Die ganze Welt war schon zu Gast im Mercedes-Museum. Fast die ganze Welt. Sieben Länder fehlen noch. Das Museum will die letzten weißen Flecken auf der Karte tilgen und wirbt jetzt in diesen Ländern um Besucher.

Stuttgart - He Dingding durfte sich freuen. Der 38 Jahre alte Chinese aus der Provinz Hebei, nordöstlich von Peking, erlebte einen besonders herzlichen Empfang im Mercedes-Museum. Er war Jubiläumsgast, der achtmillionste Besucher, seitdem das neue Museum im Jahre 2006 öffnete. Es war kein Zufall, dass diese Ehre einem Chinesen gebührte; sie kommen seit Jahren in großer Zahl. Ebenso wie die Amerikaner und Schweizer. Sie führen die Hitliste der ausländischen Besucher an, die gut die Hälfte der 800 000 Besucher im Jahr ausmachen.

 

Aber es kamen auch Gäste aus Kiribati, das aus vielen wild verstreuten Inseln im Pazifik besteht. Oder von den Marshallinseln, den Komoren, Dominica, Dschibuti und Bhutan. Selbst aus Nordkorea waren Besucher da. Wobei das nicht so überraschend ist. Die Dynastie der Kims liebt Mercedes. Der brutale Diktator Kim Jong-il ließ die Autos ins Land schmuggeln, angeblich besaß er einen Fuhrpark von tausend Wagen, darunter viele mit dem Stern. Als Jugendlicher soll er gerne besoffen mit seinem Mercedes über das Palastgelände gerast sein. Gestorben ist er aber 2011 an einem Herzinfarkt.

Auch aus Nordkorea waren Gäste da

Er selbst war wohl nicht im Mercedes-Museum. Wer es dann aber tatsächlich aus dem hermetisch abgeschirmten Nordkorea nach Stuttgart geschafft hat, lässt sich nicht sagen. Denn im Museum fragen sie beim Kartenkauf an einigen Tagen im Monat natürlich nur, woher die Besucher kommen, nicht wie sie heißen. So will man erfahren, ob man beim Betreuen der Besucher auf der Höhe der Zeit ist. „Was brauchen wir für Sprachen?“, ist eine der Fragen, die man sich dauernd stelle, sagt Pressesprecherin Friederike Valet. Der kleine Mann im Ohr, auch Audioguide genannt, kann mittlerweile acht Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Russisch, Chinesisch und Japanisch. So hat man mittlerweile auch eine Museumsführerin eingestellt, die Chinesisch kann.

Beim Auswerten dieser Statistik fiel nun auf, dass Menschen aus 186 Nationen das Mercedes-Museum besucht haben. Bei den Vereinten Nationen sind 193 Länder Mitglied. Valet: „Also haben wir uns mal hingesetzt und geschaut, wer fehlt eigentlich noch?“ Man stellte fest, es sind sieben Länder: nämlich Guyana und Suriname in Südamerika, Benin und Botswana in Afrika, Papua-Neuguinea und der Südsee-Staat Samoa. Und St.Kitts und Nevis in der Karibik. Das sind zwei Inseln, auf denen 54 000 Menschen wohnen.

Die sieben Flaggen wurden gehisst

Nun hat man sich zum Ziel gesetzt, diese Lücken zu schließen, um mit Fug und Recht behaupten zu können: Im Mercedes-Museum war die ganze Welt zu Gast. Man hat die sieben Flaggen vor dem Museum aufgezogen, praktischerweise stehen dort genau sieben Flaggenmasten. Dann wird man die Ländervertretungen in Deutschland informieren und in den Ländern Anzeigen schalten und für einen Museumsbesuch werben. Wer als Erster kommt, bekommt einen Gutschein für Restaurant und Museumsladen sowie eine individuelle Führung. Und alle Besucher aus diesen Ländern erhalten 2017 freien Eintritt.

Einen ganz besonderen Gast hat Friederike Valet im Blick. 2014 war sie mit ihrer Familie auf Afrikareise. Und dabei auch in Botswana. Auf der Pritsche eines Kurzhauben-Lasters schaukelten sie ins Okavango-delta. Es war natürlich ein Mercedes. „Das Fahrzeug ist aus den 60er Jahren“, sagt sie, „bei uns steht es im Museum, dort fährt es noch.“ Nun möchte sie gerne den Fahrer dieses Lasters nicht nur nach Stuttgart einladen, sondern auch zu einem Abstecher ins Lkw-Werk in Würth. In Botswana hat sie schon bei dem Veranstalter gefragt, der die Touren in das Naturreservat anbietet.

Auch Prinz Albert kam zu Besuch

Der gute Mann wird sich in eine Reihe illustrer Besucher einreihen, bei denen man nicht extra nach der Nationalität fragen musste. König Willem und Gattin Maxima schauten aus den Niederlanden vorbei, Prinz Albert und Frau Charlène statteten dem Museum samt Entourage einen Besuch ab. Das ergab für Monaco einen schönen Sprung in der Statistik.

So ein Besuch will allerdings gut geplant sein. Der nepalesische Prinz Paras Bir Sakram Shah Dey hatte sich beim Deutschlandbesuch in Berlin für ein Foto in einen Maybach gesetzt. Was ihm die Schlagzeile eintrug: „Der Verschwender-Prinz vergisst die Armut in seiner Heimat.“ Im Mercedes-Museum ließ er sich dann nicht mehr in einem Auto fotografieren.