Schüler, die klar strukturiert arbeiten und lernen, sind klar im Vorteil. Dabei gibt es verschiedene Tricks und Kniffe. Welche das sind, verrät Barbara Graf, Schulleiterin des Stuttgarter Hegel-Gymnasiums.

Stuttgart - Schon wieder eine Vokabelarbeit! Doch wie lassen sich nur all diese Wörter präzise aus dem Gedächtnis abrufen? Alles eine Sache der Methodik, sagt Barbara Graf. Doch die fange nicht mit dem Vokabelheft an, sondern mit einem persönlichen Arbeitsplan, erklärt die Leiterin des Hegel-Gymnasiums in Vaihingen. Dort führen die Schüler ein Hausaufgabenheft, in das genau eingetragen wird, was bis wann erledigt werden muss.

 

Erst wenn dies geschafft ist, kommt ein Kreuzchen dahinter. In einer Kommunikationsspalte können Lehrer, aber auch Eltern einander Nachrichten hinterlassen. Vor allem bei den Fünftklässlern sei dieser Planer eine wichtige Hilfe – und zugleich natürlich auch eine Kontrolle.

Für die Arbeitsorganisation habe man ein eigenes Schulcurriculum entwickelt, berichtet Graf. Nicht jedem Kind sei es gegeben, von sich aus die Schulmappe zu packen, und dann auch noch so, dass diese zwar alles Nötige, aber möglichst nichts Unnötiges enthält.

Vokabeln kann man sich auf unterschiedliche Weise einprägen

Inzwischen spiegele sich das Methodenlernen als eigener Auftrag in den aktuellen Bildungsplänen wider – „um den Jugendlichen zu ermöglichen, sich selber zu organisieren“, sagt Graf. Deren Voraussetzungen seien allerdings sehr unterschiedlich. „Es gibt sehr lerneifrige Kinder, die neugierig und hoch konzentrationsfähig sind.“ Und es gibt eben auch die anderen, für die schon Vokabellernen harte Arbeit ist.

Doch dabei helfen Tricks. So lohne es sich herauszufinden, was für ein Lerntyp man ist. Eher der visuelle? Oder doch mehr der auditive, der übers Hören lernt? Oder etwa der Teamplayer? Denn Vokabeln könne man sich auf ganz unterschiedliche Weise einprägen, sagt Graf. „Manchen genügt es, sie durchzulesen und einmal laut zu sprechen. Manche müssen sie selber aufgeschrieben haben, um sie wirklich umzuwälzen. Und manche brauchen die Kommunikation mit jemandem, um sie sich einprägen zu können.“

Eine Kollegin gebe den Fünftklässlern im Lateinunterricht regelmäßig einen Vokabellernplan mit heim – mit präzisen Angaben für das richtige Timing samt der Bitte an die Eltern, die Einhaltung zu kontrollieren und zu quittieren. Dabei geht es nicht um einzelne Wörter, sondern darum, diese am Mittwoch laut zu sprechen, am Donnerstag nach Wortarten zu sortieren, sie auf Lateinisch und Deutsch ins Heft zu schreiben und laut zu sprechen, sie am Freitag zu wiederholen – „bis du sie kannst – sprich sie laut“.

Mehr als Ranzenpacken und Wörtertraining

Für Samstag lautet die Empfehlung: „Mache eine Pause (wenn du willst)“, und für Sonntag: „Wiederhole die Vokabeln, bis du sie kannst. Lasse dich von Eltern, Geschwistern, Freunden, Großeltern abfragen.“ Montag: Test in der Schule.

Doch das Methodenlernen umfasst weit mehr als nur das Ranzenpacken und das Wörtertraining. Die Schüler sollen auch lernen, wie man sich Informationen beschafft, sie sinnvoll verarbeitet und sie darstellt und präsentiert. Lesetechniken und eine effektive Vorbereitung auf Klassenarbeiten werden bereits in der Unterstufe in festgelegten Zeitblöcken im Fachunterricht vermittelt. Ergänzend dazu bieten viele Gymnasien noch eine individualisierte Lernförderung an.

Am Hegel-Gymnasium läuft diese im sogenannten Indi-Club. Der Beratungslehrer erstellt eine Diagnose und spricht mit den Eltern des Schülers. Dann vermittelt über längere Zeit ein Schülermentor aus einer höheren Klasse, meist ein Zehntklässler, dem Unterstufenschüler die Arbeitstechniken. „Wir machen hervorragende Erfahrungen mit diesen Tandems“, berichtet Graf. „Die Kinder finden es ganz toll, wenn sich ihnen jemand so zuwendet.“

Bei den Fünftklässlern gibt es große Leistungsunterschiede

Doch nicht für alle Schüler tauge dieses Angebot. Gleiches gelte für die Förderkurse, mit denen nach den Herbstferien gestartet werde, weil es insbesondere bei den Fünftklässlern große Leistungsunterschiede gebe. „Wenn Kinder sich nicht aufs Zuhören konzentrieren können, brauche ich mit denen auch nicht Diktat zu üben.“ Und manche Schüler seien gar nicht bereit, überhaupt in den Indi-Club zu kommen. „Dann wird’s kritisch“, meint Graf.

Erstmals habe man jetzt auch in der Kursstufe fächerübergreifendes Methodentraining eingeführt. „Wir hatten die Nase voll davon, dass wir in jedem Sachfach noch mal Grundlagen vermitteln mussten.“ Der Umgang mit Quellen, mit fremden Texten und eigenen Fazits und mit der Fülle an Material, will gelernt sein. Gleiches gilt auch für die Lesbarkeit des Ergebnisses – und zwar sowohl für den Inhalt als auch für die Form.

„Mit so einem Handwerkszeug“, sagt Graf, „wollen wir auch mittleren Schülern die Möglichkeit geben, zum Beispiel ein Gedicht zu interpretieren.“