Die Menschenkette sollte nach den Vorstellungen des Initiators Thorsten Majer, SDP-Bundestagskandidat für Neckar-Zaber, die historischen Nazi-Gräuel mit den jüngsten Verbrechen der Neonazis in Verbindung setzen. Daher nahm sie auf der Theresienwiese in Heilbronn ihren Ausgang, wo die Polizistin Michèle Kiesewetter 2007 mutmaßlich von Mitgliedern der Terrorgruppe NSU erschossen wurde. Rund 30 Kilometer sollte das Menschenband entlang der Straßen, durch Weinberge und Obstgärten bis nach Bietigheim-Bissingen reichen, wo 1942 bis 1945 ein Durchgangslager für Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge existierte.

 

Bereits zur Mittagszeit, als die ersten Posten ihre Positionen bezogen hatten, war entlang der Strecke wenig Begeisterung aufgekommen. Am Bahnhof in Bietigheim etwa versuchte die achtköpfige Musikgruppe „Lokomotive Stuttgart“ Stimmung zu machen. „Wir sind die Widerstandsband“, sagte Grit Berenz grinsend und zog trommelnd Richtung Enzufer. Derweil saß Robert Fleischmann von den Linken bei Walheim schwitzend unter einem Schirm mit der Aufschrift „WASG“ und ließ sich von einigen Helfern Bericht erstatten. „Wenn ein Bus kommt, muss der hier parken und dort sollen sich die Leute aufstellen“, lautete die Parole. Zwei Stunden später war klar: Es sind zu wenig Busse und zu wenig Leute gekommen, um die „Menschenkette gegen rechts“ zu schließen. Die Polizei hat 3500 Teilnehmer gezählt.