Eine Fischaufstiegsanlage nach modernsten Standards und der Umbau der Schleusenkammer machen den Neckar bei Lauffen in den kommenden neun Jahren zur Baustelle. Die Brücke wird erst ab 2021 saniert. Die Projekte werden rund 35 Millionen Euro kosten.

Lauffens Bürgermeister Klaus-Peter Waldenberger gibt sich entspannt – denn von den 35 Millionen Euro, die vom Frühjahr 2016 an am Neckar verbaut werden, kommt kein Euro aus dem Lauffener Stadtsäckel. Alle Kosten übernimmt der Bund, die Stadt muss lediglich etwa eine Million Euro für die durch die Bauarbeiten notwendige Verlegung neuer Leitungen aufbringen.

 

Waldenberger sieht es mittlerweile auch gelassen, dass er den Neubau einer Neckarbrücke (B27) in seiner Amtszeit nicht mehr erleben wird. Zehn Jahre hat er sich darum bemüht. Inzwischen ist die Brücke so weit ertüchtigt worden, dass rund 22 000 Fahrzeuge täglich mit 50 Stundenkilometern passieren können.

Der Neubau wird um weitere drei Jahre hinausgeschoben. Er kann erst nach der Generalsanierung der linken Schleusenkammer begonnen werden, danach geht es an den Bau einer Fischaufstiegsanlage. Mit dem Baubeginn für die Brücke rechnet man deshalb jetzt erst 2021. Dann stehen nicht nur in Lauffen, sondern auch dem gesamten Unterland komplexe Beeinträchtigungen bevor. Dafür können dann die Neckarfische wie „Nase“ oder „Barbe“ barrierefrei über die eigens für sie geschaffene Treppe (Kosten : acht Millionen Euro) neckarauf- und – abwärts schwimmen.

Bundesweit nur sieben Anlagen

Diese Anlage ist vom Amt für Neckarausbau als Pilotprojekt eingestuft und wird die erste im Land nach neuen Standards. Bundesweit gibt es sieben solcher Anlagen. Die Fischaufstiegsanlage wird aus 69 parallel angeordneten Becken bestehen. Auf 320 Metern Strecke müssen die Fische einen Höhenunterschied von fast achteinhalb Metern überwinden.

Weitere Fischaufstiegsanlagen sollen an den Schleusenanlagen in Heilbronn-Horkheim, Gundelsheim, Kochendorf und Wieblingen entstehen. Lauffen wurde auch deshalb ausgewählt, weil hier Jagst, Kocher und Enz in den Einzugsbereich der wanderlustigen Fische fallen.

Dass sich das Gesamtprojekt, das seit 2004 im Gespräch ist, um Jahre verzögert (und damit wohl auch verteuert) hat, führt man beim Amt für Neckarausbau auf die vielen Schnittstellen für solch komplexe Vorhaben zurück. Diese reichten vom Denkmalschutz bis hin zu der Tatsache, dass zur Lauffener Schleusenanlage auch ein Wasserkraftwerk gehört. Mit dem Bau der Anlage war noch vor dem Krieg begonnen worden, 1951 wurde sie in Betrieb genommen.

Schleusenkammer wird ertüchtigt

Die Lebensdauer einer solchen Anlage wird mit 70 bis 80 Jahren angegeben. Der Beton bröckelt, die Statik stimmt nicht mehr, die Tore müssen erneuert werden. Für diese Baumaßnahmen wird man zwölf Meter tief gehen und hohe Spundwände für eine trockene Baugrube anlegen müssen. Dann soll die Anlage weitere hundert Jahre tauglich sein. Voraussichtlich wird sie sogar ferngesteuert. Die zweite Schleusenkammer in Lauffen stammt von 1962 und ist nicht sanierungsbedürftig.

Das Amt für Neckarausbau hat jetzt auch die Bürger informiert. Die Anlieger befürchten vor allem den Lärm, den Platzbedarf für die Baustelle und den damit verbundenen Lastwagenverkehr. Hier gab es teilweise Entwarnung. Die Zahl von zunächst angenommenen tausend Lastwagen für den Baustellenbetrieb wurde erheblich verringert, weil man den Betonabbruch per Schiff abtransportieren wird. Flüstern werden aber auch die 450 Betonmischer nicht. Es gibt eine Lärmschutzanlage mit bis zu vier Meter hohen Wänden. Den Bau übernimmt und finanziert ebenfalls der Bund.

Die Lauffener Schleuse wird nach derzeitigem Stand Schiffe bis 105 Metern Länge aufnehmen können, sollte es einen Bedarf für die 135-Meter-Schiffe geben, könne die Kammer verlängert werden, sagte Walter Braun von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes. Die Bundeswasserstraße Neckar ist 203 Kilometer lang und verfügt über 27 Staustufen.