalpolitik. Hatten die Eltern die Essensausgabe anfangs noch ohne Minijobber gestemmt, fehlen dafür inzwischen die Leute. Den Lohn bezahlen der Elternbeirat und der Förderverein – pro Jahr etwa 12 000 bis 13 000 Euro. „Das ist schon ein Kraftakt“, sagt Kratz. Nicht auszudenken, wie es wird, wenn die Gymnasiasten sich viermal die Woche in der Essensschlange einreihen.

Fakt ist: Ewig geht es so nicht weiter, das Gymnasium braucht Geld. „Es wäre doch schade, wenn eine Mensa für über zwei Millionen Euro gebaut und nicht bewirtschaftet wird“, sagt Kratz. Das Wilhelms-Gymnasium hat das Schulverwaltungsamt schon vergangenes Jahr informiert. Damals habe die Stadt jedoch erklärt, dass der Mensabetrieb nur an Ganztagsschulen finanziert werden würde, berichtet Kratz. „Da wir uns über das Essen nicht die Schulform aufzwängen lassen wollen, kam das für uns nicht in Frage.“

War das Ganze vielleicht nur ein Missverständnis?

Dass es am Degerlocher Wilhelms-Gymnasium Probleme mit dem Essen gibt, davon weiß der stellvertretende Leiter des Schulverwaltungsamtes, Roland Steiner, nach eigener Angabe nichts. Vor einer Weile habe es ein Gespräch mit dem früheren Schulleiter des Wilhelms-Gymnasiums, Wolfgang Funk, und den Eltern gegeben, sagt er. Damals habe die Schule signalisiert, dass sie den Betrieb geregelt bekomme, sagt Steiner. Er bestätigt, dass nur Ganztagsschulen Personal zur Verfügung gestellt bekämen. Jedoch würden auch andere Schulen einen Zuschuss erhalten, wenn es zu Engpässen bei der Essenversorgung komme. Das Geld könne dann etwa für einen Minijobber verwendet werden.

Andere Gymnasien hätten sich diesbezüglich bereits an das Amt gewandt, sagt Steiner. „Wenn die Schulen auf uns zukommen, dann suchen wir gemeinsam eine Lösung“, sagt er. „Aber wir reagieren erst, wenn die Schulen uns ansprechen.“

Für die Mensa braucht es festes Personal

Das sei inzwischen geschehen, wie Peter Hoffmann, der neue Leiter des Wilhelms-Gymnasiums, sagt. „Wir haben Kontakt mit dem Schulverwaltungsamt aufgenommen, welche Möglichkeiten es für einen Zuschuss gibt.“ Für die Organisation, Koordination und den allgemeinen Betrieb in der Mensa benötige er festes Personal. Ansonsten könne er nicht gewährleisten, dass an allen vier Tagen Essen auf dem Tisch steht. „Wir brauchen eine tragfähige Konstruktion“, sagt Hoffmann.

Sollte der Antrag der Schule nicht bewilligt werden, braucht es eine andere Lösung. Die einfachste, aber in einer nagelneuen Mensa sicher die schlechteste wäre, dass es seltener Essen gibt. Oder aber die Schüler zahlen mehr. Hoffmann will das abwenden. „Deshalb hoffen wir natürlich, dass wir einen positiven Bescheid bekommen und über Unterstützungsmöglichkeiten sprechen können“, sagt er. Damit dürfte er nicht allein sein. Die Geduld der Schüler wurde schließlich auf eine harte Probe gestellt.