Neuer Präsident, altes Wappen: Der Adidas-Manager Bernd Wahler wird mit 97,4 Prozent der Stimmen zum neuen Präsidenten gewählt. Auch für die Rückkehr zum alten Wappen gibt es bei der VfB-Mitgliederversammlung eine riesige Mehrheit.

Stuttgart - Kurz vor Mitternacht wird es in der brütend heißen Porsche-Arena noch einmal laut. Müde, verschwitzt und abgekämpft sind die VfB-Mitglieder – trotzdem springen sie jubelnd von ihren Sitzen auf, als auf der Videotafel das Ergebnis der Präsidentenwahl erscheint. 97,4 Prozent der 2600 Mitglieder haben für Bernd Wahler gestimmt, den einzigen Kandidaten. Es ist ein sensationelles Ergebnis für den 55-jährigen Adidas-Manager, der mit erhobenen Armen auf die Bühne läuft. „Das ist überwältigend, ein Traum geht in Erfüllung“, sagt Wahler am Ende der knapp sechsstündigen Versammlung: „Ich verspreche, ich werde mein Bestes geben.“

 

Die VfB-Familie ist also zusammengerückt, die Gräben sind zumindest vorläufig zugeschüttet. So hitzig vor zwei Jahren die knappe Wahl von Gerd Mäuser über die Bühne gegangen war, so harmonisch gestaltete sich die Kür des Nachfolgers. „Wir müssen jetzt eine Aufbruchstimmung erzeugen und wollen diesen Neuanfang als Chance nutzen“, sagte der neue Aufsichtsratschef Joachim Schmidt. Die Grundlagen dafür, sie sind gestern gelegt worden.

Fredi Bobic gab das Signal zum Aufbruch

Fredi Bobic, Liebling der Fans und so etwas wie der Übergangs-Clubchef, war es, der das Signal zum Aufbruch gab. Eher nüchtern-sachlich brachte der Manager den sportlichen Rückblick auf eine eher enttäuschende Saison hinter sich. Umso emotionaler wurde er bei der Vergangenheitsbewältigung und dem Blick nach vorne. „Eigenverschulden“ räumte Bobic in Bezug auf die jüngste Führungskrise ein, „man war taub und hat keine Kritik zugelassen.“ Klar war, wer damit gemeint war: Gerd Mäuser und der langjährige Aufsichtsratschef Dieter Hundt, die beide nicht in der Halle waren.

„Allergrößten Respekt“ richtete Bobic an den Ehrenrat des VfB, der „an entscheidender Stelle an die Öffentlichkeit“ gegangen sei. In der StZ hatte Alfred Grupp, der Vorsitzende dieses Gremiums, im Zuge der quälenden Suche nach einem Präsidentschaftskandidaten Hundt zum Rücktritt aufgefordert, der am Tag darauf tatsächlich erfolgte. Der Ehrenrat, sagte Bobic, habe dem VfB „einen großen Dienst erwiesen“.

„Dialog ist unsere wichtigste Aufgabe“

Nun gelte es, nach vorne zu schauen und verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. „Den Dialog zu suchen mit allen, die ein Herz für den VfB haben – das ist unsere wichtigste Aufgabe“, sagte Bobic – und kann nur begrüßen, dass Bernd Wahler sein neuer Vorstandskollege wird: „Mit seinen integrativen Fähigkeiten kann er die Speerspitze in unserem Team sein.“

Auch Joachim Schmidt verspricht mehr Transparenz und ein neues Miteinander. „Diskussionen auf Augenhöhe“ kündigte er an, er wolle alles dafür tun, „dass wir wieder ein Superverhältnis zu den Fans bekommen“. Der Fokus müsse wieder auf dem Sport liegen – „es kann nicht sein, dass wir uns selbst zerfleischen“. Nur kurz erinnerte Schmidt daran, dass in der elfjährigen Amtszeit von Dieter Hundt „nicht alles schlecht gewesen“ sei. Er sagte aber auch: „Die Außendarstellung des Vereins war alles andere als gut, das hat sehr weh getan.“ Letzter Beleg für den Verfall von Hundts Ansehen im Verein: Satte 68,5 Prozent der Mitglieder verweigerten ihm die Entlastung, während der Rest des Aufsichtsrats um den neuen Chef Joachim Schmidt von 80,3 Prozent durchgewunken wurde.

Schwarze Null ist nicht das einzige Ziel

An Schmidt sollen in Zukunft auch weitere Investitionen auf dem Transfermarkt nicht scheitern. Die schwarze Null sei „nicht das alleinige und oberste Ziel“, sagte der Daimler-Manager: „Von Zeit zu Zeit müssen wir ein vertretbares Risiko eingehen, um den VfB in die Spitzengruppe zu bringen und dort zu halten.“

So gab es nur vereinzelte Misstöne – vor allem dann, wenn es um Bruno Labbadia ging. Einige Mitglieder, die ans Mikro traten, übten Kritik am VfB-Trainer, was Bobic „gewaltig auf den Keks“ ging. „Seit ich hier bin, wird ständig über Trainerentlassungen gesprochen. Kontinuität ist ein Fremdwort“, sagte der Manager und hielt ein Plädoyer für Labbadia: „Es ist eine Freude, mit ihm zusammenzuarbeiten. Er ist rund um die Uhr damit beschäftigt, die Mannschaft voranzubringen.“ Trotzdem: von dem Votum, das Wahler bekommen hat, könnte Labbadia nur träumen.

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