Die Messe Stuttgart und Architekt Tobias Wulf haben die Pläne für die Erweiterung der Ausstellungswelt präsentiert. Eine zehnte Halle soll gebaut und der Westeingang vergrößert werden. Zur Tourismusmesse CMT 2018 soll die Eröffnung gefeiert werden.

Stuttgart - Der Geschäftsführer der Messe Stuttgart, Ulrich Kromer, hat am Mittwoch mit Vertretern des Büros Wulf Architekten und Thomas Glawa vom möglichen Bauherrn Projektgesellschaft Neue Messe (PNM) die Erweiterungspläne vorgestellt und eine Einweihung zur Tourismusmesse CMT 2018 in Aussicht gestellt – vorausgesetzt, die Gesellschafter stimmen dem Bau in den nächsten Wochen zu.

 

Ausgangslage: Die neue Messe, konzipiert vom Stuttgarter Büro Wulf Architekten, ist unvollendet. Der Wettbewerbsentwurf von 2001 sah eine Halle mehr und zwei markante, wenn auch nicht gleichrangige Eingänge im Osten und Westen vor.

Was damals aus Kostengründen auf Eis gelegt wurde, soll nun nachgeholt werden. Damit würde die symmetrische Gestaltung von je fünf Hallen nördlich und südlich des begrünten Mittelstreifens realisiert.

Entscheidung: Messechef Ulrich Kromer sieht sich bereits „auf der Zielgeraden“. In Kürze werden die Gesellschafter Land und Stadt über das Vorhaben entscheiden. Betriebswirtschaftlich sinnvoll sei die Erweiterung der Hallenkapazitäten von 105 000 um 14 500 Quadratmeter und die Schaffung von 650 Quadratmetern Kongress- und Seminarräumen auf der Empore des ebenfalls neu zu bauenden Westeingangs auf jeden Fall.

Nach „sieben erfolgreichen Betriebsjahren“, so Kromer, stoße man mit Messen wie AMB, CMT, Rollladen & Tor, Blechexpo oder Retro Classics an die Grenzen. Probleme gebe es auch bei Parallelveranstaltungen.

Anlagen für sieben bis acht Millionen Euro verschwinden

Kosten: Die neue Halle wird mit 45,5 Millionen Euro veranschlagt (eine der um 50 Prozent kleineren Standardhallen kostete damals 35 Millionen Euro). Der Westeingang kostet 19 Millionen Euro. Die Ablöse für das der Flughafengesellschaft gehörende Parkplatzgrundstück beträgt drei Millionen Euro. Der abzuschreibende Buchwert für die zu entfernenden Anlagen – immerhin fallen der Parkplatz und Teile des Westeingangs weg – wird mit sieben bis acht Millionen Euro veranschlagt.

Dem Aufwand stehen zusätzliche Einnahmen durch die größere Veranstaltungsfläche gegenüber. Die Messe geht von sechs bis acht Millionen Euro jährlich aus, so dass die Investition von 65,5 Millionen Euro aus eigener Kraft finanzierbar sei, denn Unterstützung von den Gesellschaftern ist bekanntlich nicht zu erwarten. Pressesprecher Markus Vogt weist darauf hin, dass viele Materialien wiederverwendet werden – darunter Schaltschränke, Pflasterbelag und sogar Teile der Fassade. Außerdem sei der Westeingang – in Hinblick auf eine Erweiterung – spartanisch ausgeführt worden. So gebe es dort weder eine Lüftung noch eine Klimatisierung.

„Der Westeingang wird gestärkt“

Architektur: „Ich bin froh, dass es weitergeht“, sagt der Messe-Architekt Tobias Wulf, der am Mittwoch seine erste Projektskizze präsentierte, in der die neue Halle 10 bereits als Halle 5 eingezeichnet war. Der Westeingang werde gestärkt, so Wulf. Außerdem entstehe ein zweiter markanter Platz, der multifunktional – also auch als Logistikfläche – genutzt werden könne. Stärker frequentiert wird der Zutritt auch durch die neue Haltestelle der Stadtbahn U 6, die von 2018 an von Gerlingen über den Hauptbahnhof zur Messe fahren wird.

Wulf bezeichnet die Planung als große Herausforderung, weil er 50 Prozent mehr Hallenfläche unter ein Dach bringen und sich das Gebäude dennoch ins Gesamtgebilde einfügen müsse. Deshalb ist die Deckenbreite von etwa 60 Metern mit dem Bestand vergleichbar und damit auch die stützenfreie Nutzfläche, allerdings werden nun zwei niedrigere Seitenschiffe angefügt, die temporär auch für Kongresse vom Rest der Halle abgetrennt werden könnten.

Das geschwungene Dach wird nicht mehr in Stahl- , sondern in einfacherer Holzbauweise realisiert. Das Dach wird teilweise begrünt und mit einer Fotovoltaikanlage bestückt. Die Grünfläche des Messparks wird durch den Neubau um 55 Meter vergrößert.

Planung: PNM-Prokurist Thomas Glawa hat die erste von vier Stufen mit Vorplanung und Kostenschätzung für beendet erklärt. Nun werden die Werk- und Detailplanung fortgeführt, Angebote eingeholt und die Baugenehmigung beantragt. Es wird angestrebt, statt des aufwendigeren Planfeststellungsverfahrens ein vereinfachtes Plangenehmigungsverfahren durchzuführen. Gutachten hätten die Verträglichkeit mit Mensch und Umwelt ergeben. Die Bevölkerung soll früh und umfassend informiert werden. In der dritten Stufe wird gebaut (von September 2015 bis Dezember 2017).

Messechef Kromer sagt, es würden dafür im Westen Behelfseingänge geschaffen. Engpässe seien nicht zu vermeiden. Architekt Wulf begründet die vergleichsweise lange Planungs- und Bauphase damit, dass „Qualität ihre Zeit braucht“. Zu schnell zu planen, räche sich „beim Bau und bei den Kosten“.