Fachkräfte aus Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik sind gefragt. Aber auch diese Jobs sind nicht immer ein Selbstläufer.

MINT ist nicht gleich MINT

 

Laut der Arbeitsagentur gab es im vergangenen Jahr rund 7,3 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in einem MINT-Beruf. Die meisten arbeiten demnach im Bereich Technik: 86 Prozent, also rund 6,3 Millionen Arbeitnehmer, sind dort tätig - Elektroniker, Heizungsbauer, Tischler oder Ingenieure zum Beispiel. Jeder elfte MINT-Beschäftigte arbeitet in der Informatik oder Softwareentwicklung, nur jeder 20. hat seinen beruflichen Schwerpunkt in Mathematik oder Naturwissenschaften. MINT impliziert auch nicht automatisch einen akademischen Bildungsweg: Gut 60 Prozent der MINT-Arbeitnehmer haben eine duale oder schulische Berufsausbildung, jeder Vierte kann einen Meister-, Techniker- oder Bachelorabschluss vorweisen, nur rund 15 Prozent haben eine mindestens vierjährige Hochschulausbildung absolviert.

Noch immer wenige Frauen

Über alle Berufsfelder betrachtet sind Frauen in den MINT-Berufen mit einem Anteil von 14 Prozent weiterhin deutlich in der Minderheit. Allerdings sind die Verhältnisse in den einzelnen Bereichen sehr unterschiedlich. Den höchsten Frauenanteil (31 Prozent) gibt es in den Berufsfeldern Mathematik und Naturwissenschaften. Dagegen fällt der Frauenanteil in Informatikberufen (17 Prozent) und technischen Berufen (13 Prozent) deutlich ab. In manchen MINT-Studienfächern stellten Frauen im Jahr 2012 die Mehrheit (Biologie, Architektur) oder fast die Hälfte der Studenten (Geografie, Geowissenschaften, Chemie), während sie in Fächern wie Informatik, Maschinenbau, Verfahrenstechnik oder Elektrotechnik Exotinnen blieben. Bei Ausbildungsberufen sind die Verhältnisse übrigens noch krasser als bei den Studiengängen: Nur zwölf Prozent der Azubis des Jahres 2013 waren weiblich - das entspricht den Verhältnissen im Studiengang Elektrotechnik. Trotzdem: im Jahr 2012 begannen rund 85 000 Frauen ein MINT-Studium, was mehr als doppelt so viele sind wie noch Mitte der 90er Jahre.

Ausbildung

Laut Arbeitsagentur gab es zum Stichtag 30. Juni 2013 rund 415 000 MINT-Azubis. Neun von zehn dieser Nachwuchskräfte erlernen einen Beruf aus dem technischen Bereich, der Rest verteilt sich auf die Informatik (sieben Prozent) und auf Mathematik/Naturwissenschaften (drei Prozent). 142 500 Ausbildungsstellen wurden von den Betrieben bei der Arbeitsagentur gemeldet. Dieser Zahl standen rund 163 000 junge Menschen gegenüber, die in der Berufsberatung einen MINT-Beruf als ersten Wunsch genannt hatten.

Studium

Seit dem Jahr 2003 gibt es steigende MINT-Absolventenzahlen. 2012 schlossen rund 140 000 Studierende ihr MINT-Studium ab. Mittlerweile, so die Arbeitsagentur, erreichten die Absolventenzahlen Höchststände wie noch nie im wiedervereinigten Deutschland. Dies zeigt sich auch bei den Erstsemesterzahlen, die seit 2007 stetig zunehmen. Im Studienjahr 2012 entschieden sich 290 000 junge Menschen für ein MINT-Studium. Während sich vor 20 Jahren noch weniger als ein Drittel der Studienanfänger in ein MINT-Fach einschrieben, waren es 2012 mehr als 40 Prozent. Die Abbrecherquoten bleiben in manchen Studiengängen jedoch hoch - in Ingenieurstudiengängen an Universitäten steigt fast jeder Zweite vorzeitig aus, an Fachhochschulen fast jeder Dritte.

Beschäftigungssituation

Rund 355 000 Menschen, die eine MINT- Tätigkeit anstreben, waren im Jahresdurchschnitt 2013 arbeitslos gemeldet. MINT-Facharbeiter waren stärker betroffen (drei Viertel dieser Arbeitslosen) als MINT-Akademiker, -Techniker und -Meister. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 4,7 Prozent (Nicht-Akademiker) beziehungsweise 4,2 Prozent (Akademiker). Die Arbeitslosenquote außerhalb des MINT-Bereichs lag bei 6,1 Prozent. Damit bleibt die MINT-Arbeitslosenquote über die vergangenen Jahre in der Tendenz rückläufig. Allerdings zeigt ein leichter Anstieg im Jahr 2013, dass MINT-Fachkräfte trotzdem arbeitslos werden können. Für die Betroffenen wirkt der langfristige Trend dann schnell wie blanker Hohn. Vorsichtig äußert sich die Arbeitsagentur zu den weiteren Aussichten: Aus heutiger Sicht bleibe offen, wie aufnahmefähig der Arbeitsmarkt in den nächsten Jahren sei, wenn deutlich mehr Absolventen die Hochschulen verlassen.

Offene Arbeitsstellen

Viele MINT-Fachkräfte finden nicht über Stellenausschreibungen bei der Arbeitsagentur einen Job. Trotzdem sagt die dort gemeldete Zahl offener Stellen etwas über das Gesamtstellenangebot am Arbeitsmarkt aus. Im vergangenen Jahr waren bei der Arbeitsagentur durchschnittlich 137 000 Stellen für akademische und nichtakademische MINT-Fachkräfte gemeldet - 15 Prozent weniger als 2012. Im mehrjährigen Vergleich liege das Stelleangebot aber weiterhin auf einem guten Niveau: nur sechs Prozent weniger als 2007 und drei Prozent mehr als 2008. Neun von zehn Stellenangeboten richteten sich an Fachleute aus dem Bereich Technik, sieben Prozent an IT-Fachkräfte. Auffallend hoch ist die Zahl der Stellen, die Zeitarbeitsunternehmen ausgeschrieben hatten, nämlich fast jede zweite. Der Zeitarbeitsanteil bei den Stellenausschreibungen für alle Berufe liegt laut Arbeitsagentur bei knapp einem Drittel.

Fachkräftemangel

Über einen Mangel an MINT-Fachkräften wird oft und viel geklagt. Die Arbeitsagentur legt als Indikator für einen Fachkräfteengpass die Vakanzzeit zugrunde - jene Zeit, die zwischen dem gewünschten Termin für eine Stellenbesetzung und der tatsächlichen Besetzung vergeht. Fällt sie unverhältnismäßig lang aus, deutet dies auf ein Manko an Bewerbern hin. Betrachtet über alle Berufe beträgt die Vakanzzeit durchschnittlich 82 Tage, in den MINT-Berufen liegt sie dagegen bei 100 Tagen. Sie steigt von 97 Tagen bei nichtakademischen MINT-Fachkräften über 104 Tage bei MINT-Technikern, -Meistern und -Bachelors bis auf 111 Tage bei MINT-Fachkräften mit mindestens vier Jahren Hochschulstudium. Nach wie vor verneint die Arbeitsagentur einen generellen MINT-Fachkräftemangel. In einzelnen technischen Berufsfeldern und Regionen zeige sich jedoch ein Mangel: bei Ingenieuren in Maschinenbau, Fahrzeugbau und Elektrotechnik, quer durch alle Qualifikationsprofile bei Mechatronik und Automatisierungstechnik, aber auch im Feld Sanitär/Klima/Heizung und bei akademischen IT-Fachkräften.