Wer in Kontakt ist, versteht sich besser: Dieser Gedanke liegt der „Ludwigsburger Erklärung“ über den respektvollen Umgang zwischen allen Religionen zugrunde. Ein Gespräch mit Muhittin Soylu, der an der Entstehung beteiligt war.

Ludwigsburg - Sechs Jahre ist sie alt, die Ludwigsburger Erklärung über ein friedliches Zusammenleben der Religionen. Nun hat sich die Planungsgruppe Dialog der Religionen entschieden, das Bekenntnis zu erneuern. Muhittin Soylu, der an der Entstehung der Erklärung beteiligt war, erläutert die Gründe hierfür – und weshalb die Zusammenarbeit so wichtig ist.

 
Herr Soylu, warum bedurfte es überhaupt einer solchen Erklärung? Und weshalb wiederholen Sie sie jetzt?
Damals ging es darum, das interreligiöse Miteinander schriftlich festzuhalten. Wichtig war auch die Unterstützung der Kommunen. Außerdem sind auch gewisse Verpflichtungen enthalten. Diese Punkte sind aktueller denn je. Bei allem, was wir politisch im Moment erleben, haben wir die Neuauflage für sinnvoll erachtet.
Waren alle Religionsgemeinschaften an der Erklärung beteiligt oder gab es auch Vorbehalte?
Die meisten Kirchen- und Moscheegemeinschaften sind dabei, auch jüdische Gemeinden, Aleviten und Buddhisten. Es stand jeder Gemeinde frei mitzumachen, und trotz vereinzelter Bedenken haben am Ende fast alle unterschrieben.
Wie ist der Kontakt der Religionen in Ludwigsburg?
Die Arbeit der Religionsgruppen im Umgang miteinander trägt Früchte, der Kontakt ist generell gut. In Ludwigsburg läuft es beispielhaft. Unsere Erklärung hat großen Anklang auch über die Stadtgrenzen hinaus gefunden.
Gibt es Aktionen wie die Ludwigsburger Erklärung denn auch in anderen Städten?
In ähnlicher Form gibt es das öfter. Aber so wie bei uns, wo die Gemeinden involviert sind und wo es eine enorme Vorbereitung gab, das wäre mir nicht bekannt.
Wo gibt es Schnittstellen zwischen den Religionen?
Natürlich zunächst der Glaube an sich, egal, wie er im Detail aussieht. Es gibt zwischen den Glaubensrichtungen viele Überschneidungen, etwa, was ihren Ursprung angeht. Die zehn Gebote im Christentum gibt es in ähnlicher Form auch im Islam; Jesus und Moses sind dort Propheten.
Wie erleben Sie das Klima in der Stadt, auch in Bezug auf den Islam? Gibt es Vorurteile?
Im Großen und Ganzen gibt es gottseidank keine Konflikte. Natürlich haben manche Bürger Vorbehalte, auch gegen den Islam, gerade in der heutigen Zeit. In Ludwigsburg gibt es aber ein gutes Miteinander, Ausnahmen gibt es immer.
Was kann sich verbessern?
Die meisten Vorbehalte entstehen, wenn man keine Kenntnisse über den anderen hat. Je besser man sich kennt, desto besser läuft es auch im Umgang miteinander. Wenn man sich mit Respekt begegnet, entstehen auch keine Konflikte. Dieses Miteinander muss weiter intensiviert werden, jeden Tag.