Ab Mittwoch liefert Microsoft die neue Version seines Betriebssystems aus. Lohnt sich der Wechsel zu Windows 10? Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengestellt, um die Entscheidung zu erleichtern.

Stuttgart - Umstieg oder nicht, das ist keine leichte Entscheidung, denn Windows 10 stellt einen echten Umbruch in der Geschichte des Betriebssystems dar. Erstmals bekommt der Nutzer keine finale Software, sondern „Windows als Service“, das stetigen Veränderungen unterworfen sein wird. Ob alles so funktioniert, wie von Microsoft geplant, kann derzeit niemand mit Bestimmtheit sagen. Wer sicherheitshalber abwarten will, muss Geduld mitbringen, da sich das neue Windows und die regelmäßigen Updates in den kommenden Monaten erst in der Praxis bewähren müssen. Eile ist aber nicht geboten, denn das Angebot zum kostenlosen Upgrade gilt noch mindestens bis zum 28. Juli 2016. Wer die Vorbestellungs-App mit dem Windows-Symbol, die automatisch in der Windows-Taskleiste erscheint, nicht aktiviert, bleibt vorerst bei seiner gewohnten Windows-Version.

 

Kann man als Laie upgraden oder braucht man dafür Fachkenntnisse?

Das Upgrade läuft automatisch ab, wenn man sich über die Upgrade-App angemeldet hat. Wichtige Dokumente und Daten sollte man dennoch vorher auf einem externen Datenträger sichern, denn bei einem solch tiefen Eingriff kann immer etwas schiefgehen. Sicherheitshalber kann man über „Systemsteuerung“, „Wiederherstellung“ und „Wiederherstellungslaufwerk erstellen“ einen USB-Stick als Wiederherstellungsdatenträger einrichten. Damit lässt sich der PC im Notfall starten.

Wird das Windows-10-Upgrade an alle Nutzer gleichzeitig ausgeliefert?

Nein. Als Erste werden jene zum Zuge kommen, die ihre Version mit der Upgrade-App reserviert haben. Microsoft will Schritt für Schritt vorgehen und die Zahl der belieferten Systeme nach und nach steigern.

Kann man wieder zurück zum vorigen Windows wechseln, wenn man nicht zufrieden ist?

Ja. Man kann 30 Tage nach der Installation problemlos zur alten Version zurückkehren, erklärt Microsoft auf Nachfrage.

Kann man bei Windows 7 bleiben?

Man kann Windows 7 wie gewohnt weiter nutzen. Allerdings ist der sogenannte Mainstream-Support von Microsoft im Januar ausgelaufen. Das heißt, es werden keine neuen Funktionen oder Programmverbesserungen mehr bereitgestellt – die Nutzer müssen sich mit dem begnügen, was sie haben. Das betrifft zunächst aber keine sicherheitsrelevanten Funktionen. Im derzeit laufenden „Extended Support“ gibt es noch Sicherheits-Upgrades, mehr aber nicht. Der Extended-Support für Windows 7 endet am 14. Januar 2020. Bis dahin sorgt die Windows-Upgrade-Funktion dafür, dass der PC sicher bleibt.

Was sollten Besitzer älterer Windows-Versionen tun?

Wer noch mit Windows 98, XP oder Vista arbeitet, muss eine neue Lizenz kaufen, wenn er auf das neue Windows umsteigen will. Unverbindliche Preisempfehlung für Windows 10 Home ist 135 Euro, die Pro-Version soll 279 Euro kosten. Im Handel wird es Windows 10 erstmals auch auf USB-Sticks geben. Einige Händler werden diese voraussichtlich zwischen 110 Euro für Windows 10 Home und 220 Euro für Windows 10 Pro anbieten. So genannte OEM-Versionen, eigentlich für PC-Hersteller gedacht, sind voraussichtlich schon ab etwa 100 Euro zu haben. Der direkte Telefonsupport durch Microsoft fehlt dann allerdings.

Wie teste ich die Kompatibilität der Hardware, wenn die Upgrade-App nicht angezeigt wird?

Auf PCs, auf denen Windows 10 nach Einschätzung von Microsoft nicht ausgeführt werden kann, wird die Upgrade-App vor dem 29. Juli 2015 zunächst nicht angezeigt. Später wird auch bei diesen Geräten das Windows-Symbol in der Taskleiste aktiviert. Darüber lässt sich dann ein Kompatibilitätstest durchführen.

Wie lange gilt die kostenlose Windows-10-Lizenz?

Laut Microsoft gilt die Lizenz für die gesamte „unterstützte Lebensdauer“ des Geräts. Bauteile wie Grafikkarte oder Arbeitsspeicher können ausgetauscht werden. Entscheidend ist, dass das Upgrade ursprünglich auf einem laufenden System mit Windows 7 (mit Service Pack 1) oder 8.1 durchgeführt wurde. Nach dem Umstieg kann man eine Installationsdatei (ISO-Datei) herunterladen, die sich auf einer veränderten Hardware installieren lässt, zum Beispiel nach einem Festplattentausch. Bei tief greifenden Änderungen wird aber unter Umständen eine Aktivierung per Telefon notwendig. Ist das Nutzungsrecht an die Hardware gebunden, wie das etwa bei auf Komplett-PCs vorinstallierten OEM-Versionen der Fall sein kann, erlischt die Lizenz mit dem Wechsel des Mainboards, auf dem der Lizenzschlüssel hinterlegt ist. Das Auslesen und Wiederverwenden dieses Schlüssels ist strafbar. Hat der Nutzer dagegen eine Volllizenz von Windows 7 oder 8 erworben, wird diese beim Upgrade zu einer Windows-10-Volllizenz und kann auf eine andere Hardware übertragen werden.

Kann man eine Vorabversion zu einer Vollversion upgraden?

Nein. Für Teilnehmer am „Insider-Programm“, die neue Funktionen testen, gibt es keine Gratislizenz. Hat man eine Vorabversion installiert, muss man zunächst zurück zum alten Stand und kann erst danach Windows 10 installieren.

Es war zu lesen, dass Android-Apps bald auch unter Windows laufen. Stimmt das?

Dazu sagt der Microsoft-Produktmanager Boris Schneider-Johne: „Fast jedes Android-Programm kann von seinem Entwickler innerhalb von Minuten in eine Windows-Anwendung umgewandelt werden. Auch der Umstieg von iOS-Anwendungen (Apple) auf Windows wird wesentlich vereinfacht. Versorgungslücken, die es derzeit bei den Apps noch gibt, sollen bald geschlossen werden.“

Kann man unter Windows 10 ein Sicherheits- oder Funktionsupdate verschieben oder verweigern?

Nein. Zumindest bei Sicherheitsupdates ist das auch nachvollziehbar, denn diese sollten nicht ausgelassen werden. Jene Updates, über die Windows 10 regelmäßig mit neuen Funktionen ausgestattet werden soll, werden erst nach bestandener Testphase durch Insider, die Neuerungen schon im frühen Stadium erhalten, an alle Nutzer ausgeliefert. Hierbei werden zunächst Besitzer der Home-Edition beliefert. Erst ab Windows 10 Pro können die Funktions-Updates aus Sicherheitsgründen verzögert werden. Boris Schneider-Johne erklärt dazu: „Die komplette Produktentwicklung von Windows wurde konsequent auf dieses neue System umgestellt, das wir mit den Insidern in den letzten Monaten auf Millionen von PCs getestet haben. Es wird auch nicht täglich neue Versionen geben, sondern eher in Monats- bis Quartalsabständen. Das wird inzwischen auch bei allen Formen von Applikationen so gemacht, lediglich Windows war dort eher statisch.“

Bergen automatische Updates nicht die Gefahr, dass man unterwegs mit dem Notebook durch ein minutenlanges Laden überrascht wird?

Auch diese Frage beantwortet der Produktmanager Schneider-Johne: „Das wird nicht passieren. Updates werden nachts installiert, der Kunde muss eine Installation tagsüber explizit bestätigen, wenn ein Patch für Windows 10 vorliegt. Außerdem werden Updates nicht automatisch geladen, wenn man an einer mobilen Internetverbindung hängt, sondern nur im schnellen Wlan zu Hause oder im Büro.“