Der Chef des Tennisturniers hat auf dem Weissenhof für den Umstieg auf Rasen einige Millionen Euro investiert. Nun hofft der Österreicher mit dem Starspieler Rafael Nadal im Gepäck auf eine gelungene Premiere.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Natürlich hat Edwin Weindorfer auch die Anreise seines Publikumsmagneten bestens organisiert. Also wird Rafael Nadal am Sonntag um elf Uhr auf dem Flughafen seiner Heimatinsel Mallorca in einen Privatjet steigen. Wenn er Glück hat, ist sogar noch ein kleiner Plausch mit dem Landsmann Pep Guardiola drin. Denn bei dem Jet handelt es sich um denselben Flieger, der zuvor den auf Mallorca urlaubenden Bayern-Trainer vom Champions-League-Finale zwischen Barça und Juventus Turin aus Berlin zur Familie auf die Sonneninsel bringt.

 

„Ein gewisses Kribbeln spüre ich natürlich schon“, sagt Edwin Weindorfer, der Chef des Tennisturniers auf dem Stuttgarter Weissenhof, das an diesem Samstag mit der Qualifikation beginnt – und bis zum Finale am Sonntag, 14. Juni andauert. Dabei plagen den Grazer, dessen Event nach Jahrzehnten auf Sand nun erstmals auf Rasen ausgespielt wird, diesmal keine Personalsorgen. „In den Vorjahren hatten wir schon auch schwierige Zeiten“, gibt der Tennismacher zu, „denn wir hatten nicht immer die besten Starterfelder.“

Doch nun ist man Teil des so genannten „Wimbledon Swing“, also eines der Vorbereitungsturniere auf das bedeutendste Tennisspektakel der Welt, das Anfang Juli beginnt – was das Stuttgarter Hauptfeld damit deutlich aufwertet: Gemeldet haben neben dem Topstar Rafael Nadal diesmal der US-Open-Sieger Marin Cilic oder der französische Paradiesvogel Gael Monfils – und obendrein sind die deutschen Asse wie Philipp Kohlschreiber, Benjamin Becker und Tommy Haas mit dabei.

Rund zwei Millionen Euro haben Weindorfer und sein Team, die österreichische Vermarktungsagentur Emotion, für den Umstieg auf Rasen in die Anlage des TC Weissenhof investiert. Auf sechs Plätzen – drei Match- und drei Trainingscourts – grünt es nun auf dem Killesberg.

Und doch sorgt sich Weindorfer ein bisschen: „Die große Frage ist: Wie werden die Rasencourts durchhalten?“, sagt der 50-Jährige, der vor seiner Managerzeit bei der Spielerorganisation ATP arbeitete. Im Vorfeld ist in Stuttgart alles für ein exzellentes Grün getan worden. Mit original Grassamen aus Wimbledon und dem Kanadier Barry Britton, einem der besten Greenkeeper der Welt, wurden in Stuttgart erstklassige Rasenplätze geschaffen, „die sich von ihrer Qualität nicht hinter denen in Queens oder Wimbledon verstecken müssen“, erzählt Weindorfer, dessen Team nach dem Check durch den Weltverband ITF Bestnoten bekam. Allerdings blieb dem Rasen in Stuttgart durch den Umbau nur ein Jahr Zeit, um anzuwachsen, was die leichte Restsorge beim Turnierchef erklärt.

Immerhin will Weindorfer durch eine gelungene Premiere auf Rasen an alte, glanzvolle Zeiten anknüpfen – und möglichst mit finanziellem Gewinn abschließen. Bis mindestens 2019 weiß der Steirer mit Mercedes einen starken Titelsponsor an der Seite seines Tennisklassikers, bei dem diesmal neben den 642 000 Euro an Preisgeld auch ein 140 000 Euro teurer Luxuswagen für den Sieger bereitsteht.

Doch das ist längst nicht alles, was Weindorfer als Gesellschafter von Emotion in Stuttgart investiert hat. Rund eine Million Euro haben die Tennismacher zusätzlich aus ihrem Budget an Startgeldern für die Stars locker gemacht, die einst in Graz mit einem Challengerturnier auf dem Dach eines Einkaufszentrums groß wurden und inzwischen neben dem Tennisturnier von Wien auch in der Profigolfszene aktiv sind.

Das große Zugpferd Nadal, der Weissenhof-Sieger von 2005 und 2007, habe man laut Weindorfer zu einem „Spezialpreis“ von einem Start auf dem Killesberg überzeugen können. Dabei soll es sich, so wird gemunkelt, um eine Summe von 500 000 Euro handeln, für einen Superstar der Branche, der sich Starts in China oder der Golfregion schon mal mit einem siebenstelligen Betrag versüßen lässt.

Mit einem Weltstar im Gepäck hoffen die Stuttgarter Tennismacher nun auf eine gelungene Rasenpremiere. Also haben sie per Zusatztribüne die Kapazität des Centre-Courts auf 6000 Plätze vergrößert, durch edle Natursteine die Plätze eins und zwei als „Tennis-Colloseum“ veredelt und eine Sky Lounge geschaffen. Denn Weindorfer hat auf dem Killesberg noch viel vor.