Die Debatte um sexuelle Übergriffe gegen Frauen zieht immer weitere Kreise. Die schwedische Außenministerin Margott Wallström berichtet, 2014 bei einem Abendessen mit Regierungschefs plötzlich eine Hand auf ihrem Schenkel gespürt zu haben.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Stockholm - Sexuelle Übergriffe gegen Frauen sind nicht nur ein Phänomen in der Unterhaltungsindustrie. Der Fall der schwedischen Außenministerin Margott Wallström, die sagt, 2014 bei einem Abendessen mit europäischen Staats- und Regierungschefs begrapscht worden zu sein, zeigt, dass das Problem offenbar auch in die höchsten politischen Kreise reicht. „Plötzlich habe ich eine Hand auf meinem Schenkel gespürt. Mein Tischnachbar fing an, mich zu betatschen. Das war völlig irreal“, schildert Wallström jetzt auf Facebook. Auch wenn die Sexismus-Debatte nach der Affäre um den US-Filmproduzenten Harvey Weinstein so aktuell ist wie selten: Neu ist es nicht, dass nicht nur schillernde Gestalten des Showbusiness, sondern auch politischen Würdenträgern sexuelle Übergriffe vorgeworfen werden.

 

Im Fall Wallström wird womöglich nie ans Licht kommen, wer der Grapscher war, wenn die Betroffene nicht ihr eigenes Schweigen bricht. Denn: Margott Wallström zeigt sich zwar unter dem Hashtag #metoo im Internet solidarisch mit tausenden anderen Frauen, die Opfer von sexueller Gewalt oder Belästigung geworden sind, will aber keine weiteren Angaben darüber machen, was 2014 passierte. Die Begründung: Sie wolle den Fokus nicht auf einen Einzelfall richten, sondern auf Fehlverhalten in der Politik aufmerksam machen, schrieb Wallström auf Facebook.

Der Übergriff war offenbar kein Einzelfall

Solches Fehlverhalten von Politikern wurde nicht erst seit dem Wahlkampf von Donald Trump, als dessen sexistische Aussagen bekannt wurden brisant, sondern war bereits Anfang 2016 Thema in den französischen Schlagzeilen. Anlass war die Affäre um den damaligen Vizepräsidenten der französischen Nationalversammlung, Denis Baupin, der mehrere Kolleginnen sexuell belästigt haben soll. Drei von ihnen stellten Strafanzeige. Die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren aber im März 2017 eingestellt – wegen Verjährung.

Folgen hatte der Skandal dennoch. 17 französische Ex-Ministerinnen haben sich nach der Affäre entschieden, künftig zu solchen Vorfällen nicht mehr zu schweigen. Dafür verbürgten sie sich in einem Aufruf, der in der französischen Sonntagszeitung „Journal du Dimanche“ veröffentlich wurde. Die prominenteste Unterzeichnerin: Christine Lagarde, die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF). Sie alle forderten: „Schluss mit Straffreiheit!“ Auch die Schwedin Margott Wallström will endlich Konsequenzen sehen. Laut der Außenministerin ist die Kampagne #metoo nicht genug – es müsse auch gehandelt werden.