Es entsteht der Eindruck, Ulrich Weber soll als Aufklärer verhindert werden. Das Interesse daran wird nicht von der Brüdergemeinde allein gesteuert, kommentiert Franziska Kleiner

Korntal-Münchingen - Den ehemaligen Heimkindern wird am Samstag ein Maulkorb verpasst, sie dürfen nur berichten, was im Konsens mit der evangelischen Brüdergemeinde und den beiden Mediatoren abgestimmt wurde. Dem durch die Aufklärung der Missbrauchsfälle bei den Regensburger Domspatzen öffentlichkeitserfahrenen Rechtsanwalt Ulrich Weber wird nahegelegt, die Sitzung in einem Stuttgarter Hotel durch den Hinterausgang zu verlassen. Ein Mediator ärgert sich vernehmbar über die Presse. Mit Transparenz hat all das nichts zu tun – dabei wollten Betroffene, Brüdergemeinde und Mediatoren an diesem Tag doch endlich einen Aufklärer benennen.

 

Drei Jahre lang haben die Betroffenen für die Aufarbeitung ihrer Erlebnisse in den Korntaler Kinderheimen gekämpft. Die Württembergische Landeskirche war ihnen dabei keine Hilfe. Sie erklärte stets, die selbstständige Brüdergemeinde kooperiere nur mit ihr. Dass die Mitglieder der Brüdergemeinde zugleich der Landeskirche angehören – um nur einen Aspekt der Verbindungen beider zu nennen – spielte in der Argumentation der württembergischen Landeskirche keine Rolle.

Die Betroffenen wollten Ulrich Weber, auch nachdem sein Name im Kontext des Korruptionsskandals um den Regensburger Oberbürgermeisters gefallen war. Den Protestanten hingegen kommt die Regensburger Affäre offenbar gelegen, um den der Sache verpflichteten, daher für alle Beteiligten unbequemen Weber zu verhindern. Die Brüdergemeinde brachte allerdings inhaltlich ausgesprochen dünne Argumente gegen ihn vor. Mehr noch: wie es heißt, soll der Vertrag zwischen ihr und Weber bereits ausgehandelt sein. Es muss also noch ein anderer Interesse daran haben, Weber zu verhindern. Davon sind inzwischen viele überzeugt. Wer das ist, ist unklar.