Täglich stellt er ein gezeichnetes Wortspiel ins Netz: Der Illustrator Michael Luz hat am Freitagabend sein neues Buch „Bock auf Pommes“ in einer dank seiner vielen Fans überfüllten Galerie am Feuersee gefeiert. Prädikat: voll luzig!

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Sein „persönliches Muffinsausen“ bekommt der Michl, als es gilt, sich in der Galerie von Braunbehrens an der Rotebühlstraße im Stuttgarter Westen mit Pommes dem zahlreich erschienen Publikum zum Fraß vorzuwerfen. Auf dem Cover seines neuen Buches hockt ein Bock auf einer Tüte Fritten. Im Gatzanis-Verlag ist „Bock auf Pommes“ in der Reihe „G:sichtet“ erschienen, für die Jolanta Gatzanis, die Verlegerin mit G, die Kunstszene sichtet.

 

Die Karriere der Deutsch-Griechin als Buchmacherin begann vor 20 Jahren mit Fleisch, das trotz willigem Geist schlapp macht – mit einem Werk über Impotenz. Sie ist die Frau, die Tabus verlegt. Aber jetzt ließ Jolanta Gatzanis einen Ratgeber fürs Lockermachen drucken, bei dem der Bock nicht nur auf Fast Food steht, sondern sich geradezu darin aalt. Einmal bitte Michl-Pommes mit scharf! Sehr empfehlswert!

Seit 2010 macht er seine „Tagesillus“

Der Zeichner Michael Luz ist ein Schlawiener, ohne Wiener Würstle verdrücken zu müssen – bei ihm wachsen die im Kopf. Seine Fantasie ist ebenso Funtasie. Immer bereit für den Spaß, der an der nächsten Ecke kalauert. Von der Buchpräsentation mit vielen alten Bekannten dürfte der Zeitungs- und Buchillustrator genügend Stoff für weitere „Tagesillustrationen“ aufgespießt haben, die er – dem Titel seines Kunstprojekts entsprechend – Tag für Tag ins Netz stellt. Worte verdreht er schneller, als diese leer werden könnten. Auf langen Tischen sind seine Tagesarbeiten an diesem Abend in der Galerie ausgebreitet, schön gerahmt und zum Verkauf (300 Euro das Stück) bereit. Gesehen: Äffle & Pferdle-Autor Heiko Volz, Brauchtumsexperte Wulf Wager, der Gastrosoph Bernd Heidelbauer, Galerist Marko Schacher, Fotograf Frank Paul Kister und viele andere. Wer Bock auf Pommes hat, ist hier richtig: Klar gibt es an diesem Abend Fritten.

Was Luz, dem Schlawiener, Wurst ist, ist für seine Fans eine Delikatesse. „Die Zeichnungen sind frech, hintergründig, böse und lustig“, lobt die Kunstjournalistin Katharina Goldbeck-Hörz. Die kleinen Geschichten des langen Lulatsch (sein Gardemaß: 2,01 Meter) würde sich ein anderer Mensch „nie ausdenken“, meint sie. Für Peter Waibel, den Chef der Agentur Jung von Matt am Neckar, ist der Kindskopf-Künstler zugleich Münchhausen und Eulenspiegel.

2010 hat der Illustrator mit sich einen Vertrag geschlossen. Solange werde er jeden Tag eine Zeichnung ins Netz stellen, bis es 1000 sind. Bei 1223 ist er nun angekommen und macht munter weiter. Das ist gut so, weil seine Fangemeinde nach Luz lechzt.

Der Michl tut nix – er will nur mit Worten spielen

Die singende Wurst heißt bei ihm „Lyoner Ritchie“, im Bordell gibt’s „Puffreis“, der „Mährettich“ mäht den Rasen, und in der „Happy Aua“ ist der Trinker geknebelt. Muss hart sein, wenn man immer nur an das Eine denkt. Täglich gilt es, aus Worten weitere Bedeutungen herauszukitzeln. Und einzelne Buchstaben so zu ändern, dass sie einen neuen Sinn, nö, Unsinn ergeben. Worte werden auf Mehrwert abgeklopft. Da muss man aufpassen, und man nötigt seinen Mitmenschen was ab, wie ich von der Arbeit weiß. Kürzlich rief der Korrektor meiner Redaktion an, weil er glaubte, ein Wortspiel nicht verstanden zu haben – dabei hatte ich das Wort einfach nur falsch geschrieben.

Es kann also ins Auge gehen. Aber keine Angst. Der Michl tut nichts. Der will nur mit Worten spielen. Mit seinen Tagesillus gibt er uns jeden Tag einen Grund zum Lächeln.

„Wunderbärchen“, könnte man ihm entgegenschmettern. Aber dieser Brüller ist ganz mies. Der Grat zwischen guten und peinlichen Wortspielen ist verdammt schmal. Der Michl stürzt nie ab. Weil er sich mit seinen Zeichnungen auffängt, wenn die Buchstaben mal durchhängen. Hoffentlich ist noch lange nicht Schluss mit luzig!