Michelle Obama hat bei der Amtseinführung ihres Mannes ein Kleid von Jason Wu getragen – genau wie 2009. Damals ist ihr Outfit weiß und verspielt gewesen, jetzt war es knallrot. Der Modedesigner Jason Wu ist schon mit 30 Jahren ein Star.

Psychologie und Partnerschaft: Eva-Maria Manz (ema)

Washington D.C. - Als Michelle Obama am Montagabend nach der Vereidigungszeremonie ihres Mannes das Parkett betrat, hielten viele US-Kommentatoren kurze Zeit den Mund. Über die Kleiderwahl der Präsidentengattin war seit Tagen spekuliert worden. Michelle Obama gilt als Trendsetterin. Und die bodenlange rote Robe aus Seide und Chiffon verschlug vielen offenbar erst einmal den Atem. Am meisten überrascht aber schien der Designer des edlen Kleidungsstücks selbst zu sein: Jason Wu.

 

Gerade 30 Jahre alt ist der aus Taiwan stammende Designer. Was Michelle Obama angeht, ist er aber ein alter Hase: Die Präsidentengattin brachte ihn schon einmal in die Schlagzeilen. Bereits nach der Vereidigungszeremonie 2009 hatte Michelle Obama ein weißes langes Kleid getragen, das Jason Wu entworfen hatte.

Der Designer ist selbst überrascht

Am Montagabend sagte der Designer: „Ich glaub’s nicht. Das ist verrückt. Das einmal geschafft zu haben, war schon das Erlebnis meines Lebens. Zweimal ist ungeheuer.“ Das rote Kleid war angeblich das einzige, das der ambitionierte Jungdesigner als Dress für die First Lady vorgeschlagen hatte. Den glitzernden Ring zum Raffen der Träger am Dekolleté hatte er zusammen mit der Schmuckdesignerin Kimberly McDonald entworfen.

Dem jungen Designer hatte der erste Auftritt von Michelle Obama in einem seiner Kleider 2009 den ganz großen Durchbruch gebracht. Plötzlich wollte alle Welt wissen, wer dieser Kreative ist, dessen Mode der stilbewussten Michelle Obama so gut gefällt. Jason Wus Kollektionen gelten in Fachkreisen als ebenso feminin wie amerikanisch, detailverliebt und extravagant. Die Kleidungsstücke fallen durch romantische Details, akkurate Schnitte und modern gestaltete Klassiker wie Blazer, Tweed und Minikleid auf. Das Kleid, mit dem Michelle Obama 2009 glänzte, erinnerte an ein Hochzeitskleid: es war aus weißem Chiffon, verziert mit Kristallen und Stoffblumen. Fast zu verspielt, fanden damals einige Modekritiker. Dagegen sei die rote Robe, die Michelle Obama dieses Mal ausgewählt hatte, ein gewagteres, klareres Statement. Ein Kleid ohne viel Drumherum: allein die Farbe Ausrufezeichen genug. Jason Wu, der in Taiwans Hauptstadt Taipei geboren ist, hatte seine gestalterische Karriere mit einem Bildhauerstudium und Puppendesign begonnen. Bereits mit neun Jahren hat der kleine Jason angeblich Kleider für Puppen geschneidert, und so lernte er, Muster zu skizzieren und das richtige Größenverhältnis zu beachten. Zu Besuch in Frankreich fasste er als Schüler den Entschluss, Modedesigner zu werden. Wu schrieb sich an der renommierten Parsons School of Design in New York City ein und arbeitete als Praktikant bei Narciso Rodriguez. 2006 gründete er sein eigenes Modelabel in New York und debütierte mit einer Kollektion.

Mit Puppenmode fing alles an

Zwei Jahre später gewann Jason Wu mit seiner Mode die ersten Preise, darunter der Rising Star Award der Fashion Group International. Wer jetzt selbst die Anschaffung von Jason-Wu-Klamotten in Erwägung zieht, wird bei Geschäften wie Bergdorf Goodman, Nordstrom, Ikram und im Internet auf Net-a-Porter fündig. Kurze Kleidchen oder Handtaschen des Designers kosten im Schnitt etwa 1000 US-Dollar. Schon länger haben Hollywoodstars die Kleider von Jason Wu für sich entdeckt: Diane Kruger, January Jones, Leighton Meester, Gretchen Mol oder Kerry Washington liefen bereits in Jason-Wu-Outfits über die roten Teppiche.

Die Kleiderwahl der Präsidentengattinnen wird meist dann wohlwollend von den US-Medien betrachtet, wenn es sich um Entwürfe von amerikanischen Designern handelt. Laura Bush etwa trug die Mode von Oscar de la Renta. Jackie Kennedy entschied sich oft für die Kleider von europäischen Designern. Als Michelle Obama es ihr 2011 bei einem Staatsdinner mit dem chinesischen Präsidenten gleich tat und ein Kleid des Briten Alexander McQueen trug, reagierten viele Amerikaner wütend.