Als „Hauptverkehrsachse von europäischer Bedeutung“ lobt Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) den sechsstreifigen Ausbau der Autobahn Karlsruhe-Stuttgart-München. Die Erweiterung erfolgt auf einer Länge von rund 22,6 Kilometern und wird wohl 200 Millionen Euro kosten – allein 26 Brücken müssen neu gebaut werden.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Merklingen - Ende September, spätestens Mitte Oktober wird ein auf sechs Fahrspuren verbreitertes Teilstück der Autobahn 8 frei gegeben. Nur noch die letzten Arbeiten an einem Erdwall, der die Autobahn von den nebenliegenden ICE-Gleisen trennt, sind zu machen. Es handelt sich um einen 7,8 Kilometer langen Abschnitt zwischen Ulm und Temmenhausen. Damit wird der erste von vier Abschnitten der 23 Kilometer langen Ausbaustrecke zwischen Ulm und dem Drackensteiner Hang fertig. Die acht Autobahnkilometer haben rund 50 Millionen Euro gekostet. Der gesamte Ausbau auf der Alb ist mit 220 Millionen Euro veranschlagt. Eingeschlossen ist in der Summe der Bau der neuen Autobahnanschlussstelle Ulm-Nord, die einen Güterbahnhof und angrenzende Gewerbegebiete besser anbinden soll.

 

Vom Fortschritt der Arbeiten überzeugte sich am Donnerstag der grüne Verkehrsminister Winfried Hermann. In Merklingen (Alb-Donau-Kreis) bekräftige er das Ziel der Landesregierung, die gesamte A 8 zwischen Karlsruhe und Ulm sechsspurig auszubauen. „Was wir heute haben, ist hochgefährlich.“ Noch am Mittag gegen 14 Uhr hatte sich nach einem Unfall bei Temmenhausen der Verkehr Richtung Stuttgart rasch auf eine Länge von 16 Kilometern gestaut. „Das System bricht sofort zusammen“, bestätigte der Projektleiter des Regierungspräsidiums Tübingen, Arnold Goller. Auf der A 8 fahren im Bereich der Schwäbischen Alb täglich durchschnittlich 67 000 Fahrzeuge, in Spitzenzeiten sind es sogar bis zu 80 000.

Die Baupläne der Straßenbauer und der Deutschen Bahn sind verknüpft

Bis 2019 sollen alle vier Autobahnabschnitte fertig sein. Damit werden die Straßenbauer voraussichtlich schneller fertig werden als die Deutsche Bahn, die ihre Baupläne auf der Alb gleichwohl fest mit dem Regierungspräsidium vertaktet hat. Die Bahn baut unter anderem vier Tunnel auf der Albhochfläche.

Offen ist weiterhin die Frage, wie das Nadelöhr Albaufstieg einmal geöffnet werden kann. Laut dem Minister Hermann wird der gut acht Kilometer lange Aufstieg zwischen Mühlhausen und Hohenstadt „600 Millionen Euro plus x“ kosten. Diese Summe sei über die Regelzuweisungen des Bundes für Straßenbaumaßnahmen im Südwesten – derzeit jährlich rund 200 Millionen Euro – keinesfalls zu stemmen, sagte Hermann. Dies müsse über eine Berliner Sonderfinanzierung geschehen, schließlich handle es sich bei dem Ausbau um die Ertüchtigung einer europaweit wichtigen Verkehrsachse. „Ich gehe davon aus, dass wir auch europäische Mittel bekommen können“, sagte der Minister.

Der Verkehrsminister hält eine private Finanzierung für wenig sinnvoll

Nach seiner Prognose wird Ende 2017 der Planfeststellungsbeschluss für den Albaufstieg fertig sein. Idealerweise könne nach Fertigstellung der A 8 auf der Alb gleich mit dem Aufstieg weitergemacht werden, also im Jahr 2019, sagte Hermann. „Deswegen werde ich weiter mit dem Bund verhandeln.“ Eine Finanzierungslösung, die einen privaten Investor einbezieht, hält der grüne Verkehrsminister nicht für sinnvoll. Fast zehn Jahre sei das Projekt Albaufstieg „liegen geblieben, weil der Bund sich nicht über die Finanzierung verständigen konnte“. Möglicherweise könnte Hermann bei seinen Gesprächen in Widerspruch mit dem bayerischen Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) kommen.

Auch die Bayern treiben seit 2011 den Ausbau der A 8 zwischen Ulm und Augsburg voran und sind fast fertig. Ende September soll die sechsspurige, 41 Kilometer lange Strecke komplett frei gegeben werden. Das Tempo in Bayern war möglich, weil mit der Pansuevia GmbH ein Privatinvestor ins Boot geholt wurde, der 30 Jahre lang für den Erhalt der Strecke zuständig sein wird und sich über Mauteinnahmen refinanziert. In Bayern gilt dieses Vorgehen als Erfolg.