Im Ringen um die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen bei der evangelischen Brüdergemeinde Korntal fordern Opfervertreter nun ein Krisengespräch mit Vertretern der Landeskirche Württemberg. Zunächst aber wollen sich die Betroffenen am Wochenende treffen.

Korntal-Münchingen - Im Ringen um die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen bei der evangelischen Brüdergemeinde Korntal fordern Opfervertreter ein Krisengespräch mit Vertretern der Landeskirche Württemberg. Zunächst aber wollen die Betroffenen am Wochenende das weitere Vorgehen besprechen. Eingeladen dazu ist auch Alexander Probst. Er hatte den Opfern bei den Regensburger Domspatzen eine Stimme gegeben. Detlev Zander wiederum hatte die physische und psychische Gewalt in den Heimen der Brüdergemeinde publik gemacht. An dem Krisengespräch sollten auch Entscheidungsträger des Diakonischen Werkes, der Brüdergemeinde sowie der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung teilnehmen, forderte das Netzwerk Betroffenenforum am Mittwoch.

 

„Es ist höchste Zeit für ein Signal an die Missbrauchsopfer, dass sich etwas bewegt“, sagte Netzwerk-Sprecher Detlev Zander. „Der Landesbischof muss politisch aktiv werden“, fordert er von Frank Otfried July. „Es kann nicht sein, dass das Thema weiter auf dem Rücken der Betroffenen ausgetragen wird.“ Auch wenn der Aufklärer bei den Domspatzen, Ulrich Weber, nicht in Korntal als Aufklärer tätig sein wird, sagt Zander: „Wir halten an Weber fest.“ Er soll zum Krisengespräch eingeladen werden. Dem Vernehmen nach will sich der Anwalt zunächst auf die Domspatzen konzentrieren.

Weber hatte seine Absage in Korntal mit mangelndem Respekt gegenüber ihm und seiner Arbeit begründet. „Eine explizit von mir geforderte Erklärung, dass die Brüdergemeinde von einem Einflussrecht auf meine Veröffentlichungen im Aufklärungsprozess Abstand nimmt, ist bisher nicht erfolgt“, teilte er am Montag mit. Zander sagte daraufhin, die Brüdergemeinde wolle Weber „nicht unabhängig arbeiten lassen. Deren weltlicher Vorsteher verwahrt sich: „Von diesem schweren Vorwurf distanzieren wir uns. Eine auch von uns gewünschte unabhängige Arbeit und Aufklärung wurde und wird bis heute nicht in Frage gestellt.“ Webers Nicht-Beauftragung basiere ausschließlich auf unzureichendem Vertrauen nach Kenntnisnahme der Berichterstattungen über eine mögliche Verstrickung im Regensburger Korruptionsskandal.