Zwei Mediatoren aus Frankfurt sollen bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in den Kinderheimen der Brüdergemeinde Korntal einen Neustart begleiten. Die Opfervertreter sind verhalten optimistisch.

Stuttgart - Die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in Kinderheimen der evangelischen Brüdergemeinde in Korntal soll nach einem Zerwürfnis der Beteiligten neu aufgenommen werden. Die Brüdergemeinde hat dafür zwei Mediatoren aus Frankfurt gewonnen, wie sie am Montag mitteilte. Sie versuchen demnach, mit den Opfervertretern bis Ende September erste Gespräche zur Gestaltung des neuen Aufarbeitungsprozesses zu führen. Die Opfervertreter sind noch zurückhaltend, gehen aber auf das Gesprächsangebot ein.

 

In den Heimen der Gemeinde sollen nach Angaben der Opfervertreter zwischen 1959 und 1975 Kinder sexuell missbraucht und misshandelt worden sein. Die Brüdergemeinde geht davon aus, dass einiges davon stimmt.

Die Arbeitsgemeinschaft Heimopfer hat die Mediatoren bereits kennengelernt und einen positiven Eindruck gewonnen, wie Sprecher Ulrich Scheuffele mitteilte. Der Sprecher der zweiten Opfergruppe, Netzwerk Betroffenenforum, Detlev Zander, hingegen sagte: „Wir erleben ein Dejà-vu“. Erneut setze die Brüdergemeinde den Opfern zwei Beauftragte vor. „Es war ausgemacht, dass man spricht, bevor man beauftragt“. Dennoch will er sich auf ein erstes Gespräch mit den Mediatoren im September einlassen.

Forscherin Vertrauen entzogen

Im bisherigen Dialog mit den mutmaßlichen Opfern hatte es Zerwürfnisse gegeben. Die Opfergruppen hatten der Forscherin, die die Aufarbeitung betreiben sollte, das Vertrauen entzogen. Daraufhin legte die Gemeinde im März den Dialog auf Eis.

Der Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, begrüßt nach Angaben seiner Sprecherin einen Mediationsprozess in Korntal, bei dem zwischen Gemeinde und Opfern vermittelt wird. Er habe aber entgegen der Darstellung der Brüdergemeinde bei der Auswahl der Mediatoren keine Empfehlung abgegeben.