Aufatmen in Ludwigsburg: Der Basketball-Bundesligist gewann gegen Gießen 83:77, es war der erste Heimsieg seit Mitte Oktober in der Liga – womit die Chance auf die Play-offs gewahrt wurde.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Ludwigsburg - Ludwigsburgs Fans trauten dem Frieden nicht. Also gab es schon vor der Partie der Basketball-Bundesliga gegen die Gießen 46ers viel Applaus – für den Center Jason Boone, der sich emotional vom heimischen Publikum verabschiedete, weil er den Verein nach dem 15. Februar (wohl in Richtung Lubin) verlassen wird. Und nachdem der letzte Heimsieg vom 16. Oktober datierte, gingen die Zuschauer eben mal auf Nummer sicher.

 

Wobei es am Samstagabend letztendlich vor 3834 Zuschauern auch sportlich einen Grund zum Feiern gab, den 83:77-(35:35-)-Sieg im direkten Duell gegen den Mitkonkurrenten um Platz acht und somit die angestrebte Play-off-Teilnahme. Auch wenn der erst vierte Heimsieg der Saison zwischendurch (35:43, 22. Minute) wieder ernsthaft in Gefahr schien, zogen die MHP Riesen das Ding dieses Mal durch. Und das nach einer schweren Woche mit dem Champions-League-Spiel (und Sieg) in Israel und einer 13-Stunden-Rückreise mit Ankunft in Ludwigsburg am Donnerstagabend. Also blieb gerade mal ein Tag Vorbereitung – Gießen hatte eine Woche.

Drew Crawfords starker Auftritt

Ein Unterschied, auf den der Trainer John Patrick gerne mal verweist bei der Frage, warum sich die MHP Riesen in der Liga bisher relativ schwer tut. „Da bin ich schon stolz auf die Mannschaft“, sagt der US-Amerikaner, dem gar nicht so bewusst war, dass der letzte Heimsieg schon knapp vier Monate zurücklag, schließlich überdeckten einige internationale Erfolge (zum Beispiel gegen Besiktas Istanbul) und vor allem im Pokal gegen den souveränen Spitzenreiter Ulm diesen Makel.

Das Erfolgserlebnis war – wie meist bei Patricks Team – einer intensiven Defensive geschuldet, die dem Gäste-Trainer Denis Wucherer schon vorab ein Dorn im Auge war. „Ludwigsburg attackiert defensiv am Rande der Legalität und darüber hinaus“ hatte er vorab gesagt. 25 Fouls der Ludwigsburger waren die Konsequenz, was sie zwischen durch gehörig in Bedrängnis brachte, vor allem auf der Center-Position, wo Johannes Thiemann mehr Fouls als Punkte hatte und Jack Cooley in der Schlussphase noch vorzeitig vom Feld musste. Nicht ohne in der entscheidenden Phase nochmals seine ganze Moral zu demonstrieren. Erst holte der US-Amerikaner am eigenen Korb einen umkämpften Rebound gepaart mit einem Ur-Schrei der Erleichterung, dann zog er im Gegenzug ein Foul – und erhöhte durch die Freiwürfe drei Minuten vor Schluss auf 75:68, die Vorentscheidung. Dennoch pendelte sich seine Plus-Minus-Bilanz im negativen Bereich ein, weil sich der 125-Kilo-Koloss verdammt schwer tat gegen seinen direkten Kontrahenten, der trotz seiner Größe von 2,03 Metern eher die Statur eine Leichtathleten verkörperte, und Cooley im Laufduell des Öfteren das Nachsehen hatte.

Kommt noch ein Neuer?

Nicht aber seine Mannschaft. Was auch an Drew Crawford lag, der nicht nur wegen der erzielten 16 Punkte eines seiner besten Spiele im gelben Trikot zeigte, sondern vor allem auch zum richtigen, also wichtigen Zeitpunkt traf. Es scheint so, als wäre der Neuzugang von Ende November immer besser integriert. „Ich hoffe das“, sagt der Trainer der Ludwigsburger, die ligaweit nicht gerade den Ruf genießen, wenig zu wechseln. „Jede Woche ein neuer Ludwigsburger“, skandierten Gießens Schlachtenbummler ein wenig hämisch. Die Hessen bekamen zuletzt ja Bazoumana Koné von den Riesen, der beim recht kühl ausgefallenen Wiedersehen allerdings verletzt in zivil auf der Bank saß.

Die Riesen geben in Boone bereits den fünften Spieler in der laufenden Saison ab und haben im Gegenzug drei Neue (neben Crawford noch Spielmacher Cliff Hammonds sowie Rocky Trice) verpflichtet. Einen Schuss haben sie bis Ende März bei den Transfers jetzt noch frei. Ob der überhaupt ausgeführt hat, ist indes offen. Zwar werden auf einigen Basketball-Märkten (China, Puerto Rico oder Australien) demnächst Spieler frei, doch jeder Wechsel bringt auch Unruhe. Und die kann kein Verein gebrauchen. Schon gar nicht die MHP Riesen im Endspurt um Platz acht. Wie sage Patrick: „Die Spiele, die wir gewinnen müssen, kommen erst noch.“

Allerdings nicht diese Woche, wenn es gleich zweimal gegen den Titelverteidiger Bamberg geht: Am Mittwoch in der Liga, am Samstag in Berlin im Pokal.