Ein 29 Jahre alter Iraker, der abgeschoben werden sollte, ist mit einem Messer auf einen 45 Jahre alten Polizeibeamten losgegangen. Der Polizist blieb unverletzt.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Ein Polizist ist am Dienstag bei einer Messerattacke glimpflich davongekommen. Ein 29-jähriger Mann hatte den 45-jährigen Beamten mit einem Küchenmesser attackiert. Der Angreifer stach in Richtung Oberkörper und Arme. Da der Polizist ein Kettenhemd zum Schutz trug, blieb er unverletzt. Der 29-jährige Flüchtling aus dem Irak sei ausgerastet, weil er abgeschoben werden sollte, teilt die Polizei mit. Eine Polizeistreife sollte ihn deswegen am frühen Morgen in seiner Wohnung an der Bebelstraße abholen. Der Mann flüchtete. Als die Polizisten ihn auf dem Balkon einer Nachbarin fanden, stach der Iraker zu.

 

Der Einsatz hatte kurz nach vier Uhr ruhig begonnen. Zwei Beamte vom Revier Gutenbergstraße klingelten vor dem Morgengrauen an der Tür des Mannes, dessen Aufenthaltserlaubnis abgelaufen war und der deswegen in den Irak abgeschoben werden sollte. Der Mann öffnete die Wohnungstür und ließ die beiden Polizisten ein. Es sei normal, dass zu so einem Einsatz eine Streife zunächst ohne weitere Verstärkung gehe, erläuterte der Polizeisprecher Jens Lauer. In der Wohnung habe der Mann behauptet, er sei nicht derjenige, der das Land verlassen müsse. Aber schnell habe sich herausgestellt, dass er falsche Personalien angeben und so offensichtlich der Festnahme und damit auch seiner Abschiebung entgehen wollte.

Die Polizei fordert das SEK und weitere Kräfte an

Daraufhin sei der Iraker ausgerastet. Er habe sich ein Küchenmesser an den Hals gehalten und gedroht, sich selbst zu töten. Die Polizisten verließen die Wohnung, um eine Eskalation zu verhindern, und riefen Verstärkung. Es kamen ihnen zwei Streifen der Hundeführerstaffel und ihr Dienstgruppenführer vom Revier im Westen zur Hilfe. Da die Einsatzkräfte davon ausgegangen seien, dass der Mann sich in seiner Wohnung verbarrikadieren würde, forderten sie auch das Sondereinsatzkommando (SEK) an. Die Bebelstraße wurde im Bereich zwischen Arndt- und Schwabstraße gesperrt. Als die Polizisten die Wohnung verlassen hatten, hörten sie, wie der Mann einen Rollladen öffnete. Er ging auf seinen Balkon und kletterte von da auf den Balkon der Nachbarin. Das spielte sich in mehr als 15 Meter Höhe ab, da der Mann im fünften Stock wohnte. Auf dem Balkon der Nachbarin stand ein Blechverschlag, in dem sich der Mann versteckte. Das Messer hatte er immer noch bei sich. Die Polizei suchte ihn dort. Der 45-jährige Beamte öffnete den Verschlag, worauf der 29-Jährige sofort mit dem Messer auf ihn losgegangen sei. „Es gibt Spuren am Kettenhemd des Kollegen, demnach hat er ihn auch am Oberkörper getroffen“, sagte der Polizeisprecher. Die Beamten hätten Mühe gehabt, den Mann zu überwältigen.

Der Angreifer sitzt in Untersuchungshaft

Neben den sieben Polizisten im Wohnhaus waren weitere Beamte für die Straßensperrung im Einsatz. Da nicht ausgeschlossen werden konnte, dass der Mann vom Balkon springen würde, war auch die Feuerwehr ausgerückt, um ihn mit einem Sprungtuch auffangen zu können. Der Iraker sitzt nun wegen eines versuchten Tötungsdelikts in Untersuchungshaft.