Sie reisen von Miss-Wahl zur Miss-Wahl: Nicht immer kommen die Mädchen aus der Stadt, in der gewählt wird. Beim Partygriechen Cavos waren nur drei von 13 Bewerberinnen echte Stuttgarterinnen. Siegerin Gabriele Hess aus Sindelfingen hat anderntags ganz normal in ihrer Bank gearbeitet. Derweil gibt’s Streit der Veranstalter von Miss-Wahlen.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Ihr Krönchen hat sie am Donnerstag nicht zur Landesbank in Böblingen mitgenommen – aber eine Flasche Sekt, um mit den Kollegen anzustoßen. Die Finanzassistentin Gabriele Hess, die neue Miss Stuttgart, hatte zuvor bei der Arbeit nicht gesagt, dass sie beim Partygriechen Cavos vor eine prominente Jury treten wollte. Sie wollte anderntags in aller Frühe die Kollegen mit der guten Nachricht überraschen – doch die meisten hatten’s da schon dank Online-Lektüre gewusst. „Alle haben sich sehr gefreut“, berichtet die 22-Jährige, die in Sindelfingen wohnt – auch ihr Freund und ihre Eltern jubelten mit.

 

Es war nicht die erste Schönheitswahl, bei der sie teilgenommen hat. Vor einem Jahr ist Gabriele Hess Zweite bei der Wahl zur Miss Sindelfingen geworden. Was ihr damals bereits aufgefallen ist: „Die meisten Bewerberinnen kamen von außerhalb.“

Nur drei Bewerberinnen kamen aus Stuttgart

So war es auch in der Nacht zum Donnerstag bei der Wahl zur Miss Stuttgart. Von den 13 Kandidatinnen hatten auf dem Fragebogen der Miss Germany Corporation lediglich drei angegeben, dass sie aus Stuttgart stammen. Das Einzugsgebiet reichte bis Obersulm, Heilbronn, Brühl, Wangen und Baden-Baden. Offensichtlich gibt es viele junge Frauen, die von Miss-Wahl zur Miss-Wahl ziehen, um es dann irgendwo eine Runde weiter zu schaffen. „Für viele ist das ein Hobby“, sagt Peter Klemmer von der Miss Germany Corporation. Bevorzugt wolle man Kandidatinnen aus der Umgebung nehmen. Aber in Stuttgart hätten sich nicht genügend beworben. „Die Bedingung ist, dass die Teilnehmerinnen aus dem jeweiligen Bundesland stammen“, erklärt er.

Gabriele Hess findet es gut, dass Jurymitglied Marc Terenzi unserer Zeitung sagte, bei ihm komme es bei Frauen auf „Intelligenz“ an. „Schönheit ist nicht alles“, pflichtet die 22-Jährige ihm bei. Was ihr bei Männern wichtig ist? „Ausstrahlung“, lautet ihre Antwort. Jetzt freut sie sich auf die Wahl zur Miss Baden-Württemberg, die am 4. November stattfinden soll, möglicherweise erneut in Stuttgart.

Im nächsten Jahr auch eine Wahl zum Mister Stuttgart

Im Internet wird nun diskutiert, ob die Finanzassistentin wirklich die Schönste der Stadt und der Region ist. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Auf Widerspruch war Schönheitschirurg Christian Fitz, der als Jurymitglied für die Nummer sieben, also für Gabriele, stimmte, bereits in der Nacht im Cavos gestoßen. Seine Frau, selbst blond, war nämlich ganz anderer Meinung.

Rundum zufrieden war die lokale Veranstalterin Sandra Vogelmann. Alle Sponsoren hätten zugesagt, nächstes Jahres wieder mitzumachen, also mitzuzahlen, Möglicherweise müsse man sich dann eine größere Location suchen. Nur eines gefiel Frau Vogelmann nicht: Ein Boulevard-Blatt, das seine Stuttgart-Ausgabe neuerdings von München aus macht, hat am Donnerstag eine ganz andere Frau als Miss Stuttgart vorgestellt. Darüber ärgert sich Peter Klemmer von der Miss Germany Corporation, die den Miss-Titel für Germany und alle Bundesländer geschützt hat, aber nicht auf Stadtebene. Der andere Miss-Veranstalter sei „zwielichtig“ und wähle nur im Internet seine Siegerinnen aus, nicht bei einer Veranstaltung. Nachdem der Andrang im Cavos so groß war, will Klemmer mit einer Miss-Wahl im nächsten Jahr erneut nach Stuttgart gekommen: „Und dann wählen wir auch einen Mister Stuttgart.“