Papst Franziskus gibt in einer Botschaft zum Weltgebetstag für Flüchtlinge und Migranten konkrete Anweisungen an die Politik, wie sie Menschen aus anderen Ländern begegnen sollte.

Rom - So deutliche Worte mag sich wohl so mancher auch vom Wahlprogramm der Parteien wünschen. Während viele Politiker in Deutschland derzeit einen Bogen um das Thema Flüchtlinge und Migranten machen, spricht der Papst Klartext. Franziskus hat in einer Botschaft zum Weltgebetstag für Flüchtlinge und Migranten, die der Vatikan am Montag veröffentlichte, konkrete Anweisungen an die Politik gegeben, wie sie den Menschen aus anderen Ländern begegnen sollte. Er lädt dazu ein, seine Ideen in den vier Monaten bis zum Weltgebetstag, den die katholische Kirche am 14. Januar 2018 begeht, vorzustellen und zu unterstützen.

 

Franziskus spricht in dem fast dreiseitigen Papier ausdrücklich von „Migranten, Asylbewerbern und Flüchtlingen“. Er appelliert daran, ihnen „breitere Möglichkeiten für eine sichere und legale Einreise in die Zielländer anzubieten“, Ausweisungen kritisiert er. Sie seien keine geeignete Lösung, vor allem „wenn diese in Länder geschehen, die die Achtung der Würde und der Grundrechte nicht gewährleisten können“.

Zugang zu Bildung ermöglichen

Gezielte Vorschläge macht der Papst auch gleich. So sei es wichtig, Maßnahmen vor Ort, also in den Herkunftsländern zu ergreifen. Dort müsse der Schutz der Menschen bereits beginnen. Sie müssten „sichere und bescheinigte Informationen vor der Abreise“ erhalten und vor illegaler Anwerbung geschützt werden. Auch für die Innenpolitik der Länder hat Franziskus genaue Vorstellungen. Integration und vor allem die Möglichkeit zur Arbeit müsse gewährt werden. Qualifikationen von Migranten sollten „angemessen bescheinigt und geschätzt werden“. Auch der Zugang zu Bildung dürfe ihnen nicht verwehrt werden.

An die Adresse der italienischen Politiker dürfte der Hinweis gerichtet sein, dass allen Menschen von Geburt an das Recht auf eine Nationalität zusteht. Damit mischt sich Franziskus in eine langwierige politische Debatte in Italien ein: Die aktuelle Regierung unter Ministerpräsident Paolo Gentiloni plant, jedem der in Italien geboren wird, auch die italienische Staatsangehörigkeit zu geben (nach dem Prinzip des so genannten ius soli). Auch fordert Franziskus, den Erwerb der Staatsbürgerschaft nicht an wirtschaftliche oder sprachliche Erfordernisse zu knüpfen, sondern Migranten, die bereits lange in einem Land sind, den Zugang zur Staatsbürgerschaft zu vereinfachen.

Papst kritisiert auch die EU

In Zeiten rückläufiger Geburtenraten betont der Pontifex seine schon oft geäußerte Ansicht über den Wert der Zuwanderung für eine Gesellschaft. „Wenn die Fähigkeiten der Migranten, Asylbewerber und Flüchtlinge entsprechend erkannt und genutzt werden, so stellen sie eine echte Ressource für die Gemeinschaften, die sie aufnehmen, dar.“

Bereits in der Vergangenheit hatte sich Papst Franziskus immer wieder zum Thema Migration zu Wort gemeldet. Am schärfsten war wohl seine Äußerung im April dieses Jahres, als er die Aufnahmezentren für Migranten in Griechenland mit Konzentrationslagern verglich. Im April 2016 hatte er das Flüchtlingslager Moria auf Lesbos besichtigt und mit einigen Migranten dort gesprochen. Seitdem kritisiert der Papst immer wieder die Flüchtlingspolitik der Europäischen Union. Dass die Europäer ihre Türen verschlössen und gleichzeitig immer weniger Kinder bekämen, bezeichnete der Papst als „Selbstmord“.