Vom 7. bis 9. Dezember findet im Wilhelmspalais die neunte Messe Dekumo statt. Die zeigt Design, Kunst und Mode von jungen Stuttgartern – für Weihnachten oder einfach nur so.
Stuttgart - Den Frühjahrsputz kennt ja jeder. Weil sich seitdem aber ordentlich Staub und Dreck angesammelt hat, sollte man sich dringend zum Weihnachtsputz durchringen. Mit den passenden Schwämmen geht es dann auch ganz leicht von der Hand. Das zumindest suggerieren die kurzen Begleittexte, die an den lustigen Schwämmen von Loony angebracht sind: „Dank Weihnachtsputz kann nun auch in der Vorweihnachtszeit geputzt werden, neben den stimmungsvollen Sternen, Tannen und Sternschnuppen hilft ab jetzt auch das tüchtige Rentier beim Putzen.“
Das ist typisch für Loony: Nicht nur die Produkte sind originell, auch die kurzen Begleittexte sind durchdacht und witzig. Ob es Schwämme sind, Postkarten, Adventskränze in der Größe einer Streichholzschachtel, Tennisbälle, die zu Handtuchhaltern umfunktioniert wurden, oder kleine Möbelstücke: die meisten der 150 Produkte wurden von Designstudenten der Kunstakademie Stuttgart entworfen.
Auch ein Schwamm kann weihnachtlich sein.Ott
Um es kurz zu machen: aus der Zusammenarbeit ist vor zehn Jahren Loony entstanden. Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen stellen in verschiedenen Werkstätten die Produkte her, die von jungen Designern entworfen wurden. Deshalb auch der Name Loony, das englische Wort für verrückt.
Eine Plattform für junge Kreative
Dieses Konzept hat selbst die Kanzlerin beeindruckt: Angela Merkel hat Loony vor vier Jahren im Rahmen des Projekts Startsocial einen Sonderpreis überreicht. Seit einem Jahr ist das Label in der Böblinger Straße im Stuttgarter Süden zu Hause. Normalerweise sind Stephan Schmidt und seine Assistentin Susanne Klement nur auf Großmessen wie der Ambiente in Frankfurt vertreten, auf denen Händler und nicht Privatleute einkaufen. Aber bei der Dekumo in Stuttgart wollen die beiden trotzdem dabei sein. „Das ist eine gute Gelegenheit, unsere Marke bekannt zu machen“, sagt Stephan Schmidt.
Design, Kunst, Mode – die ersten beiden Buchstaben dieser drei Begriffe ergeben den Namen der Messe Dekumo, die zum neunten Mal in Stuttgart stattfindet. Die Macher Björn Peters und Oliver Scholz wollten 2004 den vielen Kleinwerkstätten in den Hinterhöfen eine Plattform geben – und noch heute legen sie Wert darauf, dass keine etablierten Designer mit dabei sind, sondern „möglichst originelle Leute, die noch nicht im Vertrieb sind“, erklärt der Architekt Oliver Scholz. Von Anfangs 40 Ausstellern im ehemaligen Ikea-Geschäft in der Kronenstraße wurden es von Jahr zu Jahr mehr – auch die Orte wechselten, je nachdem, wo ein Gebäude leer stand. Dieses Mal stellen 110 Künstler und Designer im Wilhelmspalais aus.
Makarova verzichtet auf Aufnäher und Schnickschnack
Zum Beispiel Kristina Kehm. Die Modedesignerin kann noch nicht von ihren Entwürfen leben, aber die Dekumo ist für sie eine gute Gelegenheit, rauszufinden, wie ihre Kleidung ankommt. „Ich war schon ein Mal dabei und hatte danach relativ viele Anfragen“, sagt die 27-jährige Stuttgarterin. Obwohl sie im Alter von sechs Jahren mit ihrer Familie aus Kirgisistan nach Deutschland gekommen ist, hat sie noch eine Verbindung zu ihrem Geburtsland, was sich auch in ihrer Mode widerspiegelt. „Die karge Landschaft, die Steppe und die Berge – auch in der Mode mag ich es einfach und minimalistisch“, sagt Kristina Kehm. „Ich brauche keine Aufnäher oder anderen Schnickschnack, um schöne Sachen zu machen.“ Sie arbeitet am liebsten mit festen Naturstoffen, die eine Struktur haben. „Und wie man sieht, gefällt mir schwarz am besten“, sagt Kristina Kehm.
Der Name ihres Labels – Makarova – leitet sich aus dem ursprünglichen Nachnamen ihres Vaters ab: „Als wir nach Deutschland gekommen sind, haben wir alle den Namen meiner Mutter angenommen.“
Auch zum zweiten Mal dabei ist die Künstlerin Barbara Eppler. Fast so wichtig wie Bilder zu verkaufen ist für sie auf der Dekumo, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Und davon gibt es viele: Im Vergleich zu Einzelausstellungen in kleinen Galerien oder Geschäften, strömen hier geradezu Menschenmassen an den Ständen vorbei. So viele Reaktionen bekommt man als Künstler selten. Und genau das schätzt Barbara Eppler so an der Dekumo. „Es ist so interessant, was die Leute zu den Bildern sagen“, sagt die 30-jährige Grafikdesignerin, die gemeinsam mit ihrem Bruder (einem Schreiner) einen Stand haben wird. Groß sind ihre Bilder, die sie vorwiegend mit Acryl, Kreide und Tusche malt. Gern auch auf groben Leinwänden, die sich anfühlen wie Kartoffelsäcke.