Mehr als 150 Frauen werfen dem früheren US-Teamarzt im Turnen sexuellen Missbrauch vor. Larry Nassar gab sich reumütig und wünschte den Opfern „schnelle Heilung“.

Lansing - Er kam in Handschellen und Gefängnis-Kleidung in den Gerichtssaal und bat um Vergebung für seine ungeheuerlichen Taten. Der frühere US-Teamarzt Larry Nassar hat bei einer Anhörung in Lansing/Michigan über massenhaften sexuellen Missbrauch im amerikanischen Turnsport späte Reue gezeigt. Er bekannte sich in seinem Statement aber nur in sieben von 22 Anklagepunkten für schuldig. 130 Turnerinnen und Turner hatten gegen den früheren Mediziner der Michigan State University Zivilklagen eingereicht.

 

Seine Übergriffen täte ihm „furchtbar leid“, sagte der langjährige Arzt von USA Gymnastics und wünschte vor rund 150 betroffenen Frauen im Gerichtssaal den Opfern schnelle „Heilung“. Tags zuvor hatte die dreimalige Olympiasiegerin Gabby Douglas zugegeben, von Nassar sexuell missbraucht worden zu sein. Zuvor waren auch die US-Olympiasiegerinnen Alexandra Raisman und McKayla Maroney mit massiven Vorwürfen gegen Nassar an die Öffentlichkeit gegangen.

Nachweislich 368 Turnerinnen und Turner missbraucht

Neben sexuellen Übergriffen gegen minderjährige Turnerinnen und Turner wird Nassar auch der Besitz von Kinderpornografie vorgeworfen. Schon vor der Anhörung hatte Generalstaatsanwalt Bill Schuette den Fall Nassar „als Spitze des Eisberges“ bezeichnet. Laut der Zeitung „Indystar“ sollen in den zurückliegenden 20 Jahren nachweislich 368 Turnerinnen und Turner durch Trainer, Betreuer oder Turnzentrum-Inhaber missbraucht worden sein. Auf der Homepage des US-Verbandes findet sich kein Hinweis zu den ungeheuerlichen Straftaten Nassars – dafür eine Vorschau auf den am Donnerstag beginnenden Weltcup in Cottbus.

Der Termin zur Straffestlegung wurde für den 12. Januar 2018 anberaumt, könnte sich aber wegen zahlreicher Zeugen-Befragungen hinziehen. Richterin Rosemarie Aquilina erklärte, dass Nassar seine Position als Teamarzt „auf unwürdigste Weise genutzt habe, um Kinder zu missbrauchen“. Ihm drohen nun zwischen 25 und 40 Jahre Haft.