Die MHP Riesen Ludwigsburg haben kurzfristig DJ Kennedy verpflichtet. Doch auch der US-Amerikaner konnte die 70:72-Niederlage des Basketball-Bundesligisten im Derby gegen Tübingen nicht verhindern.

Ludwigsburg - Das ist die Geschichte von John und John, Jon und David John sowie von der 70:72-(38:41-)Niederlage der MHP Riesen Ludwigsburg gegen die Walter Tigers Tübingen vor 4287 Zuschauern im Schwabenderby. John Patrick hatte aufgrund der Verletzung von Folarin Campbell einen neuen Flügelspieler an Land gezogen: David John, genannt DJ Kennedy. Erst mit dem Sprungball wurde er quasi der Öffentlichkeit vorgestellt. Leidtragender der ganzen Wechselgeschichte waren Coby Karl – und im Umkehrschluss auch die MHP Riesen Ludwigsburg?

 

Der Trainer John Patrick stellte statt Karl lieber den offensiv etwas eingeschränkten, dafür defensiv überragenden Flügelspieler John Little auf. Der hatte einen rabenschwarzen Tag und verwandelte nur einen seiner zwölf Würfe im Angriff. Die MHP Riesen hatten zuletzt Probleme in der Verteidigung von Flügelspielern, deshalb die Aufstellung Littles und auch die Verpflichtung von DJ Kennedy. „Wir brauchen neue Impulse, vor allem in der Verteidigung auf dem Flügel“, sagte Patrick. Diese waren nicht wirklich zu beobachten gegen kämpferische Tübinger. Der Vorletzte der Tabelle spielte frech auf, so wie es ein Underdog machen muss, wenn er eine Chance haben möchte. „Tübingen hat mit mehr Intensität und Selbstvertrauen gespielt, gerade auf den Flügelpositionen, und deshalb verdient gewonnen“, sagte John Patrick. Ist das fehlende Selbstvertrauen ein hausgemachtes Problem? Es sieht so aus, denn Spieler aus dem Kader zu streichen kann nicht nur als Weckruf funktionieren. Auch ein Verlust des Selbstvertrauens ist durchaus die Folge. Wie am Beispiel von Michael Stockton zu sehen war, der, nachdem seine Verletzung zu Saisonbeginn ausgeheilt war, nach ersten Einsätzen wieder aus dem Kader genommen wurde – nicht verletzungsbedingt. Zwei Punkte und eine Trefferquote von nur 14 Prozent waren das Ergebnis am Samstagabend.

Einzig der vierte John im Ludwigsburger Team, Jonathan „Jon“ Brockman, lieferte eine Glanzleistung ab und hielt sein Team lange im Spiel. 18 Punkte, 13 Rebounds sind der eindrucksvolle Beweis. „Ihn haben wir nicht unter Kontrolle bekommen“, sagte Tübingens Trainer Igor Perovic. Doch am Ende konnte nicht einmal Jon Brockman die anderen Johns vor der Niederlage schützen. Denn der Tübinger Augustine Rubit ging in der entscheidenden Phase voran und machte wichtige Punkte. Trotzdem verfolgte den gemeinen Fan in der MHP-Arena das ungute Gefühl, dass Ludwigsburg etwas fehlte. Oder besser gesagt: jemand fehlte. Vielleicht Coby Karl?

Fakt ist: Karl spielte in den bisherigen zehn Partien weit unter dem Niveau der vergangenen Saison, „eine mentale Blockade“, analysierte Trainer Patrick dazu. Dass John Little den Vorzug erhalten habe, lag laut Patrick vor allem an der sehr guten Einstellung des Kapitäns im Training. Ob das im Gegenzug bedeutet, dass diese Einstellung bei Coby Karl derzeit fehlt, dazu schwieg der Trainer vielsagend. „Wir haben ihm viel Zeit gegeben, aber er schafft es derzeit nicht, die Blockade zu lösen. Nicht nur im Spiel, auch im Training, und das bereitet uns Sorgen“, sagte Patrick.Ist die Diskreditierung Coby Karls nun eine Schutzmaßnahme und ein Motivationsanreiz für den Spieler – oder nimmt sie ihm das letzte Quäntchen Selbstvertrauen und treibt einen Keil zwischen Spieler und Trainer? Ausgang offen. Es klang aber nicht danach, als ob Karl am Dienstag bei Alba Berlin die Möglichkeit erhält, die vierte Niederlage der Ludwigsburger nacheinander abwenden zu können.

Am Samstagabend saß Coby Karl nur hinter der Spielerbank und musste mitverfolgen, wie keiner im Team die Verantwortung übernehmen wollte. Oder nicht konnte: denn dem über das gesamte Spiel zumindest punktetechnisch starken Aufbauspieler Kerron Johnson (17 Punkte) galt sämtliche Konzentration der Tübinger Verteidigung. Die Folge war ein folgenschwerer Ballverlust seiner Mitspieler beim 70:70, 21 Sekunden vor dem Ende. Die Schlusspointe der Geschichte über John (Patrick) und John (Little), Jon (Brockman) und David John (Kennedy) erzählte Augustine Rubit – mit seinem Korb drei Sekunden vor dem Ende.