Einst fand Adam Waleskowski immer einen Grund zum Anstoßen und Feiern, seit sechs Jahren trinkt er keinen Tropfen Alkohol mehr. Der 35-Jährige ist ein wichtiger Baustein in der Erfolgsgeschichte der Ludwigsburger Basketballer – trotz seiner Vergangenheit.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Ludwigsburg - Adam Waleskowski bestellt einen Kaffee mit viel Milch. Nichts Ungewöhnliches mittags um drei Uhr in einem Ludwigsburger Lokal. Doch es gab schon andere Zeiten bei dem Basketballprofi. Da hätte er zu Alkohol gegriffen, egal was. Vorbei! Genau genommen seit dem 17. Februar 2012. Ein Datum, das sich eingeprägt hat wie ein Hochzeitstag, weil es sein Leben veränderte. Es war gewissermaßen ein Selbstversuch. „Ich wollte zunächst eigentlich nur wissen, wie lange ich das aushalte“, erzählt der 35-Jährige.

 

Im Spiel fiel die Sucht nicht auf

Zunächst war es ein Monat, dann ein Jahr, inzwischen sind es fast sechs Jahre. „Darüber bin ich sehr glücklich. Und zufrieden, dass ich es geschafft habe“, sagt Waleskowski im Rückblick. Vor allem ist er auch ein wenig stolz darauf, dass es seine ganz persönliche Entscheidung war. „Ich denke, das war besser, als wenn mich jemand dazu gezwungen hätte.“ Im Spiel fiel seine Sucht nicht weiter auf, allenfalls drum herum. „Ich war früher aggressiver und habe das zum Beispiel auch mal an den Schiedsrichtern ausgelassen“, sagt der Spieler. „Ich hatte meine Emotionen einfach nicht so im Griff, das war schwierig, weil ich mich immer mal entschuldigen musste.“ Auf dem Platz, aber auch abseits davon. „Alkohol war die einzige Konstante in meinem Leben.“ Er trank bei jeder Gelegenheit, Grund dazu gab es schließlich immer: bei Sieg oder Niederlage, Frust oder Freude.

Das war einmal, Gott sei Dank, so sieht es auch der Betroffene. „Ich bin jetzt ein bessrer Mensch – und ein besserer Spieler.“ Zumindest die Statistik gibt ihm recht. Im Vorjahr in Göttingen, das an diesem Sonntag (17.30 Uhr) in der MHP-Arena gastiert, absolvierte er seine bis dahin beste Bundesliga-Saison, dieser Trend setzt sich in Ludwigsburg fort. In Sachen Effektivität weist er mit 11,5 Punkten einen neuen persönlichen Bestwert in der BBL auf. „Ich versuche jetzt, nicht mehr alles zu wollen, sondern konzentriere mich auf meine Stärken.“

Baustein der Ludwigsburger Erfolgsgeschichte

Zum Beispiel die von Trainer John Patrick so vehement eingeforderte Defensivarbeit. Das klappt bislang gut, Waleskowski ist ein Baustein in der aktuellen Erfolgsgeschichte der Riesen, die in 20 Pflichtspielen in dieser Saison nur zweimal verloren haben. „Die Chemie in der Mannschaft stimmt, die Mischung aus Erfahrung und Talenten“, sagt der älteste Spieler im Kader, „ich versuche auch da meinen Teil beizutragen, als Bindeglied zwischen Trainer und Mannschaft.“

In Ludwigsburg hat er schon von 2013 bis 2016 gespielt, dann gab es ein Missverständnis zwischen seinem Agenten und dem Verein, so dass er vergangene Saison nach Göttingen wechselte. „Das ist auch eine schöne Stadt“, sagt er, „aber Ludwigsburg ist inzwischen wie eine zweite Heimat.“ Das will schon was heißen, schließlich ist Waleskowski in der Basketballwelt rumgekommen.

Ein Leben als Basketball-Globetrotter

In 13 Jahren spielt er bereits in Europa bei fast so vielen Vereinen. Beim Zweitligisten in Ehingen hat alles angefangen, es folgten Stationen in Frankreich, Zypern, der Slowakei oder dem Kosovo. „Man macht viele Erfahrungen – gute und schlechte“, meint Waleskowski zu dem im Basketball für einen Ausländer nicht ungewöhnlichen Leben als Globetrotter. Wobei zu den positiven Aspekten das Privatleben zählt. So hat er seine bulgarische Freundin Denise, eine ehemalige Basketballerin, vor gut sieben Jahren bei seinem Gastspiel auf Zypern kennen- und lieben gelernt – die ihm auch in schwierigen Zeiten die Treue hielt. Die Länderspielpause nutzten die beiden zuletzt zu einem Kurztrip nach Mallorca.

Im Sommer geht es für den Deutschamerikaner, dessen Großeltern im Zweiten Weltkrieg in die USA ausgewandert waren, regelmäßig für zwei, drei Monate zu den Eltern und zum Angeln – neben der Schäferhundmischung Barry die große Leidenschaft des Basketballers. Zumal man in den Staaten keine spezielle Lizenz wie in Deutschland braucht. Leinen raus, und los geht es auf einem der vielen Seen in seiner Heimat Missouri. Ein Prachtexemplar von einem zwölf Kilo schweren Lachs gilt bislang als der größte Fang.

Keine Angst vor einem Rückfall

Aber Angeln bleibt ein Hobby, Basketball seine Leidenschaft. Wie lange er noch spielen will? „So lange mich ein Verein noch zahlen will“, sagt der 2,03-Meter-Riese schlagfertig. Im Ernst: „Ich werde nach und nach schauen, dass ich den Übergang vom Spieler in den Trainerberuf schaffe“, sagt er. Ohne die Ziele mit den MHP Riesen aus dem Auge zu verlieren: Play-offs in der Liga, die Qualifikation für das Top Four im Pokal oder auch in der Champions League so weit wie möglich zu kommen. „Alles ist möglich“, sagt Adam Waleskowski, der keine Angst vor einem Rückfall in Sachen Alkohol hat. „Das Gute an Deutschland ist, dass jede Brauerei inzwischen alkoholfreies Bier hat – das auch noch schmeckt.“ Dann steht der einen oder anderen Siegesfeier ja nichts im Wege.