Die Betroffenen wollen Ulrich Weber trotz der Turbulenzen um seine Person zum Aufklärer machen. Das sei richtig, meint unsere Autorin Franziska Kleiner.

Korntal-Münchingen - Es gilt die Unschuldsvermutung. So lange dem Regensburger Anwalt Ulrich Weber kein strafrelevantes Verhalten nachgewiesen ist, hat er als unschuldig zu gelten. Die Betroffenen tun gut daran, sich an diesen Grundsatz der Rechtsstaatlichkeit zu halten.

 

Besonnen reagieren sie auf die Nachricht, Weber könnte in den Korruptionsskandal um den Regensburger Oberbürgermeister verwickelt sein. Sie halten zum jetzigen Zeitpunkt daran fest, Weber am Samstag als Aufklärer der Missbrauchsvorwürfe zu wählen, um endlich mit der Aufarbeitung der Fälle von physischer und psychischer Gewalt in den Kinderheimen der evangelischen Brüdergemeinde zu beginnen und die Vorwürfe der Betroffenen auf ihre Plausibilität überprüfen zu lassen.

Die einmütige Reaktion der beiden Opferverbände ist nach den Streitereien der vergangenen Monate bemerkenswert. Umso unverständlicher ist es, dass nun ausgerechnet die Mediatoren, die doch auch engagiert worden waren, um die Betroffenen an einem Tisch zusammenzubringen, gegen deren Willen eine für Samstag anberaumte Pressekonferenz absagen.

Die Betroffenen wollen sich am Samstag dennoch äußern. Sie tun gut daran, sich nicht den Mund verbieten zu lassen. Denn sie machen damit auch klar, um wen es in der Aufarbeitung zu gehen hat: Um sie, die ehemaligen Korntaler Heimkinder.