Daniel Eduardo Rafecas gibt keine Ruhe. Er will die Verbrechen der Militärs während der Diktatur aufklären. Der Ermittlungsrichter aus Buenos Aires hat den Mörder der Tübinger Studentin Elisabeth Käsemann von 1977 verurteilt. Weitere mutmaßliche Täter hat er schon im Visier.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Tübingen - Daniel Eduardo Rafecas hat viele Verfahren gegen die Täter der argentinischen Militärdiktatur geführt – auch im Mordfall der Tübinger Studentin Elisabeth Käsemann von 1977.

 
Herr Rafecas, was können die argentinische und deutsche Gesellschaft bei der Aufarbeitung ihrer Geschichte voneinander lernen?
A us meiner Sicht haben wir gelernt, die Vergangenheit ehrlich zu betrachten. Wir können lernen, wie das Geschehene in Deutschland ein Teil der Erziehung und der Erinnerungskultur geworden ist.
Geht es für Sie in den Prozessen um mehr als nur Gerechtigkeit? Geht es auch um allgemeine Vergangenheitsaufklärung?
Beides ist wichtig. Die Prozesse geben der Gesellschaft die Möglichkeit, die Geschichte aufzuarbeiten.
Wie willig ist sie diesen Weg gegangen?
Im Jahr 2000, als die Prozesse begonnen haben, hat die Zivilgesellschaft das zur Kenntnis genommen, den Verhandlungen aber wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Im Laufe der Zeit haben sich die Menschen stärker interessiert. Die Opfer und ihre Familien bekamen Un-terstützung. Die Menschen haben überhaupt erst von den Verbrechen gehört und verstanden, was passiert ist.