Daimler streicht in Mannheim 500 Stellen und damit nur halb so viele wie geplant. Für den Betriebsrat bringt der Erfolg auch „eine bittere Pille“: Die Logistik wird ausgelagert.

Stuttgart - Der Daimler-Konzern will im Mannheimer Mercedes-Motorenwerk bis zum Jahr 2021 insgesamt 500 Arbeitsplätze streichen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Im Gegenzug verspricht das Management bis Ende des Jahres 2016 Investitionen an dem Standort mit seinen gegenwärtig mehr als 5100 Mitarbeitern. Betriebsratschef Joachim Horner hatte ursprünglich sogar 800 bis 900 Arbeitsplätze in Gefahr gesehen. Gegenüber der Stuttgarter Zeitung bezeichnete er es als Erfolg, dass diese Zahl halbiert werden konnte. Auf dem Gelände in Mannheim ist nicht nur das Werk für Nutzfahrzeugmotoren angesiedelt, sondern auch der Omnibusbau der Tochter Evobus mit weiteren 3300 Beschäftigten.

 

Der Stellenaabbau ist keine Reaktion auf Auslastungsprobleme. Vielmehr will der Konzern die Kosten senken und hat deshalb gegenüber dem Betriebsrat durchgesetzt, dass die Logistik – also die Anlieferung und Lagerung von Teilen – aufgegeben und an Fremdanbieter vergeben wird. Betriebsratschef Horner: „Das ist eine bittere Pille.“ In der Logistikbranche liegen die Löhne deutlich niedriger als in der Metallindustrie. Vor zehn Jahren hat bei Daimler die Logistiksparte innerhalb des Metalltarifs einen eigenen Tarifvertrag mit niedrigeren Löhnen erhalten, aber aus Sicht des Managements sind externe Anbieter immer noch um 50 Prozent billiger.

Der Personalabbau soll sozial verträglich, also ohne Entlassungen vollzogen werden. Einen wesentlichen Beitrag wird nach den Angaben der altersbedingte Abgang von Mitarbeitern leisten. Eine Sprecherin sagte, dass in der Zukunft jährlich etwa 100 Mitarbeiter in Rente gehen werden. Nach Angaben von Horner ist ein Drittel der Belegschaft älter als 50 Jahre, geht also in einem überschaubaren Zeitraum in den Ruhestand. Mitarbeiter, deren Arbeitsplätze wegfallen, sollen für andere Arbeiten in der Fabrik qualifiziert werden. Bis Ende 2016 gilt für die Mitarbeiter von Daimler unabhängig von der aktuellen Zusage eine Beschäftigungssicherung.

Erst kürzlich neue Montagelinie in Betrieb gegangen

Die zugesagten 500 Millionen Euro sollen in die Kernaktivitäten des Werks Mannheim investiert werden, also in die Fertigung von Zylinderköpfen, Kurbelgehäusen und Nockenwellen sowie in die Motorenmontage. Andreas Moch, für den Motorenbau in Mannheim zuständig, verwies darauf, dass gerade eine neue Montagelinie für Lastwagenmotoren in Betrieb gegangenen sei und wertete das als Beleg dafür, dass der Konzern weiter auf den Standort Mannheim setzt.

Der Konzern stellt gegenwärtig seine Komponenten- und Montagewerke auf den Prüfstand und knüpft dabei Investitionszusagen an die Bereitschaft der Belegschaft, zu Kostensenkungen beizutragen. In Mannheim, Kassel und Gaggenau werden Motoren, Achsen und Getriebe für Lastwagen hergestellt. Für Gaggenau und Kassel hatte Daimler die Verhandlungen bereits abgeschlossen. In Gaggenau werden in den nächsten sieben Jahren 800 Millionen Euro investiert. Von 2017 an liefert das nordbadische Werk die Getriebe für die nächste Generation der A-Klasse und den Transporter Sprinter. Außerdem werden hier bisher fremdbezogene Teile des Doppelkupplungsgetriebes selbst hergestellt. Im Gegenzug akzeptiert die Belegschaft des Werks, aus dem der neue Gesamtbetriebsratsvorsitzende Michael Brecht kommt, einen Abbau der Fertigungstiefe und die Fremdvergabe weiterer Arbeiten. Einen Stellenabbau soll es nicht geben, aber 2000 der etwa 6900 Beschäftigten erhalten in den nächsten sieben Jahren einen anderen Arbeitsplatz.

In das Kasseler Werk will Daimler 450 Millionen Euro stecken. Im Gegenzug werden 300 Arbeitsplätze bis zum Jahr 2021 wegfallen. Damit fällt der Stellenabbau aber weniger drastisch aus als befürchtet. Betriebsratschef Dieter Seidel hatte die ursprünglichen Sparpläne als „hochkarätige Bedrohung“ für das Achsenwerk in Nordhessen bezeichnet. Nach seinen Angaben ging es um 800 Stellen; die Werkleitung sprach damals von 540 Arbeitsplätzen. In Kassel arbeiten 2900 Männer und Frauen.