Der Shooting-Star der Christdemokraten heißt Daniel Günther: Der 43-Jährige ist zum Ministerpräsidenten in Schleswig-Holstein gewählt worden.

Kiel - Er kann zuhören, scheut keine Gesprächspausen und wartet mit Antworten auch einmal ab: Daniel Günther (CDU) als bedächtigen Typen einzuschätzen, ist aber falsch. Beharrlich, fleißig und offen für Anregungen und Ideen hat der 43-Jährige Christdemokrat in Schleswig-Holstein ein politisches Wunder geschafft und im Mai dem SPD-Amtsinhaber Torsten Albig in einer gigantischen Aufholjagd den Ministerpräsidentenposten abgejagt. Am Mittwoch ist er in Kiel zum Regierungschef gewählt worden – von der CDU, der FDP und den Grünen, einer sogenannten Jamaika-Koalition. Wegen seines jungenhaften Aussehens ist Daniel Günther oft unterschätzt und als „Jüngling“ oder „ewiger Konfirmand“ abgetan worden – eine grobe Fehleinschätzung des Langstreckenläufers, der zwei bis dreimal die Woche seine zehn Kilometer joggt.

 

Ein Katholik im protestantischen Norden

Daniel Günther ist Katholik, was im protestantischen Schleswig-Holstein eine Rarität ist. Sein Familienleben – er ist verheiratet und hat eine Tochter – hält Günther aus der Öffentlichkeit heraus. Der Waterkant ist der in Eckernförde geborene Günther weitgehend treu geblieben, er studierte im Land Politikwissenschaft und Volkswirtschaft und startete eine Karriere als Parteisoldat: Mit 26 war er schon CDU-Kreisgeschäftsführer in Rendsburg-Eckernförde und Neumünster, 2009 rückte er als Abgeordneter in den Landtag in Kiel ein. In einer Notsituation der CDU im November 2016, als der bisherige Spitzenkandidat wegen mieser Umfragewerte das Handtuch warf, war Daniel Günther kurzerhand als Gegenkandidat von SPD-Ministerpräsident Albig aufs Schild gehoben worden. Nur sieben Monate vor der Wahl und weitgehend unbekannt, eine schwierige Lage.

Sein unter diesen Umständen überraschender Sieg verleiht ihm nun entsprechendes Selbstbewußtsein. „Ich möchte der Stimme Schleswig-Holstein in Berlin mehr Gewicht verleihen“, sagte Daniel Günther dem NDR. Und „natürlich“ habe er „bundespolitische Ambitionen“. In Sachen Homo-Ehe und Einwanderungsgesetz zeigt sich Daniel Günther offen und liberal, ein Gegenbild zur bisher als stock-konservativ geltenden CDU in Schleswig-Holstein. Zwar gelten die Liberalen auch in Kiel als traditionelle Bündnispartner der CDU, Günther hatte aber schon früh auch die Grünen um Robert Habeck und Monika Heinold als Koalitionspartner umworben.

Mit der „Schweinefleischpflicht“ einmal bundesweit Aufsehen erregt

Vor populistischen Anflügen ist Daniel Günther nicht ganz gefeit, man könnte auch sagen, er steht zu seiner Überzeugung. Bundespolitisch erregte erst einmal eine größere Aufmerksamkeit, als er sich im März 2016 für die „Schweinefleischpflicht“ in Kantinen einsetzte. Heute steht er noch zu den Worten von damals: „Ich habe nur gesagt, dass es zu unseren deutschen Essgewohnheiten gehört, dass man auch Schweinefleisch isst und dass Kantinen nicht aus Respekt vor Muslimen auf dieses Angebot verzichten sollten.“ In der künftigen Regierungsarbeit geht es um anderes: 500 Millionen Euro mehr für die Infrastruktur, die Rückkehr zu G-9 an den Gymnasien sowie mehr Planstellen für Lehrer und Polizisten stehen im Koalitionsvertrag. Wie stabil Jamaika-Koalitionen sind, darüber gibt es nur wenige Erfahrungen: Auf Landesebene gab es erst eine im Saarland. Sie hielt nur zwei Jahre und zwei Monate. Daniel Günther wird das diplomatische Geschick zugetraut, „den Laden“ länger zusammen zu halten.