Das Regensburger Modell der Aufklärung würde allen dienen. Täter wie Betroffene sollten sich ihr furchtlos stellen.

Korntal-Münchingen - Kommt tatsächlich der Rechtsanwalt Ulrich Weber bei der Aufklärung der Vorfälle bei der Brüdergemeinde zum Zug, darf Korntal ein kleines Erdbeben erwarten. Wie während der Aufarbeitung des Missbrauchs bei den Regensburger Domspatzen wird der Jurist keine Einflussnahme der Beteiligten zulassen.

 

Die Brüdergemeinde wird in den eigenen Reihen niemanden mehr decken können, ehemalige Mitarbeiter werden mit ihrem Verhalten von damals konfrontiert, die Schilderungen der Betroffenen werden auf Plausibilität geprüft. Das ist gut und richtig. Nur die Arbeit eines Unabhängigen wird endlich die Faktenbasis schaffen können, die zur Aufarbeitung der Fälle von Gewalt in den Kinderheimen unabdingbar ist.

Regensburger Modell

Dem sollten sich alle Beteiligten furchtlos stellen, anstatt – wie manche – zu behaupten, es sei doch gar nichts passiert. Dem Betroffenen Detlev Zander, der den Missbrauch öffentlich gemacht hat, blieb daher nur eine Möglichkeit: Will er weiterhin am Aufklärungsprozess beteiligt bleiben, darf er sich nicht länger der Mediation verschließen, die er für unnötig erachtet. Dass beide Opfergruppen nun aufeinander zugegangen sind, ist aber auch ein Verdienst der Mediatoren. Mit dem Ergebnis, dass sogar Zanders Wunschkandidat Weber zum Aufklärer bestimmt wird.

Zander hat also den Weg mitgeebnet für das Regensburger Modell der Aufklärung. Die Strukturen der Domspatzen und der Brüdergemeinde sind nicht zu vergleichen. Webers Art zu arbeiten jedoch lässt sich auf Korntal übertragen. Denn auch in Korntal kann man nur auf der Basis der Fakten über Anerkennungsleistungen entscheiden. Gut, dass der andere Opfervertreter Wolfgang Schulz stets daran erinnert. Die teils älteren Opfer sollen die Anerkennung ihres Leids schließlich zu Lebzeiten erhalten.