Der Basketball-Bundesligist MHP Riesen Ludwigsburg startet im Eurocup, was der Trainer John Patrick und seine Spieler ausdrücklich begrüßen – trotz der Mehrbelastung von mindestens zehn Spielen und dem finanziellen Risiko.

Ludwigsburg – Traumhafte Strände, blaues Meer – das ist Gran Canaria. Viele Urlauber freuen sich auf die spanische Insel, die MHP Riesen Ludwigsburg auch. Und der Basketball-Bundesligist kommt sogar noch in den Genuss weiterer Urlaubsdestinationen: Berlin oder Brindisi an der italienischen Mittelmeerküste zum Beispiel. Was sich nach einer europäischen Vergnügungsreise anhört, wird aber harte Arbeit für die Mannschaft des Trainers John Patrick. Sein Club hat die Einladung zum Eurocup angenommen, also zum zweithöchsten kontinentalen Wettbewerb. Mit all seinen Chancen und Risiken.

 

Schon vor der vergangenen Saison hatte der Ludwigsburger Coach den Wunsch geäußert, mit den MHP Riesen international spielen zu wollen. Es ging dabei allerdings um die Teilnahme an der drittklassigen Euro-Challenge. Damit hatte der US-Amerikaner bereits bei seiner Station als Trainer in Göttingen hervorragende Erfahrungen gemacht und diesen Wettbewerb mit der BG sogar gewonnen. Doch es wurde nichts mit einer Ludwigsburger Teilnahme im internationalen Basketballgeschäft, das finanzielle Risiko war offensichtlich zu groß, die infrastrukturellen Voraussetzungen nicht gegeben.

Ein Machtkampf eröffnet Ludwigsburg eine Chance

Die vergangene Saison lief sportlich dennoch hervorragend, das angestrebte Ziel Play-offs erreichte die Mannschaft im zweiten Jahr nacheinander. Wohl auch, weil man nicht der Mehrbelastung aus der Euro-Challenge ausgesetzt war. Und in der aktuellen Sommerpause war dann auch von einer Forderung nach der Teilnahme an europäischen Wettbewerben nichts zu hören. Bis ein Machtkampf der internationalen Ligen und Verbände den MHP Riesen eine unverhoffte Chance eröffnete.

Der Eurocup findet wie die Euroleague, die vergleichbar mit der Champions League im Fußball die höchste Spielklasse ist, unter dem Dach der Union der europäischen Basketball-Ligen (Uleb) statt. Das war nicht immer so. Bis zum Jahr 2002 hieß der Pokal Korac-Cup, davor Europapokal der Pokalsieger, und wurde vom Basketballweltverband Fiba ausgerichtet. Nach Streitigkeiten der Topclubs mit dem Weltverband koppelten sich diese vollständig ab und gründeten ihre eigene Liga, die Euroleague, samt zweitklassigem Eurocup (an dem Ludwigsburg 2007/08 teilgenommen hatte) unter dem Dach der Uleb . Der Fiba blieb es vorbehalten, die drittklassige Euro-Challenge zu veranstalten, die für die Clubs eher eine finanzielle Last, denn eine Präsentationsbühne war.

Als wäre das nicht schon kompliziert genug, prescht die Fiba in diesem Sommer vor und plant kurzerhand einen neuen Pokalwettbewerb, der in Konkurrenz zum Eurocup und zur Euroleague stehen soll. Das einzige was der Fiba dazu fehlt, sind die teilnehmenden Mannschaften. Und jetzt kommen wieder die MHP Riesen Ludwigsburg ins Spiel.

Ludwigsburg wird für den Eurocup nachnominiert

Nymburg aus Tschechien und Ostende aus Belgien, die für den Eurocup qualifiziert waren, folgten dem Ruf der Fiba in den neuen Wettbewerb, der noch nicht einmal einen Namen hat. 3000 Euro pro Heimspiel soll der Basketballverband seinen Teilnehmern versprochen haben. Für die frei werdenden Plätze im Eurocup wurden Ludwigsburg und Oldenburg als Bundesligaachter und -siebter nachnominiert. Eine Ehre, die auch Probleme aufwirft.

Die Gruppe ist bereits ausgelost: neben Gran Canaria (Spanien), Berlin, Brindisi (Italien) spielen noch Le Mans (Frankreich) und Reggio Emilia (Italien) mit Ludwigsburg in der Gruppe B. „Es ist eine gute Bühne für den Club, die Spieler und auch die Sponsoren. Das Feedback der Spieler auf die Teilnahme war absolut positiv und enthusiastisch“, sagt der Chefcoach Patrick. Die physische Mehrbelastung von mindestens zehn Spielen in der ersten Gruppenphase zu den schon 34 Bundesligaspielen ist enorm. Dazu kommt ein finanzielles Risiko, denn der Kader muss breiter aufgestellt werden, um die Rotationsmöglichkeiten zu erweitern. Auch die Reisekosten dürfen nicht unterschätzt werden, dazu kommt die Ausrichtung fünf weiterer Heimspiele.

Die MHP Riesen werden deshalb gut abgewogen haben, welches Risiko sie mit der Zusage zum Eurocup eingehen. Ihr Präsident Alexander Reil ist für sein solides Wirtschaften bekannt. Trotzdem wird auch viel davon abhängen, wie viele Zuschauer die Heimspiele besuchen werden – ob das Abenteuer Eurocup also dann am Ende einen schönen oder weniger schönen Ausgang nimmt.