Sieg und Niederlage: Der Doppelspieltag in der Basketball-Bundesliga brachte für die MHP Riesen eine Niederlage gegen Göttingen und einen Sieg gegen Bonn. Der macht Mut für die nächsten Aufgaben.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Ludwigsburg - Über den Sommer hat sich so einiges getan in der MHP-Arena Ludwigsburg. Der Vip-Raum wurde frisch möbliert, die Cheerleadergruppe ist eine ganz andere – und auch fast das komplette Team der MHP Riesen ist ausgetauscht worden. Alles neu macht also nicht der Mai, sondern die Basketball-Bundesliga. Das stellt sich nach drei Spielen der noch jungen Saison schon mal die Frage, wo stehen wir eigentlich?

 

„Da wage ich jetzt noch keine Prognose“, sagt der Coach John Patrick. „Das ist ein Lernprozess“ – und der brauche noch vier bis sechs Wochen. Also gehen wir ganz aktuell pragmatisch an die Antwort heran. Die Mannschaft steht in der Bundesliga-Tabelle auf Platz sechs: drei Spiele zwei Siege – aber auch zwei Gesichter. Das ist das Gute an so einem Doppelspieltag. Man kann eine Niederlage wie die am Freitag gegen Göttingen rasch wieder gutmachen. „Ich erwarte eine Reaktion“, hatte Patrick nach dem 71:74 gegen die Niedersachsen gesagt – und die hat die Mannschaft am Sonntag gegen Bonn gezeigt. Recht eindrucksvoll sogar, wie das ebenso deutliche wie verdiente 82:68 (43:31) gegen die Gäste aus Bonn bewies. Während die Mannschaft gegen Göttingen mit zunehmender Spielzeit mit dem Kopf durch die Wand wollte, ging sie gegen die Telekom Baskets Bonn sehr konzentriert zu Werke.

Koné ersetzt Washpun perfekt

Und das, obwohl der etatmäßige Spielmacher Wes Washpun angeschlagen ausfiel. Dafür sprang der erst 22-Jährige Bazoumana Koné, der vor der Saison vom Zweitligisten Hamburg kam, gekonnt in die Bresche. Aber nicht nur er. Wegen Washpuns Ausfall war auch eine Ausländerstelle frei – die David Gonzalvez füllte, und das nicht nur als Lückenbüßer. Der kam aus Finnland und zeigte, dass er auch in einer stärkeren Liga mithalten kann. „Die Jungs lernen jeden Tag etwas dazu“, sagt Patrick über seine Mannschaft, die er gerne als „Grünschnäbel“ bezeichnet, weil sie entweder vom College, dem Ausland oder der zweiten Liga kommen, „Viele kennen nicht die Gegner, deren Spieler oder die Taktik.“ Seit Sonntag kennen sie zumindest Ryan Thompson, Bonns Topscorer mit 20 Punkten. Doch während sich die Gäste über die gesamte Spieldauer auf drei, vier Leistungsträger stützten, konnten die MHP Riesen auf eine tiefe Bank bauen.

Cooley und Thiemann stark am Brett

„Das hat uns geholfen“, gab Patrick zu. Elf der zwölf eingesetzten Akteure punkteten (bei Bonn waren es nur acht), vier gleich zweistellig (beim Gegner nur deren zwei), das machte sich bezahlt. Genau wie die Dominanz bei den Rebounds, die gegen Göttingen noch schmerzlich vermisst wurde. Unter dem Korb hat die vergangenen beiden Jahre Jon Brockman regiert und regelmäßig geliefert – zuverlässig wie der Briefträger die Post. Doch die Zeiten sind passé. Keine leichte Aufgabe für die Nachfolger. Doch die Center Jack Cooley (kam aus Malaga) und Jung-Nationalspieler Johannes Thiemann (zuletzt in der zweiten Liga bei Baunach) beherrschten das Brett mit ihren zusammen 32 Punkten und 18 Rebounds. „Wir wussten, dass wir da starke Spieler haben“, so Patrick, dem lediglich die Schwäche des dritten Centers Jason Boone etwas Sorge bereiten könnte. „Gegen Göttingen haben wir Lehrgeld bezahlt“, so Patrick – jetzt zahlte die Mannschaft das Vertrauen zurück. „Wichtig ist, dass wir zu unserem Spielstil finden.“ Mit einer Mischung aus klarem System wie im Schach, und einer individuellen Gestaltung wie im Free Jazz, so drückte es Patrick aus. Diese Kombination kam besonders in zweiten Viertel (21:8) eindrucksvoll zur Geltung, als die Telekom Baskets nur auf acht Punkte kamen.

Doch Bonn ist schon Vergangenheit, jetzt kommt Oldenburg. Am Freitag, zum dritten Heimspiel nacheinander. Und vielleicht kommen dann auch ein paar Fans mehr in die MHP-Arena. Denn während der Verein mit 4:2 Punkten sportlich im Soll liegt, hinkt man bei den Zuschauern hinterher. 3249 am Freitag und gar nur 3062 am Sonntag sind nicht (mehr) der Anspruch der Verantwortlichen, die in der Vorsaison noch mehr als 4000 Besucher im Schnitt hatten. Auch das ist also neu – aber hoffentlich nicht von Dauer.