Ulrich Kromer bilanziert im Gespräch mit der StZ seine Erfahrungen als Quartiermeister für Flüchtlinge. Zugleich sieht er die Messe mit der neuen Halle 10 an der Grenze des räumlichen Wachstums angelangt.

Stuttgart - Für Messechef Ulrich Kromer ist es auch eine neue Erfahrung gewesen: Wo sonst die Aussteller ihre Stände aufbauen, wurden innerhalb von 24 Stunden Feldbetten aufgeschlagen, um viele Hundert Flüchtlinge unterzubringen. Im Gespräch mit der StZ schildert Kromer seine Erfahrungen. Zugleich sieht er die Grenzen des Wachstums bei der Ausstellungsfläche mit dem Neubau der Halle 10 erreicht.

 
Herr Kromer, die Landesmesse war als Übergangsquartier für Asylsuchende lange Zeit außen vor. Im Oktober mussten sie dann doch kurzfristig mehr als 2000 Flüchtlingen ein Notquartier in der Messehalle 1 gewähren. Wie sind Ihre Erfahrungen?
Wirklich außen vor waren wir nie. Anfragen gab es ja zuvor auch schon, aber vielleicht war da die Dringlichkeit noch nicht gegeben. Als dann die konkrete Anforderung kam, haben wir zusammen mit dem Team des Regierungspräsidiums, mit allen Helfern – Rotes Kreuz, Malteser, freiwillige Feuerwehr, unseren Dienstleistungspartnern, der Bundeswehr – innerhalb von weniger als 24 Stunden unser L-Bank-Forum für zweieinhalbtausend Menschen hergerichtet. Eine logistische Meisterleistung, für die ich meinem Team und den Helfern sehr dankbar bin. Messen als solche – das hat man auch an anderen Standorten gesehen – eignen sich durchaus für solche Zwischenlösungen, weil eine Infrastruktur und die entsprechenden Dienstleister vorhanden sind. Unterm Strich ist alles weitgehend reibungslos gelaufen – solange man unter dem Eindruck des Leids dieser Menschen davon sprechen kann.
Haben Sie denn das Quartier selbst in Augenschein genommen, hatten Sie Kontakt mit den Flüchtlingen?
Ich bin regelmäßig bei den Lagebesprechungen dabei. Da werden tagesaktuell Probleme und Themen wie medizinische Versorgung und Sicherheitsfragen besprochen. Natürlich bin ich auch immer wieder in den Hallen unterwegs.
Gab es Probleme oder Zwischenfälle, wie sie aus anderen Massenunterkünften berichtet werden?
Es gab keine nennenswerten Probleme. Wir haben durch die Sicherheitsdienste, aber auch durch die Polizei in der Halle schnell mitbekommen, wenn es Konfliktpotenzial gab, und konnten dann präventiv eingreifen. Klar ist aber auch: so viele Menschen an einem Ort zusammen, das läuft nicht immer völlig spannungsfrei. Es gibt unter den Flüchtlingen verschiedene ethnische Gruppen, die unterschiedlich aufeinander reagieren. Da kommt es dann auch mal zu Auseinandersetzungen. Es gab auch ein paar Anzeigen wegen Diebstahls. Aber wird haben es meist geschafft, rechtzeitig einzugreifen. Wenn sie 2500 Schwaben, Bayern, Hessen und Niedersachsen in einer Halle auf engstem Raum für längere Zeit unterbringen, ist die Atmosphäre ja auch nicht immer nur völlig entspannt.