Das Mercedes-Benz-Werk produziert künftig auch das Modell GLA. Es entlastet damit das Rastatter Werk, dessen Kapazitäten für die große Nachfrage nicht ausreichen.

Sindelfingen - Anfang des kommenden Jahres beginnt im Sindelfinger Mercedes-Benz-Werk die Produktion des Modells GLA. Damit regagiert das Werk auf die steigende Nachfrage der Kunden für sogenannte Sport Utility Vehicles (SUV). Das Werk in Rastatt kommt mit der Produktion nicht nach, deshalb wird ein Teil nun nach Sindelfingen ausgelagert. Damit werde der Standort, der Kompetenzzentrum für Fahrzeuge der Ober- und Luxusklasse (S- und E-Klasse) ist und am dem demnächst auch Elektrofahrzeuge gebaut werden sollen, weiter gestärkt, sagen Werksleitung und Betriebsrat unisono.

 

„Mit der Produktion des GLA starten wir das Pilotprojekt Innovationsfabrik“, sagte Michael Bauer, der Standortverantwortliche in Sindelfingen. „Wir wollen zeigen, dass wir in Sindelfingen schnell und flexibel reagieren und weitere Automodelle produzieren können.“ Eine besondere Herausforderung sei der Frontantrieb des Fahrzeugs. „Bisher werden in Sindelfingen nur Autos mit Heckantrieb produziert.“

300 bis 400 neue Arbeitsplätze

Der Betriebsratsvorsitzende Ergun Lümali sieht das neue Projekt als Erfolg einer kontinuierlichen Betriebsratsarbeit. Bereits vor anderthalb Jahren habe sich der Betriebsrat dafür eingesetzt, dass im Werk eine strategische Fläche freigehalten werde, die für neue Technologien genutzt werden könne. In den vergangenen Monaten habe es mit der Standortleitung „harte, aber konstruktive Verhandlungen gegeben.“ Das Ergebnis sei das Pilotprojekt mit der Produktion des GLA. Mit der Fertigung des GLA werde Sindelfingen seiner „Rolle als Innovations- und Kompetenzzentrum für neue Technologien gerecht“ und sei Vorreiter, sagte Lümali. Der Betriebsrat komme seinem Ziel, „ mehr Fahrzeuge nach Sindelfingen zu bringen“, wieder ein großes Stück näher. Dadurch würden der Standort sowie die Arbeitsplätze zukunftsfähig gemacht.

Lümali rechnet im Endausbau der GLA-Produktion mit 300 bis 400 Arbeitsplätzen in diesem Bereich. Bei der Besetzung der Stellen werde man „auf den Flexibilitätspool“ der befristeten Angestellten und Leiharbeiter zurückgreifen. Der Betriebsratschef sieht nun gute Chancen für sie, in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen zu werden. „Da stehen die nächsten harten Verhandlungen mit der Werksleitung an“, sagte Ergun Lümali.

Die Produktion der GLA-Autos soll in Halle 32 erfolgen. Dort gebe es eine leere Fläche, die dafür genutzt werden könne, sagte der Standortchef Bauer. Einen zweistelligen Millionenbetrag investiert das Unternehmen, um die Halle für die Produktion auszustatten. „Den entnehmen wir unserem 1,5 Milliarden-Zukunftsinvestitionsprogramm“, sagte Bauer. Wie viele GLA in den kommenden zwei Jahren produziert werden, konnte er nicht sagen. „So viele wie möglich. Das hängt von der Auftragslage und der Nachfrage ab.“

Zweijähriges Pilotprojekt

Ganz bewusst ist die GLA-Produktion als zweijähriges Pilotprojekt angelegt. Michael Bauer hofft, dass Sindelfingen künftig auch Kapazitätsengpässe von Werken bei anderen Modellen auffangen kann. Künftig sollen alle Produktionsstandorte so gestaltet werden, dass sie als sogenannte Full-Flex-Werke Fahrzeuge unabhängig von deren Architektur und Antrieb bauen können. Das Projekt sei ein Teil der aktuellen Modernisierungsphase im Sindelfinger Werk, „der größten in seiner über hundertjährigen Geschichte“, wie Bauer betonte. Insgesamt investiert das Unternehmen 2,1 Milliarden Euro in den Standort Sindelfingen: 1,5 Milliarden in die Produktion sowie weitere 600 000 Millionen Euro in die Entwicklung und Forschung.

Im Jahr 2014 war dieses Zukunftspaket beschlossen worden. Momentan wird es umgesetzt – ein sichtbares Zeichen dafür sind die Bauarbeiten überall auf dem Gelände. So entsteht momentan eine neue Halle für den Rohbau der S-Klasse-Karosserien, eine neue Lackierung und eine neue Montagehalle. Laut Lümali wird sie die „modernste Montagehalle Europas“. Besonders stolz ist der Betriebsratschef auf die dort entstehenden „ergonomischen Arbeitsplätze“. Durch den Einsatz des Betriebsrats werde es dort künftig keine belastende Überkopfarbeit mehr geben.